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Sachsenring-GP: Übernimmt ADAC Sachsen die SRM?

Von Günther Wiesinger
Im Zusammenhang mit dem Motorrad-GP von Deutschland überschlagen sich die Ereignisse. Es gibt einen neuen Promoter – und bald einen neuen SRM-Eigentümer?

Das Tauziehen um die Austragung des deutschen Motorrad-GP ist beendet. Die Sachsenring Rennstrecken Management GmbH hat den Grand Prix seit 2012 veranstaltet, sich aber im Mai 2018 mit dem Rechte-Inhaber ADAC e.V überworfen, weil eine vereinbarte Bankgarantie in der Höhe von 4 Millionen Euro nicht beigebracht wurde.

Danach kam es zu recht undiplomatischen Äußerungen aus Sachsen. SRM-Geschäftsführerin Nadin Pohlers (28) bezichtigte den ADAC quasi der Unwahrheit, indem sie versicherte, alle Vertragsbedingungen erfüllt zu haben.

Seit Mitte Juli fühlte sich jedoch die SRM wieder extrem zuversichtlich, besonders nach einem Gespräch von Ministerpräsident Michael Kretschmer mit Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta am Rennsonntag 15. Juli um 10.10 Uhr.

An diesem Gespräch nahm auch der mutmaßliche SRM-Investor Matthias Moser teil, der per Ende September 2019 die SRM privatisieren und 75,1 Prozent der Anteile übernehmen wollte. Für einen Preis von 300.000 Euro, wie zu hören war.

Seit Juli 2018 hoffte die SRM GmbH, der ADAC e.V. werde die Rechte abgeben, man könne dann direkt mit der Dorna verhandeln und den angeblichen vom ADAC verrechneten finanziellen Aufschlag vermeiden.

Investor Moser meinte, dass nur die SRM für den Grand Prix in Frage käme, wegen der Pachtverträge und wegen der Lärmtage. Aber diese lagen beim ADAC Sachsen, und nach der Kündigung des GP-Deals durch die ADAC-Zentrale in München waren dieser Deal für 2019 hinfällig.

Doch in den letzten Tagen ging es in Sachsen drunter und drüber. Es gab viele geheime Sitzungen und widersprüchliche Meldungen. Der ADAC e.V. werde selbst veranstalten, nein, der künftige SRM-Mehrheitseigentümer Moser werde künftig der neue starke Mann sein – oder der ADAC Sachsen werde wieder als Promoter auftreten, war zu hören.

Doch heute erklärte der ADAC in einer Pressemitteilung, es gäbe eine neue Partnerschaft mit dem ADAC Sachsen, mit diesem verlässlichen starken Partner werde eine neue Ära eingeläutet.

Matthias Moser rieb sich verwundert die Augen. «Die SRM und ich sind durch die Pressemitteilung total überrascht worden», erklärte Matthias Moser am frühen Nachmittag gegenüber SPEEDWEEK.com. «Im Vorfeld gab es dazu keinerlei Infos. Und seitdem hat auch keiner mit uns gesprochen.»

Nun, das wird auch nicht mehr passieren, denn die SRM war mit Beendigung des Grand Prix 2018 nicht mehr Vertragspartner des ADAC.

Investor Moser wurde durch die Nachricht auf dem linken Fuß erwischt. «Ich habe gestern an den ADAC geschrieben und mich erkundigt, welche Entscheidung am Dienstag bei der Präsidiumssitzung getroffen worden ist. Ich habe keine Antwort bekommen. Erst heute am Vormittag hat der ADAC mit der Ausgabe der Pressemitteilung die SRM offiziell davon informiert. Also nur im Rahmen der Pressemitteilung. Mit unser hat niemand gesprochen.»

Moser weiter: «Für die Fans ist die Entscheidung wahrscheinlich gut, sie haben nächstes Jahr eine sichere Veranstaltung. Ich bin natürlich sehr traurig, denn ich hätte das sehr, sehr gerne gemacht.»

Moser befand sich heute bis zum Nachmittag in Dresden. «Wir haben uns über den Kaufvertrag komplett geeinigt. Wir haben den Notartermin schon festgelegt gehabt und haben uns mit den Behörden getroffen, um das alles klar zu machen. Und das ist auch gelungen.»

Aber unterschrieben war noch nichts.

Und jetzt zeichnet sich eine Sensation ab: Nicht Moser wird 75,1 Prozent der SRM übernehmen, sondern ausgerechnet der ADAC Sachsen, geführt vom Vorstandsvorsitzenden Klaus Klötzner. Der ADAC Sachsen war zuletzt seit 2012 als sportlicher GP-Ausrichter als Partner der SRM.

Matthias Moser wirkt fast sprachlos. Er will momentan noch gar nicht so richtig wahrhaben, dass die SRM ausgebootet wurde.

«Ich kann beim besten Willen nicht sagen, ob die SRM beim Grand Prix 2019 noch eine Rolle spielen wird», grübelt der Besitzer des Triple-M-Superbike-WM-Teams. «Ich weiß gar nichts. Der ADAC hat mit keinem gesprochen. In der Pressemitteilung heißt es ja auch, man werde versuchen, mit den existierenden Partnern weiterzumachen. Ich kann nicht sagen, was das heißt.»

Aber die ADAC-Mitteilung verrät klipp und klar: Der neue GP-Promoter ist der ADAC Sachsen.

«Ja, ich interpretiere das genau so», räumt Matthias Moser ein. «Aber ich weiß nichts. Mir fehlen die Informationen. Ich weiß nicht, wer der Promoter ist und wie die Vertragsverhältnisse zwischen dem ADAC und dem ADAC Sachsen aussehen.»

Moser kann sich eine SRM-Übernahme durch den ADAC Sachsen momentan nicht vorstellen. «Ich halte das für unmöglich. Ich bin heute mit allen Bürgermeistern und SRM-Gesellschaftern zusammengesessen. Die Landesregierung und alle Bürgermeister stehen hinter dem Vertrag, der mit mir ausgehandelt wurde, nachdem wir ein Jahr lang darüber gesprochen haben.»

Die Rolle des ADAC Sachsen

Der ADAC Sachsen war auch seit dem Beginn der SRM-GP-Ära 2012 nicht aus dem Spiel. Er kassierte pro Jahr 170.000 Euro für die sportliche Ausrichtung des Grand Prix, der durfte seine eigene Tribüne und sein Gelände vermarkten. Das brachte noch einmal 200.000 Euro pro Jahr ein.

Der ADAC e.V. hat für die Weitergabe des Dorna-GP-Vertrags eine Managementgebühr jährlich von 170.000 Euro eingesteckt. Dazu bekam der ADAC kostenlose VIP-Tickets, Parkplätze und durfte den Junior-Cup ohne Gebühr abwickeln.

Moser wird jetzt natürlich keine SRM-Anteile mehr übernehmen. «Wenn diese Gesellschaft nicht mehr GP-Veranstalter ist, kann ich mich daran auch nicht beteiligen», hält er fest.

Die SRM hat nach drei GP-Jahren 1,2 Millionen Schulden gehabt, sie hat im Vorjahr 900.000 Euro Verlust erwirtschaftet und 2018 wieder bis zu 270.000 Euro. Der Freistaat Sachsen habe ein Darlehen in dieser Höhe genehmigt, um die Zahlungsfähigkeit des GP-Promoters zu gewährleisten, war kürzlich zu hören.

Aber inzwischen zeichnet sich ab, dass die SRM mit ihren sieben Mitarbeitern ihre finanziellen Verpflichtungen zur Gänze einhalten kann. Deshalb ist das besagte Darlehen bisher nicht beantragt worden.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der gerade in Chemnitz gehörigen Ärger hat, betonte beim Grand Prix im Juli, für ihn sei die SRM der einzige GP-Promoter, er werde sich vehement für den Event einsetzen.

Die heftige Kritik von Kretschmer

Aber vorher hatte Kretschmer der SRM mit seiner heftigen Kritik am ADAC wohl keinen Gefallen getan.

«Wir haben mit der Region und auch mit der SRM GmbH einen Partner, der unglaublich verlässlich, professionell und auch mit sehr niedrigen Kosten diese Veranstaltung organisiert», sprach der womöglich etwas blauäugige sächsische Regierungschef. Er stellte die Frage, warum der «ADAC so einen Zirkus mache».

Dann wärmte er den vier Jahre alten Skandal auf, als der ADAC beim Automobilpreis «Gelber Engel» bei der Anzahl der abgegebenen Stimmen und der Rangfolge der Autos manipuliert hatte. Außerdem hatten sich Mitglieder des ADAC-Präsidiums mit Rettungshubschraubern des Vereins zu verschiedenen Veranstaltungen fliegen lassen.

«Wenn ich ADAC wäre und so eine Geschichte der letzten Jahre hinter mir hätte, wo so viel Vertrauen verloren gegangen ist, würde mich jetzt ein bisschen anders verhalten», lautete die kryptische Aussage des Politikers.

Michael Kretschmer betonte gegenüber den Lokalpolitikern aus den Gemeinden, er werde sich für die Zukunft des Sachsenrings-GP und die SRM stark machen: «Wir halten da zusammen.» Man lasse sich nicht für dumm verkaufen, stellte der CDU-Mann fest. «Ich möchte dieses Rennen. Ich möchte nicht nur dieses Jahr kommen dürfen, sondern auch in den nächsten Jahren.»

Der ADAC e.V. reagierte im Frühjahr prompt auf diese nicht gerade von Diplomatie getragenen Sprüche von Ministerpräsident Kretschmer.

«Wir sind verwundert von den Aussagen von Ministerpräsident Kretschmer zur Vertragsauflösung mit der SRM. Die sächsische Staatskanzlei war über die drohende Vertragskündigung dauerhaft informiert und hätte eingreifen können. Bei unseren Bemühungen, gemeinsam mit der SRM und Vertretern der sächsischen Staatskanzlei eine konstruktive Lösung zu finden, um die Vertragskündigung zu vermeiden, haben wir stets mit offenen Karten gespielt. Unser vorrangiges Ziel ist es weiterhin, die Zukunft des deutschen Motorrad-Grand-Prix über das Jahr 2018 hinaus zu sichern, im Idealfall auf dem Sachsenring», sagte ein ADAC-Sprecher gegenüber SPEEDWEEK.com.

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