Bradley Smith (8.): Wehmütiger Abschied von KTM
Der Abschied von Bradley Smith vom Red Bull KTM Factory-Team war am Wochenende in Valencia von Wehmut geprägt. Der 27-jährige Engländer hat wertvollen Anteil an der Entwicklung der KTM RC16. «Und er hat als Erster und unser Projekt geglaubt, also unser MotoGP-Bike noch eine ‚black box» war», sagte Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender von KTM.
Deshalb wurde Smith auch im Sommer 2017 nicht entlassen, als er resultatmäßig einiges schuldig blieb und nicht nur von Pol Espargaró, sondern auch von Testfahrer Mika Kallio in den Schatten gestellt wurde.
Aber dann rettete Bradley zum Beispiel vor einem Jahr in Valencia mit Platz 11 für KTM gegen Aprilia den fünften Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.
Übrigens: Durch Rang 3 von Pol Espargaró sicherte sich KTM am Sontag beim WM-Finale neuerlich Platz 5 in der Marken-WM. Der Endstand: 1. Honda 375. 2. Ducati 335. 3. Yamaha 281. 4. Suzuki 233. 5. KTM 72. 6. Aprilia 59.
Was den meistens Zuschauern in Valencia verborgen blieb: Bradley Smith rückte bei seiner KTM-Abschiedsvorstellung am Sonntag mit einem ungewöhnlichen Helm-Design auf. «Bradley hat meine Tochter Laura gefragt, womit er mir eine Freude machen könnte. Sie hat gesagt: ‚Bitte keine Weinflaschen.’ Und dann hat sich Bradley diese Idee einfallen lassen», schilderte der ehemalige Cross-WM-Star Pit Beirer sichtlich gerührt. «Er ist mit meinem Helm-Design von 2003 gefahren.»
Am Sonntagabend fand im Red Bull-Holzhaus noch eine gesellige Abschiedsfeier für BS#38 statt, der morgen als Aprilia-Testfahrer ein neues Kapitel seiner Karriere aufschlägt und außerdem 2019 für das Petronas-Team als MotoE-Fahrer in den Weltcup einsteigt.
Was ging beim KTM-Abschied in Bradley vor, der mit Platz 8 in Valencia sein bestes KTM-Resultat erreichte und die WM mit 38 Punkten als 18. beendete, diese Punktezahl hatte er sich schon für 2017 erhofft, als er WM-21. mit 29 Punkten wurde. Pol drang mit insgesamt 51 Punkten in der WM übrigens noch auf Platz 14 vor.
Fühlte sich Bradley traurig? Oder auch ein bisschen stolz?
«Es gibt wenig Raum für Sentimentalitäten, weil sie sich entschieden haben, mich loszuwerden», sagte Bradley, der meint, KTM habe zu wenig Geduld mit ihm gehabt. «Es ist so, als wenn dich deine Freundin verlässt. Du kannst dann eine Weile traurig sein, aber am Ende des Tages lässt sich die Situation nicht ändern. Ich werde jeden vermissen, mit dem ich bei diesem Projekt zusammengearbeitet habe. Ich weiß nicht, wie das gelungen ist, aber Teammanager Mike Leitner hat eine fantastische Gruppe von Menschen zusammengefügt, die er aus der Vergangenheit kannte. Da sind viele Leute dabei, mit denen er früher zusammengearbeitet hat. Und dann kamen andere neu dazu, die dabei sein wollten. So kamen viele Leute zusammen, die vom gleichen Ehrgeiz beseelt sind.»
«Ich bin sehr stolz, weil ich der erste Fahrer war, den KTM kontaktiert hat und der ein Vertragsangebot bekam», ergänzte Smith, der seinen Vertrag schon beim Katar-GP 2016 öffentlich machte, als er noch eine komplette Saison bei Tech3-Yamaha vor sich hatte. «Ich weiß nicht, ob sie vorher schon andere Piloten engagieren wollten. Aber ich bekam als erster Kandidat ein konkretes Angebot. Ich habe als Erster für KTM unterschrieben und habe meinen Teil für die Zukunft dieses Teams beigetragen. Ich denke, die ersten Jahre sind immer die Wichtigsten, denn in dieser Phase muss das Projekt in die richtige Richtung gelenkt werden. Ich habe mit meinen Ergebnissen einen kleinen Teil zum Erfolg von KTM beigetragen, und darauf bin ich stolz.»
Auch Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, freute sich über den versöhnlichen Saisonabschluss in Valencia: Sieg in der Moto3-Klasse durch Neuling Öncü, Sieg durch Oliveira in der Moto3 und Gewinn der Team-WM mit dem Red Bull Ajo-Moto2-Team, dann erfolgreichstes Werksteam im MotoGP-Rennen mit den Rängen 3 und 8.
«Ich habe das ganze Jahr über gesagt, wir sind stärker, als es auf dem Papier aussieht», stellte Beirer fest. «Denn wir hatten mit Mika und Pol zwei verletzte Fahrer. Wir sind beim Sachsenring-GP in ein tiefes Loch gefallen. Damals hatten wir die Bestzeit im Warm-up mit einem neuen Motorrad und dachten, jetzt werden wir Fortschritte machen. Aber Mika hat sich in Sachsen am Freitag schwer am Knie verletzt, Pol beim nächsten Rennen in Brünn und dann noch einmal in Aragón. Alles ist schiefgegangen. Vor zwei Monaten haben wir kritische Momente durchgemacht. Trotzdem haben wir unseren Plan durchgezogen, denn wir waren überzeugt, dass unser Weg der Richtige ist. Jetzt hatten wir erstmals wieder einen komplett schmerzfreien und fitten Pol, deshalb haben wir ein erstes großes ‘pay back’ für die ganze Firma erlebt.»