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Paolo Ciabatti (Ducati): Holt Dovizioso MotoGP-Titel?

Von Nora Lantschner
Paolo Ciabatti (li.) umarmt Ducati-Star Andrea Dovizioso

Paolo Ciabatti (li.) umarmt Ducati-Star Andrea Dovizioso

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti interessiert kein Wirtshausgeschwätz – auch ohne Jorge Lorenzo will der italienische Rennstall 2019 den MotoGP-Titel. «Andrea Dovizioso gehört zu den Besten», so der Italiener.

Andrea Dovizioso belegte in den vergangenen zwei Jahren jeweils den zweiten WM-Rang hinter Marc Márquez. Während das Ergebnis 2017 unerwartet kam, war die Freude bei Ducati 2018 weniger groß, wie Paolo Ciabatti zugab.

«Mit der Verpflichtung von Lorenzo haben wir das Paket komplettiert und uns war bewusst, dass wir kein Alibi mehr hatten, falls wir nicht um die Weltmeisterschaft gekämpft hätten. Mir Jorge haben wir es nicht geschafft, aber wir haben einen außergewöhnlichen Dovizioso entdeckt, den sich – ehrlich gesagt – keiner erwartet hatte. Nur wenige haben Anfang 2017 daran geglaubt, dass Andrea sechs Rennen gewonnen und bis zum letzten Grand Prix mit Márquez um den Titel gekämpft hätte. Vielleicht nicht einmal er selbst», erinnerte sich der Ducati-Sportdirektor im Interview mit «GPone.com».

«Andrea hat es geschafft, sein Talent voll zu entfalten, auch dank der Arbeit der Mannschaft und dem verbesserten Motorrad. Dadurch hat er ein außergewöhnliches und unerwartetes Resultat geschafft. Es gab eine große Feier – mit einem kleinen faden Beigeschmack, wenn man an einig Fehler denkt», ergänzte Ciabatti.

Nach dem zweiten WM-Rang erwartete man sich in Borgo Panigale, 2018 dort anzuknüpfen – was mit dem Sieg von «Dovi» beim Saisonauftakt in Katar gelang. Die folgenden Rennen liefen allerdings nicht immer nach Wunsch.

«Die Vorzeichen waren gut, um bis zum Schluss [um den Titel] zu kämpfen. Wir wussten, was uns im Jahr davor gelungen war. Aufgrund zu vieler Stürze und ein paar Probleme anderer Natur haben wir es nicht geschafft, auch wenn Andrea eine herausragende Saison gezeigt hat. Von Brünn an war er immer auf dem Podest, außer in Japan, wo er gestürzt ist, als er versucht hat, die Titelentscheidung zu vertagen. Es bleibt ein bedeutendes Ergebnis, das wir aber weniger feiern, weil wir wissen, dass wir während der Saison zu viele Punkte verloren haben und das bedauern wir», sagte Ciabatti offen.

Der MotoGP-Vizeweltmeister stand von seinem Sieg in Brünn an fünf Mal in Folge auf dem Podest, dazu kamen noch ein dritter Platz auf Phillip Island und zum Saisonabschluss in Valencia ein Sieg – der insgesamt siebente Ducati-Erfolg des Jahres 2018.

«Ich glaube, dass Marc Márquez ein außergewöhnliches Talent hat und die Messlatte in der Weltmeisterschaft sehr viel höher gelegt hat. Er gewann fünf Titel in den sechs Jahren seit seinem Debüt, das zeigt, wie herausragend er ist. Dass wir ihn 2018 sieben Mal schlagen konnten und 2017 sechs Mal, auch Mann gegen Mann, muss uns Stolz machen», unterstrich der 61-jährige Italiener.

Das Ziel für Ducati ist aber auch ohne einen MotoGP-Weltmeister ihm Team klar. Nach dem Abgang von Jorge Lorenzo, der auf der Desmosedici immerhin drei Rennen gewann, vertraut der italienische Rennstall auf eine rein italienische Fahrerpaarung: Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci sollen es 2019 richten.

«Wir sind hier, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen, und wir werden uns mit all unseren Ressourcen dafür einsetzen – wohl wissend, dass es eine große Herausforderung ist, weil Honda der größte Motorrad-Konstrukteur weltweit ist und Márquez wahrscheinlich das größte Talent im modernen Motorradsport. Es ist ein ehrgeiziges Ziel, aber es ist das einzige, das wir haben», stellte Ciabatti klar.

«Wenn man Márquez streichen würde, hätten wir die letzten zwei Titel geholt. Es wäre auch einfach hinzuzufügen, dass wir mit Marc im Team wahrscheinlich zwei Doppelsiege gefeiert hätten... Aber das ist Wirtshausgeschwätz», winkte er ab. Der Spanier sei auch in den nächsten zwei Jahren der größte Gegner. «Wir sind überzeugt davon, dass Andrea im Stande ist, gleichauf mit Márquez zu kämpfen. Er hat es schon gezeigt. Wir müssen Fehler vermeiden, weil auch Yamaha und Suzuki konkurrenzfähig sein werden. Außerdem müssen wir darauf zählen, dass Danilo den Schritt macht, den wir von ihm erwarten, und der Konkurrenz Punkte abnimmt.»

Immer wieder werden Stimmen laut, dass Dovizioso kein Fahrer ist, der je einen Titel in der MotoGP-WM holen kann. «Ich glaube, dass diese Vision falsch und ungerecht ist», widersprach Ciabatti entschieden.

«Die Karriere eines Fahrers und die Titel, die er gewinnt, verändern sein Bild und die allgemeine Wahrnehmung: Einer mit vier oder fünf Titeln wird anders wahrgenommen als Andrea, der vor vielen Jahren eine Weltmeisterschaft gewinnen konnte [2014 in der 125er-Klasse], und das dann – aus bestimmten Gründen – nicht wiederholen konnte. Jeder Fahrer geht einen anderen Weg, wächst auf eine andere Art und Weise – und viele Faktoren nehmen Einfluss darauf. Ich glaube, dass das Bild von Andrea davon bestimmt wird – von außen – aber ich glaube auch, dass er sich mit uns von 2013 bis heute zu einem herausragenden Fahrer entwickelt hat. Er hat gezeigt, dass er neben dem Talent auch Charakter besitzt», ergänzte er.

«Wir sind gemeinsam zu Ducati gekommen: Die erste Saison war niederschmetternd, wegen der fehlenden Ergebnisse und der Orientierungslosigkeit im Team», erinnerte sich der Ducati-Sportdirektor. Nun habe sich das Blatt aber gewendet: «Wir sind ein großer Konstrukteur in der MotoGP-WM geworden und er vor allem ein Fahrer, der als Referenz gilt. Wenn du konstant auf dem Podium stehst von Brünn an, dann können die Leute denken, was sie wollen – du bleibst einer der Besten in der MotoGP-WM. Dovizioso hat seit Sepang 2016 elf Rennen gewonnen. Schaut selbst, wer sonst noch in diesen zwei Jahren gewonnen hat – ich glaube, die Antwort könnt ihr euch selbst geben», so Ciabatti.

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