Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Ducati: Der Geist von Stoner und Lorenzo plagt «Dovi»

Von Günther Wiesinger
Österreich-GP 2019: Andrea Dovizioso besiegt Marc Márquez

Österreich-GP 2019: Andrea Dovizioso besiegt Marc Márquez

Bei Ducati trauert man immer noch Casey Stoner und teilweise auch Jorge Lorenzo nach. Dabei war Andrea Dovizioso dreimal in serie WM-Zweiter. Aber er hat keinen leichten Stand bei den Roten.

Beim Österreich-GP 2019 ist durchgesickert, dass die Verhältnis zwischen Andrea Dovizioso und Ducati-Corse-General Manager Gigi Dall'Igna stark belastet ist. Das lag zum Teil an den kritischen Äußerungen von «Dovi» nach dem Sachsenring-GP, der für 2020 endlich eien tedhnische Revolution verlangte. Zum anderen hatte es mit der gescheiterten Rückholaktion von Jorge Lorenzo für 2020 zu tun, der für ein Jahr bei Pramac geparkt und dann wieder ins Werksteam befördert werden sollte. Mit Billigung von Ducati-CEO Claudio Domenicali. Doch HRC gab Lorenzo nicht frei. Doch seither haben sich Dovi und Dall'Igna nicht mehr viel zu sagen. Dass Dovizosos Manager Simone Battistella seinen zweiten Schützling Álvaro Bautista gleichzeitig von Ducati in der Superbike-WM zu Honda transferierte, worauf der beleidigte Domenicali den 19-fachen Saisonsieger aus Spanien mit einem geldgierigen Hund verglich, trug auch nicht zur Verbesserung des Betriebsklimas bei.

Aber die von «Dovi» beim deutschen WM-Lauf geäußerte Kritik scheint berechtigt. Denn die Desmosedici offenbarte auf manchen Pisten wie in der Vergangenheit ihre Schwachstellen. Und Ducati selbst hatte ja jahrelang betont, Dovi fahre in der ersten Liga mit – auf dem Niveau von Márquez, Lorenzo, Viñales & Co.

Schon beim Aragón-GP 2017 beklagten sich Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso gemeinsam und einhellig über Probleme beim «mid corner turning», das gilt seit langem das Schreckgespenst des italienischen Herstellers. Auch Casey Stoner hatte während seiner Rückkehr als Testfahrer genau diesen Mangel kritisiert.

Ex-Rennfahrer und Teamkoordinator Davide Tardozzi glaubte schon im September 2017, Ducati sei nahe daran, dieses langwierige Problem ein für alle Mal zu lösen – nicht zuletzt dank Edel-Testfahrer Casey Stoner.

Der zweifache MotoGP-Weltmeister aus Australien hatte einen GP18-Prototyp im September 2017 in Valencia getestet. Und Tardozzi berichtete von einem positiven Feedback Stoners.

«Casey hat uns sehr deutlich gesagt, welche Richtung wir einschlagen müssen. Jetzt liegt es an Gigi Dall’Igna und den Ingenieuren, die Informationen von Casey zu verarbeiten und die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen»sagte Tardozzi damals.

Tardozzi damals weiter: «Casey hat ein paar Aussagen bestätigt, die uns Dovi und Jorge im Laufe der Saison 2017 vermittelt haben. Es ging in erster Linie um den Kurveneingang. Unser Problem ist unverändert die Kurvenmitte. Das Thema beschäftigt uns schon so lange. Es wird langsam langweilig.»

Doch als Dovizioso genau dieses Thema nach dem enttäuschenden Sachsenring-GP 2019 wieder publik machte, fiel er bei Gigi Dall’Igna in Ungnade. Seither beschränkt sich die verbale Kommunikation zwischen dem dreifachen Vizeweltmeister und dem Ducati-Corse-Rennchef auf ein Minimum. Und im August wurde sogar überlegt, Lorenzo für 2020 zurück zu Ducati zu holen. 2020 zu Pramac, 2021 ins Winnow-Werksteam.

Ein klarer Misstrauensantrag gegenüber Dovi, der schon 2017 und 2018 heftig brüskiert wurde. Er bekam ca. 1 Million Euro Jahresgage, Lorenzo 12,5 Millionen.

Eine schallende Ohrfeige für Dovi, der auch in den ganz üblen Zeiten 2013 bei Ducati sein Bestes gab – und nie lautstark Kritik übte.

Casey Stoner war im Februar 2016 nach fünf Jahren von Honda als testfahrer zu Ducati zurückgekehrt. Er klagte schon beim ersten Sepang-Test über das mangelhafte Turning der Ducati mit dem Alu-Chassis, das bei seinem Weggang noch nicht existiert hatte. Casey wurde 2007 mit dem Stahlrahmen Weltmeister, danach baute Ing. Filippo Preziosi vorübergehend sogar ein Karbon-Monocoque.

August 2019: Ein seltsames Szenario

Was im Juli und August 2019 zwischen Ducati und Lorenzo nd dem Pramnac-Team alles ablief, wird sich nie im Detail ergründen lassen. Manager Albert Valera bot jedenfalls seinen Fahrer Lorenzo an, das ist Tatsache. Bei Ducati soll überlegt wordenm sein, Lorenzo für 3 Millionen aus dem HRC-Vertrag rauszukaufen und ihm weitere 3 Millionen als Jahresgage für 2020 zu bezahlen.

Doviziosos Jahresgage soll inzwischen bei kolportierten 6 bis 7 Millionen liegen.

Jack Miller hätte dann bei Pramac 2020 keinen Platz gehabt. Er verhandelte in Spielberg sicherheitshalber mit Red Bull-KTM, weil Zarco dort seinen Vertrag für 2020 aufgelöst hatte.

Beim Sachsenring-GP hatte Miller den Ducati-Deal für 2020 aber schon per Shakehands verlängert.

Doch dann platzten alle Pläne, denn Ducati fand das nötige Geld für Lorenzo nicht – und HRC gab ihn nicht frei.

Audi verlangte Ducati-Titel für 2015

Gigi Dall’Igna wechselte im Oktober 2013 von Aprilia Racing zu Ducati Corse. Audi-Vorstand Dr. Ulrich Hackenberg verlangte damals den MotoGP-Titelgewinn 2015. «Wir wollen nicht nur mitfahren», tönte er.

Als Stoner 2016 zu Ducati zurückkehrte, bestand lange Zeit die Hoffnung, der Champion würde noch einzelne Rennen mit der Desmosedici bestreiten. Zum Beispiel beim GP von Österreich 2016 mit einer Wildcard, weil dort nach dem Juli-Test feststand, dass Ducati dort beste Chancen hatte, erstmals seit 2010 (Stoner) einen MotoGP Grand Prix zu gewinnen. Ob Dovizioso und Iannone im Werksteam dazu fähig wären, daran bestanden bei den Roten gewisse Zweifel. Stoner sollte es richten.

Stoner soll damals für Spielberg 2016 zugesagt haben. Er verlangte aber eine bestimmte Motorrad-Konstellation, die ihm Ducati nicht liefern wollte, weil sie nicht exakt jener technischen Spezifikation entsprach, die Dovizioso und Iannone damals einsezten-

Stoner lehnte deshalb den Wildcard-Einsatz ab. Ducati gewann trotzdem – mit Andrea Iannone.

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