Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Aleix Espargaró (Aprilia): Was bringt Formel-1-Input?

Von Nora Lantschner
Aleix Espargaró stellt Veränderungen in der Aprilia-Box fest

Aleix Espargaró stellt Veränderungen in der Aprilia-Box fest

Aleix Espargaró hält große Stücke auf Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola. Der ehemalige Ferrari-Sportdirektor kam aus der Formel 1 – und brachte unter anderem den Informationsaustausch über Funk mit.

Am 7. Januar 2019 kam Massimo Rivola als CEO der Aprilia-Rennabteilung nach Noale. Zuvor hatte der 48-jährige Italiener 21 Jahre lang in der Formel 1 gearbeitet. In der MotoGP-WM erlebte Rivola mit der Aprilia-Truppe 2019 keine einfache Saison: Aleix Espargaró und Neuzugang Andrea Iannone beendeten die Weltmeisterschaft auf der RS-GP auf den Rängen 14 und 16.

Wie bewertet Espargaró, der seit 2017 für Aprilia fährt, die erste Saison unter Rivola? «Ich glaube, Massimo war nicht in der Lage all das zu tun, was er wollte. Wenn du an einen neuen Platz kommst, musst du verstehen, wie es dort funktioniert. Eine intelligente Person wie Massimo ist geduldig und hört viel zu, das braucht mehr Zeit», schickte der 30-jährige Spanier voraus. «Ich bin aber sehr glücklich darüber, wie sich seine Präsenz in dieser Saison ausgewirkt hat. Das Team ist viel gewissenhafter, in der Box geht es zehn Mal so professionell zu. Wir haben das Image verändert, jetzt geht es darum, die Konkurrenzfähigkeit des Motorrads und die Ergebnisse zu verändern. Aber das wird kommen, denn in diesem Jahr sind in den letzten zwei Monaten mehr Ingenieure zu Aprilia gekommen als in den zehn Jahren davor. Ich glaube, dass die Veränderungen in Zukunft sichtbar werden.»

2020 soll es aufwärts gehen, nicht nur dank der sehnsüchtig erwarteten RS-GP 20, hofft der Werksfahrer: «Ich bin optimistisch. Es sieht so aus, als wären wir auf dem richtigen Weg. Zwei, drei Ingenieure sind neu dazugekommen, zwei Jungs für die Aerodynamik, ein anderer für das Chassis... Mehr als sechs Personen wurden von sehr konkurrenzfähigen Arbeitgebern geholt, kamen zum Projekt und haben neue Ideen mitgebracht. Sie werden Romano [Albesiano] sehr helfen, seine Mannschaft wird viel stärker sein. Wir haben also keine Ausreden. Das hat uns gefehlt und ich hoffe, dass das neue Motorrad und die Ideen, die die neuen Leute einbringen, uns helfen werden.»

So wurde Paolo Biasio (Support engine development) von Ducati zurückgeholt und Elena De Cia (Electronic development) von Suzuki. Dazu kamen Stefano Romeo, zuvor «trackside head of electronic» bei Ferrari in der Formel 1, und Marco de Luca, der bei Ferrari und McLaren als Aerodynamik-Experte engagiert war.

Nicht nur beim Personal hat sich der ehemalige Ferrari-Sportdirektor Rivola in der Formel 1 bedient. «Wir haben ein paar Dinge ausprobiert, die aus der Formel 1 kommen», verriet Espargaró. «Nicht am Bike, aber die Art und Weise, auf die sie dort arbeiten. Sie sind viel besser organisiert als wir. Was die Kommunikation angeht, verbessern wir uns stark. Wir haben beim Test Funkgeräte im Helm ausprobiert, damit ich den Ingenieuren bessere Informationen geben kann, wenn ich in der Box bin. Wir probieren verschiedene Dinge aus, die mehr als willkommen sind.»

«Natürlich nur in der Box, auf dem Bike ist es verboten», stellte der Spanier zum Thema Funk klar. «Wenn ich zehn Ingenieure um mich habe, dann können nicht alle zehn hören, was ich sage. Das ist unmöglich. Mit dem Funkgerät können sie im Truck sitzen und perfekt hören, was ich sage. So können sie umgehend damit arbeiten und müssen nicht den Report lesen. Das sind kleine Details. Natürlich ist das Wichtigste ein konkurrenzfähiges Bike. Aber diese Details kommen uns sehr gelegen, weil sie das Leben für die Ingenieure einfacher machen.»

«Massimo verändert einige Dinge in unserer Arbeitsweise, wir haben auch mehr Meetings. Sie haben auch versucht, einen Ernährungsberater miteinzubeziehen und haben einige Dinge in der Hospitality verändert. Massimo ist stark. Er versucht sein Bestes, aber weil er kein Ingenieur ist, gibt es etwas, was er nicht verbessern kann, weil es nicht von ihm abhängt. Die ganze Organisation aber schon und in nur zehn Monaten muss ich sagen, dass er diese Dinge sehr stark verändert hat», lobte der ältere der Brüder Espargaró.

Übrigens: Aprilia verfügt zwar über das geringste Budget in der MotoGP-WM, Aleix hört aber nur sehr ungern, dass sein Arbeitgeber der kleinste in der Königsklasse ist. «Aprilia ist nicht das kleinste Werk in der MotoGP, auch wenn es so aussieht», hielt er fest. Der 30-Jährige weiß aber auch, dass es im Moment bei weitem nicht reicht, um mit den großen Playern wie Honda und Yamaha mitzuhalten: «Man kann sich unsere Ergebnisse in den letzten Jahren anschauen. Etwas fehlt, weil wir nicht auf dem Level unserer Gegner sind. Was ich sagen will, ist, dass Aprilia eigentlich sehr groß ist. Die Piaggio-Group ist sehr, sehr groß. Wir müssen das unter Beweis stellen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft diese Wahrnehmung verändern können. Es ist nicht schön, wenn man hört, dass Aprilia am kleinsten ist – aber danach sieht es auf der Strecke aus.»

MotoGP-WM-Endstand nach 19 Rennen:

1. Marc Márquez 420. 2. Dovizioso 269. 3. Viñales 211. 4. Rins 205. 5. Quartararo 192. 6. Petrucci 176. 7. Rossi 174. 8. Miller 165. 9. Crutchlow 133. 10. Morbidelli 115. 11. Pol Espargaró 100. 12. Mir 92. 13. Nakagami 74. 14. Aleix Espargaró 63. 15. Bagnaia 54. 16. Iannone 43. 17. Oliveira 33. 18. Zarco 30. 19. Lorenzo 28. 20. Rabat 23. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Syahrin 9. 24. Abraham 9. 25. Guintoli 7. 26. Kallio 7.

Konstrukteurs-WM:
1. Honda 426. 2. Yamaha 321. 3. Ducati 318. 4. Suzuki 234. 5. KTM 111. 6. Aprilia 88.

Team-WM:
1. Repsol Honda Team 458. 2. Ducati Team 445. 3. Monster Energy Yamaha 385. 4. Petronas Yamaha SRT 307. 5. Team Suzuki Ecstar 301. 6. Pramac Racing 219. 7. LCR Honda 210. 8. Red Bull KTM Factory Racing 134. 9. Aprilia Racing Team Gresini 106. 10. Red Bull KTM Tech3 42. 11. Reale Avintia Racing 32.

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