KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Andrea Dovizioso im Wettlauf mit der Zeit

Von Otto Zuber
Dovizioso arbeitet mit einer Physiotherapeutin

Dovizioso arbeitet mit einer Physiotherapeutin

Der Italiener arbeitet nach seinem Schlüsselbeinbruch am Comeback, um rechtzeitig für den ersten MotoGP-Test in Sepang fit zu werden.

Schon kurz nach seinem Wechsel vom Honda-Werksteam zu Monster Yamaha Tech3 sah sich Andrea Dovizioso mit Problemen konfrontiert, weil er sich beim Motocross-Training das Schlüsselbein brach. Im interview mit der Internetplattform MotoGP.com sprach der WM-Dritte von 2011 über seine Situation.

Andrea, du musstest dich nach dem Motocross-Sturz im Training am Schlüsselbein operieren lassen. Wie fühlst du dich?
Nach dem Sturz hatte ich extreme Schmerzen. Die Operation verlief aber gut. Es war danach schmerzvoll, aber wenn du ein Fahrer sein willst, gehört das dazu. Nun freue ich mich nur auf den nächsten MotoGP-Test in Malaysia.

Du wirst bei diesem Test für Monster Yamaha Tech3 nicht im Vollbesitz deiner Kräfte sein.

Ich kann im Moment nicht wissen, wie meine Situation beim Test sein wird, denn 23 Tage nach dem Eingriff sind nicht wirklich viel. Die Ärzte haben bei der Operation einen grossartigen Job erledigt und ich bin wirklich zuversichtlich, dass ich für den Test vorbereitet sein kann.
Aber ein Teil meines Problems ist, dass es sowieso immer schwierig ist beim ersten Test, denn nachdem man drei Monate nicht auf dem Bike gesessen hat. Da bin ich in einer schlechten Position mit der Verletzung, und die malaysische Rennstrecke ist ausserdem wirklich hart, besonders mit der Feuchtigkeit und den hohen Temperaturen. Ich denke und hoffe, dass ich in Ordnung bin, um das Bike kennenzulernen. Vielleicht werde ich beim zweiten Test bei 100 Prozent sein, also kann ich mein Niveau dann besser verstehen.

Wie sich zeigte, ist Motocross nicht gerade die ungefährlichste Trainingsmethode. Kannst du für uns erklären, was es dir in Bezug auf Fitness und Fahrfähigkeit bringt?

Motocross ist sehr weit entfernt und ganz anders als MotoGP, aber es ist der einzige Weg, im Winter auf dem Motorrad zu trainieren. Ich bin leidenschaftlicher Motocross-Fahrer, dazu ist es für mich wichtig, zu trainieren. Immer, wenn ich Motocross fahre, ist das ein gutes Training, man dreht nicht nur ein paar Runden und hat Spass mit Freunden. Für mich ist es aus zwei Gründen wichtig: zum Trainieren und weil ich es leidenschaftlich betreibe.

Hast du in den letzten Rennen 2011 schon mit einem Auge auf die Yamaha-Fahrer geschielt, wie sie fahren und wie sich das Bike verhält?
Es waren nicht nur die letzten paar Rennen, in denen ich versucht habe, das Yamaha-Bike zu verstehen. Du studierst die anderen Motorräder immer, besonders wenn du in einem Werksteam bist. Ich studiere Yamaha, seit meinem ersten MotoGP-Jahr. Aber bist du ein Bike selber ausprobiert hast, kannst du nicht alle positiven Punkte und besonders nicht die negativen Aspekte einer Maschine verstehen. Du kannst etwas verstehen – aber nicht alles.

Wie ist dein Verhältnis zum neuen Teamkollegen Cal Crutchlow?

Ich bin glücklich, Cals Teamkollege zu sein. Er ist ein sehr guter Mensch und ich denke, er ist ein wirklich guter Fahrer. Er hatte nicht viel Erfahrung in den Weltmeisterschaften wie Superbike und Supersport und besonders nicht in der MotoGP. Aber er ist hier, das bedeutet, dass er talentiert ist. Ich denke, keiner weiss genau, wo Cals Limits liegen, denn er ist erst ein Jahr in der MotoGP und hatte so viele Stürze, aber ich denke, dass er wirklich konkurrenzfähig sein kann.

Wie hart war es, nach vielen Jahren Honda zu verlassen?

Ich denke, meine Ergebnisse waren wirklich gut, besonders 2011, aber natürlich nicht gut genug. Aber niemand kann mit der dritten WM-Position zu 100 Prozent zufrieden sein, denn es ist nicht die erste für Honda. Sicherlich liegt mein Ziel höher, aber ich denke, Dritter in der Meisterschaft und besonders der dritte Platz im letzten Rennen gegen Dani Pedrosa, war für mich sehr wichtig.

Bekommst du als Rennfahrer und Vater einer Zweijährigen eine andere Perspektive auf das Racing?
Seit meine Tochter geboren wurde hat sich meine Denkweise enorm geändert. Die letzten beiden Jahre fuhr ich meine besten Ergebnisse ein und alles wurde schöner für mich, nachdem sie geboren wurde, denn sie ist etwas Besonderes. Ich bin wirklich glücklich, Vater zu sein. Ich bin ziemlich jung, aber ich denke, dass mir das bei meinen Ergebnissen geholfen hat. Für mich war es besser als für andere, denn ich bin noch immer so jung, dass ich nicht denke «Ich bin jetzt alt und muss mich auf meine Familie konzentrieren» und vielleicht ist es das, warum es nur geholfen hat.

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