Miguel Oliveira über Aus: «Angst», «Magen umgedreht»

Miguel Oliveira fährt bei Pramac Yamaha. Sein Vertrag endet diese Saison, seine Zukunft ist ungewiss
Vor dem MotoGP-Rennwochenende auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona wurde offiziell: Pramac Yamaha fährt nächstes Jahr mit Superbike-Champion Toprak Razgatlioglu (das war schon vorher klar) und Jack Miller (das war neu). Das gaben Team und Hersteller am Donnerstagmorgen vor dem Katalonien-Wochenende bekannt. Damit ist offiziell, was sich angedeutet hatte: Miguel Oliveira ist 2026 ohne Job.
Der Portugiese sagte in seiner Medienrunde über sein Aus bei Pramac Yamaha: «Ich wusste, dass die Entscheidung aussteht. Als ich mich entschieden habe, mich dem Projekt anzuschließen, war es ein 1+1-Deal mit einer Performance-Klausel in der Mitte der Saison des ersten Jahres. Die Idee war es, zwei erfahrene Fahrer im zweiten Team zu haben, um Feedback zu bekommen und das Projekt voranzubringen. Ich bin mir sicher, dass es Entscheidungen in zwei Schlüsselmomente gab. Der erste war meine Verletzung, mit der ich zu spät wieder in die Saison zurückkam. Und die Entscheidung über den zweiten Fahrer für Pramac war bereits gefallen.»
Gemeint sind die Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu aus der Superbike-WM, die im Juni offiziell wurde. Damit war klar, dass 2026 nur für maximal einen der beiden aktuellen Pramac-Piloten Platz sein wird. Oliveira hatte sich in Argentinien verletzt, verpasste vier Rennwochenenden und hatte eine schwierige Wiedereingewöhnung. Mit nur zehn Punkten steht er in der WM-Wertung an Rang 23.
Oliveira: «Ich fühlte mich wie das schwächste Glied, erholte mich von meiner Verletzung. Es war ein bisschen jedes Rennen: Beweise dich, zeig uns, was du wert bist. Es ist okay, Druck zu haben. Aber so eine Art Druck ist… Ich will nicht sagen unfair, weil es nicht an mir liegt, das zu beurteilen.»
Dazu kam: Zwischen dem Toprak-Announcement und der Entscheidung für Miller und gegen Oliveira lagen gut drei Monate. Jede Menge Zeit also sich zu bewähren – aber auch für Spekulationen. Oliveira: «Dass die Entscheidung so lange gedauert hat, hat die Angst nur verstärkt. Herzukommen und all die Fragen gestellt zu bekommen… Es war kein Massaker (an Fragen von Journalisten, Anm.), aber dieses Thema war einfach immer präsent. Nichts zu wissen, hat mir den Magen schon etwas umgedreht.»
Konnte er sein Können überhaupt richtig zeigen? Oliveira: «Man beweist sich mit guten Ergebnissen und wenn man das Motorrad hat und sein Potenzial zeigen kann. MotoGP ist aber nicht linear, wenn es darum geht, Performance zu analysieren. Selbst Fahrer, die lange auf demselben Motorrad fahren, haben auf einem anderen Probleme, wofür man nicht unbedingt technische Erklärungen findet. Ich habe Jahr für Jahr das Motorrad gewechselt. Es gibt eine Phase, in der man sich anpasst. Dann eine Phase, in der man sich traut, crasht und daraus lernt. Und dann gibt es die Phase, in der man dann endlich die Ergebnisse einfährt. Ich habe das Gefühl, dass ich noch in der zweiten Phase bin, in der noch nicht die Resultate da sind. In den letzten paar Monaten ist das Motorrad außerdem auch einfach nicht perfekt gewesen.» In Österreich waren die langsamsten vier Motorräder die vier Yamahas.
Und wie geht es jetzt weiter für Oliveira? «Für mich stehen unterschiedliche Türen offen. Ich habe noch keine Entscheidung getroffen und bin auch offen für Vorschläge. Mein Herz hängt sehr an diesem Paddock. Ich weiß, dass hier aber wohl nur Testfahrerjobs verfügbar sind. Mit einem Hersteller verbunden zu sein, mitzuhelfen, ein Motorrad zu entwickeln, das kann inspirierend sein. Aber ich will wirklich gerne Rennen fahren.»
Eine Möglichkeit, Rennen zu fahren, könnte in der Superbike-WM liegen: Rekordchampion Jonathan Rea beendet bei Yamaha nach Ende der Saison seine Karriere. Wäre das eine Option für Oliveira? «Wir sind in Gesprächen», sagt der Portugiese.
Eine andere Option schließt Oliveira klar aus: Gefragt nach einer möglichen Rückkehr in die Moto2 sagte er entschieden und laut, fast empört: «Nein, nein, nein. Ich bin nicht in dem Alter dafür. Das ist keine Option für mich.»