Ducati-Pilot Pecco Bagnaia machte radikalen Schritt

Pecco Bagnaia
Bei der MotoGP-Premiere auf dem Balaton Park Circuit lief es für Ducati-Werksfahrer mit den Rängen 13 und 9 nicht nach Wunsch – die vorangegangene private Trainingssession mit der Panigale V4 S hat dem zweifachen MotoGP-Weltmeister nicht viel gebracht. Seit dem Grand Prix auf dem Sachsenring stand Bagnaia nicht mehr auf dem Podest. Auf Teamkollege Marc Marquez, der zuletzt 14 Rennen in Folge gewinnen konnte, hat er bereits 227 Punkte Rückstand.
In Ungarn hatte der Italiener im Hauptrennen dennoch eine gute Pace und nach dem Rennen meinte er, dass er zwar nicht mit dem Ergebnis aber mit dem Gefühl recht zufrieden war – er konnte die GP25 so fahren, wie er wollte. Bagnaia hatte mit seiner Crew eine große Veränderung bei Bike-Setup vorgenommen, er sieht darin viel Potenzial. «Wir sprechen hier über Zentimeter – wenn man bei einem Motorrad Änderungen in diesem Bereich vornimmt, dann spürt man einen großen Unterschied», betonte der 28-Jährige. «Es sind weniger als zwei Zentimeter. Wir waren bei einem Tiefpunkt in dieser Saison angelangt, deshalb war es richtig, etwas komplett anderes auszuprobieren. Am Ende konnte ich wieder mein Bike fahren – ich war happy!»
Was genau gelang ihm in Ungarn besser als in den vorangegangenen Rennen? «Beim Anbremsen auf der Geraden war das Gefühl nach der Änderung ähnlich, aber ich konnte das Bike beim Kurveneingang in Schräglage besser herunterbremsen – das habe ich die gesamte Saison über vermisst, wenn ich hinter anderen Piloten fuhr. Denn wenn du dich hinter anderen Fahrern befindest, beeinträchtigt dich deren Windschatten beim Bremsen. Und wenn du in Schräglage nicht anständig bremsen kannst, dann bist du verloren – das war mein Problem. In Ungarn haben wir dafür eine Lösung gefunden», erklärte Bagnaia.
Bagnaia und die Ducati-Mannschafft rund um Gigi Dall’Igna haben in dieser Saison schon viel ausprobiert. «Du kannst dir nicht vorstellen wieviel», meinte er am Donnerstag in Richtung eines Journalisten. Wer hatte die Idee, das Setup radikal zu verändern? «Es war eine Teamentscheidung – Christian (Crew-Chief Christian Gabarrini, Anm.) und die Ingenieure hatten diese Idee. In dieser Saison haben wir schon ähnliche Dinge versucht, aber niemals so gravierend. Es war immer ein Kompromiss und was ich in der Vergangenheit gelernt habe, ist, dass halbe Sachen nie funktionieren. Es ist immer besser, direkt einen großen Schritt zu machen.» Ein Schritt der Verzweiflung? «Das ist es immer», schmunzelte Pecco.
Dann erklärte Bagnaia, welches Hauptproblem ihn schon die gesamte Saison begleitet: «Wenn ich allein unterwegs war, war ich immer stärker. Wenn ich mir die ganzen Freitage und die Vormittage bei den Samstagen ansehe, war ich immer konkurrenzfähig. Im Qualifying war ich zwar schnell, aber ich hatte nie den Speed, den ich mir erhofft hatte. In den Rennen fuhr ich dann hinter den anderen und es war jedes Mal ein Albtraum», blickte Bagnaia zurück und ging danach nochmal auf das Rennwochenende in Ungarn ein. «Dieses Mal konnte ich sowohl im Sprint als auch im Sonntagsrennen den anderen Fahrern folgen. Ich war in der Lage zu überholen, das war großartig.»
Beim Großen Preis von Katalonien an diesem Wochenende will er mitdemselben Setup starten – er hofft, dass er in Spanien auf seinem Bike erneut dieses gute Gefühl hat. «Nach dem Sprint kann ich mehr sagen – davor werde ich arbeiten, versuchen zu verstehen und mich zu verbessern.»
Ist der Circuit de Barcelona-Catalunya ein guter Kurs, um zu beurteilen, ob die Setup-Änderung Bagnaia auf allen Strecken helfen kann? «Mit dem Griplevel hier kommt es sehr auf die Sensibilität des Fahrers an. Es ist die Strecke im Kalender, die den niedrigsten Grip bietet. Du brauchst nur ein Bike, dass macht, was du willst», sagte er. «Das, was wir in Ungarn geändert haben, kann uns helfen. Aber um alles zu verstehen, ist Misano besser geeignet.»
Dass Pecco Bagnaia die katalanische Rennstrecke sehr gut liegt, hat er schon öfter bewiesen – die letzten drei Rennen konnte er gewinnen.