Marc Marquez: Bruder-Liebe geht über Titel-Matchball

Marc Marquez fährt bei seinem Heim-GP in Barcelona mit einem besonderen Helm-Design. Darauf zu sehen: das für Barcelona typische Fliesenmuster
Selbst an der Weltspitze des Motorradsports, wo die Piloten um Millimeter und Millisekunden kämpfen, im Duell an ihre Grenzen gehen und alles riskieren, um der Schnellste zu sein – selbst hier geht manchmal eben doch ganz einfach die Familie vor.
In der WM-Wertung liegt Ducati-Werkspilot Marc Marquez als Spitzenreiter weit vor dem Rest des Feldes. Sein erster Verfolger und am ehesten noch Rivale um den Titel: Bruder Alex auf der Gresini-Ducati. 14 Rennwochenenden sind gefahren, schon am 16. nächste Woche in Misano könnte der neue Weltmeister gekrönt werden. Läuft es in Barcelona richtig gut für Marc und richtig schlecht Alex, könnte Marc schon die Woche drauf in Misano den Titel klarmachen. Doch stattdessen will Marc Marquez lieber eine spätere Entscheidung – am liebsten in Japan oder Indonesien.
Marc Marquez: «Ich hätte den Titel gern so bald wie möglich. Aber offen gesagt hätte ich ihn gerne erst in Japan oder Indonesien. Wenn ich ihn schon in Misano klarmachen könnte, dann würde das bedeuten, dass mein Bruder ein Desaster-Wochenende in Katalonien hätte. Wenn ich mich weiter konzentriere, ist es nur eine Frage der Zeit. Aber in diesem Fall ziehe ich ein gutes Wochenende dem Matchball in Misano vor.» Liefe es Barcelona für beide Brüder gut, würde sich die Titelentscheidung entsprechend nach hinten verschieben.
Was Alex in die Karten spielen könnte: Der Circuit de Catalunya vor den Toren von Barcelona liegt Bruder Marc nicht besonders. Marc Marquez vor dem Katalonien-Wochenende: «Ich weiß, dass ich hier ein bisschen mehr arbeiten muss als auf anderen Strecken, um das Top-Level zu erreichen. Das wird natürlich das Ziel sein. Wir sind in guter Form angereist. Es ist eine meiner schlechtesten Strecken im Kalender, aber ein Heim-GP gibt mir immer eine Extra-Motivation im Sprint und im Rennen.» Die Marquez-Brüder sind nur gut eine Autostunde von der Rennstrecke aufgewachsen.
Auch wenn Marquez seine Karriere in Katalonien begann, ist er bis heute nicht so richtig mit dem Kurs warmgeworden: «Es ist seltsam, weil der Kurs in der Nähe meiner Heimat ist, ich ihn aber recht wenig gefahren bin. Wir sind oft nach Valencia, Albacete oder Jerez gefahren, weil das Wetter besser war und besser zum Motorrad passte. Seit meiner Armverletzung habe ich auch ein paar mehr Probleme als vorher.» Vielleicht bleibt die Entscheidung also noch ein wenig länger offen...