Diggia über Bagnaia: «Hat nicht das Fahren verlernt»

Fabio Di Giannantonio musste am Samstagmorgen den Umweg übers Q1 nehmen, belohnte die Arbeit mit einem Podium
«Harte Arbeit zahlt sich immer aus!» Dieser Kommentar stammt von Fabio Di Giannantonio und beschreibt für den Italiener den Samstag des Rennwochenendes im katalanischen Montmelo am besten. Das MotoGP-Event hatte holprig begonnen für den 26-Jährigen: Am Freitag im FP1 sprang zum Auftakt nur der 17. Platz heraus und auch im Zeittraining lief es nicht besser für den Fahrer in VR46-Diensten. Entsprechend war im Qualifying der Umweg über das Q1 nötig, um in der Startaufstellung den sechsten Rang einnehmen zu können. Dass das Sprintrennen am Samstag für den Römer auf dem Podium enden würde, war am Vortag noch nicht abzusehen.
Wie schon an mehreren Rennwochenenden in dieser Saison, mussten Fahrer und Team nach den beiden Freitagseinheiten noch reichlich Arbeit investieren. Anders als zuletzt jedoch, um die ursprünglich am Motorrad geplanten Einstellungen weitestgehend beizubehalten: «Wir haben mit dem Team bis in die Nacht hinein viel Arbeit in das Motorrad stecken müssen, um herauszuarbeiten, wo unsere Stärken auf dieser Strecke liegen und wie wir diese nutzen können. Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass es uns, trotz der Resultate am Freitag, für den Grand Prix am Sonntag nicht helfen würde, zu viel am Motorrad zu verändern. Wir versuchen, uns mehr auf unsere Stärken zu konzentrieren und auf diesen aufzubauen, anstatt gegen unsere Schwächen anzuarbeiten. Manchmal braucht es weniger, um mehr zu erreichen, und dafür müssen wir die nötige Geduld aufbringen.»
Ob Geduld, sich auf die eigene Stärke zu besinnen, etwas sei, das auch Markenkollege Pecco Bagnaia helfen könnte, um sich aus seiner Krise zu befreien? Dieser lässt inzwischen zu jedem Rennwochenende das Setup seines Motorrads tiefgreifend umbauen, um das Vertrauen in sein Arbeitsgerät zurückzuerlangen. Eine solide Basis scheint zu fehlen. Di Giannantonio dazu: «Ich kann nicht in Peccos Kopf schauen. Jeder Fahrer hat andere Bedürfnisse, wie sein Bike arbeiten muss und bringt einen eigenen Fahrstil mit.» Das sei der Grund, dass jeder Fahrer für seine Probleme eigene Lösungen erarbeiten müsse. Sich Lösungen bei Konkurrenten oder Kollegen abzuschauen sei da in der Regel nur eingeschränkt hilfreich. Auch Einstellungen von anderen Ducati-Piloten 1:1 zu übernehmen könnte sich laut «Diggia» als Bumerang erweisen: «Ich selbst studiere regelmäßig andere Fahrer. Ich versuche nicht zu kopieren, sondern deren Lösungen auf meinen Stil anzupassen an Stellen, an denen sie besser als ich sind.»
Dieser Weg, den eigenen Fahrstil oder das Motorrad zu verbessern, stoße jedoch an Grenzen: «Wenn ich beispielsweise Marc Marquez’ Einstellungen am Motorrad für mich kopieren würde, wäre es mir unmöglich, an meine Leistungsgrenze zu gelangen und hundert Prozent geben zu können. Ich habe andere Anforderungen an mein Bike als Marc. Man kann nicht einfach kopieren, wie andere Fahrer arbeiten, und selbst wenn man das Setup eines anderen Fahrers verwenden würde, dann müsste man seine Fahrweise komplett umstellen, um es überhaupt ausnutzen zu können.»
Möglicherweise sei auch für Bagnaia weniger mehr: «Vielleicht suchen Pecco und seine Ingenieure einfach am falschen Ende nach Lösungen. Ein MotoGP-Motorrad ist komplex und zu viele Änderungen ziehen neue Probleme nach sich.» Von einem Umstand zeigte sich der Italiener jedoch überzeugt: «Pecco hat mit Sicherheit nicht das Fahren verlernt!»
Ergebnisse MotoGP Barcelona, Sprint (6. September):
1. Marc Marquez (E), Ducati, 12 Runden in 19:58,946 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +1,299 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +3,653
4. Pedro Acosta (E), KTM, +5,868
5. Enea Bastianini (I), KTM, +5,913
6. Brad Binder (ZA), KTM, +5,943
7. Johann Zarco (F), Honda, +7,017
8. Luca Marini (I), Honda, +7,346
9. Ai Ogura (J), Aprilia, +8,488
10. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +8,578
11. Raul Fernandez (E), Aprilia, +9,788
12. Jack Miller (AUS), Yamaha, +10,165
13. Joan Mir (E), Honda, +11,593
14. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +14,463
15. Aleix Espargaro (E), Honda, +16,909
16. Alex Rins (E), Yamaha, +15,936
17. Maverick Vinales (E), KTM, +17,040
18. Somkiat Chantra (T), Honda, +22,439
– Alex Marquez (E), Ducati, 2 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 5 Runden zurück
– Fermin Aldeguer (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Lorenzo Savadori (I), Aprilia 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Aprilia, 6 Runden zurück
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 6 Runden zurück
WM-Stand nach 29 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 467 Punkte. 2. A. Marquez 280. 3. Bagnaia 228. 4. Bezzecchi 197. 5. Acosta 170. 6. Di Giannantonio 161. 7. Morbidelli 161. 8. Aldeguer 126. 9. Quartararo 118. 10. Zarco 117. 11. Binder 95. 12. Marini 74. 13. R. Fernandez 73. 14. Vinales 69. 15. Bastianini 68. 16. Ogura 59. 17. Miller 52. 18. Mir 46. 19. Rins 45. 20. Martin 23. 21. P. Espargaro 16. 22. Nakagami 10. 23. Oliveira 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 6. 26. Chantra 1. 27. A. Espargaro 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 516 Punkte. 2. Aprilia 229. 3. KTM 221. 4. Honda 178. 5. Yamaha 149.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 695 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 406. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 322. 4. Red Bull KTM Factory Racing 265. 5. Aprilia Racing 228. 6. Monster Energy Yamaha 163. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 153. 8. Trackhouse MotoGP Team 132. 9. Honda HRC Castrol Team 120. 10. LCR Honda 118. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 65.