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Ducati verzichtete auf Risiko – doch Bagnaia taumelt

Von Ivo Schützbach
Die Leistungsschwankungen des zweifachen MotoGP-Champions Pecco Bagnaia geben allen bei Ducati Rätsel auf. Rennchef Gigi Dall’Igna versucht die aktuelle Werksmaschine GP25 technisch einzuordnen.

Marc Marquez agierte in dieser Saison so überlegen, dass er bereits fünf Events vor Saisonende als Weltmeister feststand – und das mit Rekordpunktzahl. Dass er die letzten acht Rennen verletzungsbedingt verpasst, der Spanier wurde in Mandalika von Aprilia-Ass Marco Bezzecchi abgeräumt, ist zwar schmerzlich, ändert aber nichts an seinem siebten Titel in der Premiumklasse.

Ganz anders Ducati-Lenovo-Teamkollege Pecco Bagnaia. Bis zum 17. Event in Japan hatte der zweifache Weltmeister gegen Marc Marquez wenig zu bestellen. Zum ersten Mal in dieser Saison stand der Italiener in Motegi eine Stufe über seinem ansonsten überragenden Teamkollegen, doch offensichtlich war auch, dass Marc weniger riskierte als sonst, auf Ankommen fuhr und die Mission Titelgewinn über das Tagesergebnis stellte.

Von dieser Leistung beflügelt reiste Bagnaia nach Indonesien – und erlitt dort die schlimmste Niederlage seiner Karriere. Er konnte nicht mal mit Hinterbänkler Somkiat Chantra mithalten und stürzte an letzter Stelle liegend!

In den Tagen zuvor war Teammanager Davide Tardozzi noch felsenfest überzeugt, dass Pecco zurück wäre. Doch zwei Wochen später in Australien ein ähnliches Bild: Dem Debakel im Sprint (Vorletzter) folgte ein Sturz auf Platz 12 liegend im Grand Prix.

Am folgenden Wochenende in Malaysia gewann der 28-Jährige den Sprint in überragender Manier und hätte es ohne Ausfall (Reifenschaden) auch im langen Rennen aufs Podium geschafft.

Ducatis Theorie zu den gravierenden Leistungsschwankungen von Bagnaia: Das Abstimmungsfenster, in dem die GP25 perfekt funktioniert, ist kleiner als das des Vorgängermodells GP24. Und jener Bereich, in dem sich Pecco wohlfühlt, ist deutlich schmaler als der von Marc Marquez. Das führt dazu, dass es Bagnaia regelmäßig an Gefühl für sein Motorrad mangelt und er seine Stärke auf der Bremse und am Kurveneingang nicht ausspielen kann. Außerdem reagiert er viel empfindlicher auf sich verändernde Streckenbedingungen wie Temperatur oder Griplevel.

Ducati als dominierender MotoGP-Hersteller ist gegenüber der Konkurrenz durch das Konzessionssystem eingeschränkt: Lediglich die Testpiloten dürfen an der Entwicklung arbeiten, zudem erhalten die Roten deutlich weniger Reifen für Testfahrten.

Der gesamte Technikerstab von Ducati arbeitet seit Monaten an Lösungen für Bagnaia, durch die Testlimitierungen ist es aber sehr schwierig, etwas speziell auf ihn zu schneidern.

«Für uns begann die Saison mit dem Event in Madonna di Campiglio», holte Gigi Dall’Igna, General Manager Ducati Corse, im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com etwas aus. «Damals habe ich gesagt, dass es keine wichtigen Unterschiede zwischen den beiden Bikes gibt. Das liegt daran, weil ich keine Risiken eingehen wollte. Im Vorjahr hatten wir aus technischer Sicht einen nennenswerten Vorteil und haben zudem einige der besten Fahrer auf dem Grid. Ich wüsste also nicht, weshalb ich Risiken eingehen sollte. Wenn du etwas änderst, können immer Probleme entstehen. Sei es mit der Standfestigkeit, oder etwas, das in Sepang funktioniert, ist woanders nicht so gut. Wir hatten einige Ideen und haben diese während der Wintertests genau evaluiert. Anschließend haben wir uns entschieden, mit den bewährten Lösungen weiterzumachen. An diese Philosophie halten wir uns dieses Jahr.»

«Zum Jahresbeginn waren die beiden Bikes sehr ähnlich», unterstrich der Italiener mit dem charakteristischen Ziegenbart. «Anschließend haben wir die 25er-Version etwas verbessert. Es gab eine neue Verkleidung und auch andere Teile konnten die Fahrer wählen oder auch nicht, wie etwa den Rahmen. Es hat einige Grands Prix gedauert, um zu verstehen, dass die neue Maschine besser ist. Aber so ist es. Selbst ohne neue Teile kann man eine Rennmaschine verbessern. Aus Abstimmungssicht gibt es zahlreiche Möglichkeiten, was Riesenunterschiede im Motorradverhalten auf der Strecke ausmacht. Es ist auch so: Kommt ein anderer Fahrer ins Team (in diesem Fall Marc Marquez – der Autor), kann einen dieser eventuell auf neue Wege führen. Das führt dazu, dass du das Gesamtbild besser verstehst.»

Was Bagnaia an den letzten beiden GP-Wochenenden in Portimao und Valencia zu leisten im Stande ist, lässt sich unmöglich vorhersagen. Gelingt Ducati mit der Abstimmung eine Punktlandung, fährt der 31-fache MotoGP-Sieger an der Spitze. Ist das nicht der Fall, droht das nächste Verhängnis.

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