Die MotoGP ohne BMW: Eine niemals endende Geschichte
Regelmäßig hat SPEEDWEEK.com seit 2024 über die Gedanken und Pläne von Markus Flasch berichtet, seit 1. November 2023 Leiter von BMW Motorrad. Beim jüngsten Treffen redete der Österreicher offensiv über die anstehende Entscheidung zum Thema MotoGP, die laut ihm nur zum Teil in den Händen des Vorstands der BMW AG liegt.
«Ich glaube, wir haben damals einen falschen Eindruck vermittelt», erzählte Flasch im Vieraugengespräch. «Wir sagten, dass wir uns das Thema anschauen und es prüfen. Es ist ja nicht so, dass wir etwas prüfen, und wenn wir nicht sicher sind, schauen wir, ob wir damit durchkommen. Die Entscheidung liegt natürlich bei BMW Motorrad, was wir tun, wofür wir unser Geld investieren, und dann redet man mit dem restlichen Unternehmen darüber, ob sie das auch so sehen. Grundsätzlich kommen der Vorschlag und die Entscheidung von uns.»
«Seit wir damals geredet haben, ist viel passiert», hielt der passionierte Motorsportfan fest. «Du kriegst ja auch mit, dass die ganze Branche gerade in eine Krise reingeht und mich wundert es eh, wie sich viele unserer Wettbewerber Dinge leisten können, wo ich als bockstarkes Unternehmen mit tiefen Taschen und super Portfolio sagen muss, dass wir echt schauen müssen, wie wir in nächster Zeit wirtschaften. Momentan haben wir keinen Entscheidungsstress, weil wir zum zweiten Mal Weltmeister (mit Toprak Razgatlioglu in der Superbike-WM – der Autor) in der Serie wurden, in der wir fahren, wo wir zeigen können, wie gut unsere Produkte sind. Der Rest wird sich ergeben. Zum momentanen Zeitpunkt solch große Entscheidungen zu treffen – da müsste sich schon eine ganz spezielle Möglichkeit ergeben, damit wir das machen.»
Tatsächlich lassen sich neben der sportlichen Herausforderung kaum Argumente finden, die für BMW den MotoGP-Einstieg rechtfertigen. Der Markenname gehört durch die Automobilsparte zu den bekanntesten weltweit. Die GS-Modelle sind ein Bestseller und die S1000RR ist unter den Superbikes das mit Abstand meistverkaufte Motorrad. Zusätzliches, für die Serie relevantes, technisches Know-how lässt sich in der MotoGP auch nur bedingt aneignen. Einem möglichen Imagegewinn im Erfolgsfall stehen riesige Kosten und eine lange Etablierungszeit gegenüber.
Selbst wenn die Verkäufe florieren, will so eine Investition gut durchdacht sein – in wirtschaftlich schwierigen Zeiten lässt sie sich nicht rechtfertigen.
Flasch: «Letztes Jahr ist der Motorradgesamtmarkt über 500 ccm noch gewachsen, dieses Jahr hat sich das Blatt gewendet. Bis April ist der Mark gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent gefallen und bis August sind wir bei minus 6 Prozent. Das ist komplett anders als in der Autoindustrie, wo wir zwar Wettbewerb haben aus Asien, der Gesamtmarkt aber immer noch wächst. Die Bedingungen in der Motorradindustrie sind seit einem halben Jahr deutlich schwieriger, als sie es vor eineinhalb Jahren waren.»
Die MotoGP ohne BMW ist eine niemals endende Geschichte.










