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Márquez: Der Rookie steht unter Druck

Kolumne von Günther Wiesinger
Marc Márquez

Marc Márquez

Marc Márquez steht als Rookie im Repsol-Honda-Werksteam unter Erfolgszwang. Die MotoGP-WM wird kein Kinderspiel.

Die MotoGP-Fans blicken mit freudiger Erwartung auf die ersten Tests in Sepang (5. bis 7. Februar) und auf die ersten Rennen. Viele Aspekte sprechen für eine abwechslungsreiche Saison. Die Paarung Jorge Lorenzo und Valentino Rossi bei Yamaha wird für Unterhaltung sorgen, Ducati will nach der Blamage mit Rossi einen Aufwärtstrend zeigen und für 2014 wieder einen neuen Spitzenfahrer anlocken (Nicky Hayden ist nur bis Ende 2013 unter Vertrag), und Repsol-Honda will mit Dani Pedrosa (sieben Siege 2012) und Marc Márquez zeigen, dass sich der Rücktritt des grandiosen Casey Stoner verschmerzen lässt.

Besonders gespannt bin ich auf die Darbietungen von Moto2-Weltmeister Marc Márquez, der seine Gegner in den Klassen 125 ccm und Moto2 oft wie Fahrschüler aussehen liess. Er brauste nach einer Strafversetzung in Phillip Island vom 35. auf den dritten Platz, 2012 in Valencia vom 33. sogar auf den ersten.

Solche Ausnahmekönner sind bei der Honda Racing Corporation gern gesehen. Márquez darf man zutrauen, in die Fussstapfen eines Freddie Spencer, Mick Doohan, Valentino Rossi oder Casey Stoner zu treten.

Aber wir wissen auch, dass die Königsklasse wesentlich höhere Anforderungen stellt. Auch Dani Pedrosa hat in den kleinen Kassen nach Belieben dominiert (ein WM-Titel 125 ccm, zwei Titel 250 ccm), hat aber in sieben Jahren nie eine MotoGP-Krone erobert.

Klar, Márquez scheint fahrerisch noch einmal ein grösseres Kaliber zu sein. Der 19-jährige Spanier verfügt über Fähigkeiten, die ihresgleichen suchen. Sein Gefühl für das Motorrad, seine List, sein Gespür, sein Siegeswillen, sein Egoismus, seine Magie, seine Klasse, sein geringes Gewicht – Márquez ist in vielen Belangen überragend.

Aber die MotoGP-Klasse ist ein Haifischbecken.

Und wenn Marc Márquez in der ersten Saison die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen sollte, wird es nicht am mangelnden Talent, fehlenden Siegeswillen oder unzureichendem Ehrgeiz liegen.

Dann war es der enorme Druck, der auf dem zweifachen Weltmeister lastet. Er wird in Spanien ständig mit Lorenzo und Pedrosa verglichen. Es lässt sich aber nicht wegdiskutieren, dass diese beiden Asse in der Königsklasse inzwischen fünf beziehungsweise sieben Jahre Erfahrungsvorsprung haben. Ich fürchte, viele Fans und Berichterstatter werden auf diese Fakten keine Rücksicht nehmen.

Man weiss auch, dass Pedrosa bei seinem ersten MotoGP-Rennen am 26. März 2006 in Jerez hinter Loris Capirossi gleich auf Platz 2 gelandet ist. Lorenzo erkämpfte bei seinen ersten drei MotoGP-Einsätzen 2008 dreimal in Serie die Pole-Position; er begann seine MotoGP-Laufbahn am 9. März 2008 in Katar mit Rang 2 hinter Casey Stoner. Bei den nächsten drei WM-Rennen 2008 gelangen Jorge Lorenzo ein dritter, ein vierter und zweiter Rang.

Diese Statistiken werden dem überragenden Fahrkünstler Marc Márquez in Spanien dauernd unter die Nase gehalten. HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto traut dem begnadeten MotoGP-Eindringling beim Debüt in Katar einen Podestplatz zu und MotoGP-Siege in der zweiten Saisonhälfte.

Keine gemütliche Situation für einen Rookie

Man weiss auch, dass Emilio Alzamora als Manager von Márquez in Spanien ein ernsthafter Widersacher von Alberto Puig ist, dem kompromisslosen Manager von Dani Pedrosa. Auch hier prallen Eitelkeiten aufeinander – und in der Repsol-Honda-Box werden kaum gegenseitige Beifallsbekundungen stattfinden.

Die Medien in Spanien sind in drei Lager gespalten. Der eine Teil ist dem Alzamora-Márquez-Clan treu ergeben. Denn Marc ist jung und unbekümmert, er gilt als makelloser Herausforderer, er sieht gut aus, verkauft sich blendend, gewann mit 19 Jahren schon bei 77 GP-Starts schon 26 WM-Rennen und heimste total 38 Podestplätze ein.

Dann gibt es die Anhänger von Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo. Die Schlagzeilen und Wortgefechte werden ungewohnte Ausmasse annehmen.

Wie gut Márquez diesen Druck verkraften wird, bleibt abzuwarten. Er selbst hütet sich vorläufig von kühnen Prognosen. Und seine ersten Testfahrten sind sehr verheissungsvoll verlaufen.

Márquez hat aber auch schon gezeigt, dass er unter Druck Fehler macht. Ich erinnere mich an den Portugal-GP 2010 mit dem Sturz in der Aufwärmrunde und an Phillip Island 2011 (zwei schwere Stürze im ersten freien Training, als er erstmals Moto2-Leader war) sowie Malaysia 2011, als er in der ersten Trainingsrunde so schwer stürzte, dass er auf die letzten zwei Rennen verzichten und Stefan Bradl den Titel überlassen musste.

Márquez’ Karriere ist mit vielen Highlights gepflastert, aber auch mit Verwarnungen und Strafen wegen rücksichtsloser Fahrweise. Wilairot, Lüthi, Kallio, Corsi und Aegerter können ein Lied davon singen.

Eines ist klar: Kaliber wie Rossi, Lorenzo, Pedrosa, Dovizioso, Hayden und Bradl werden einem Zweikampf mit dem hochgelobten Honda-Werksfahrer nicht aus dem Weg gehen. Und sie sind vielleicht weniger zimperlich als die erwähnten Moto2-Fahrer.

Vielleicht gelingt Márquez ein überragender Einstieg wie Casey Stoner 2006 in Katar – er stand auf der Pole-Position. Vielleicht verwöhnt er uns mit fahrerischen Kunststücken wie Lorenzo beim MotoGP-Debüt 2008.

In ein paar Monaten werden wir mehr wissen. Bisher steht nur fest: Marc Márquez wird nicht von Anfang an klein beigeben. Bisher war die Weltmeisterschaft ein Kinderspiel für ihn. Er fuhr manchmal nach seinen eigenen Regeln – ohne Respekt für die Gegner.

Deshalb wird er von seinen neuen Gegnern mit Argwohn beobachtet. Auch vom Race Director Mike Webb. Und eines ist gewiss: In der MotoGP-Klasse wird auch ein Señor Marc Márquez im Falle eines Penaltys nicht vom letzten Startplatz weg gewinnen.

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