Formel 1: Schmerzhafte Lektion für Leclerc

Cal Crutchlow (Rang 15): Der Tiefpunkt ist erreicht

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow

Cal Crutchlow

Ducati-Werkspilot Cal Crutchlow versinkt im letzten Drittel des Startfelds. Ein heftiger Sturz in Turn 11 nervte ihn. Und die Ducati bleibt widerspenstig.

Cal Crutchlow erlebte mit Startplatz 15 und dem Crash im Qualifying 1 auf dem Sachenring den Tiefpunkt der Saison. Ausgerechnet hier, wo er im Vorjahr mit der Tech3-Yamaha vom zweiten Startplatz losgebraust war und am Schluss im Rennen Marc Márquez noch fast den Sieg abgejagt hatte.

Kein Wunder, wenn dann HRC hinter ihm her war und überlegte, ob sie ihn gegen Stefan Bradl austauschen sollten. Doch eine Woche später unterschrieb Crutchlow beim Laguna-Seca-GP bei Ducati.
«Fragen, bitte», schmunzelte Cal bitte saurer Miene, als er sich am Abend den Fragen der Journalisten stellte.

Cal, erzähl uns bitte, was heute alles passiert ist. Du bist hier auch letztes Jahr im Qualifying in Turn 11 gestürzt...

Ja, aber letztes Jahr waren wir an der Spitze mit dabei, ganz vorne. Diesmal sind wir meilenweit von den Topzeiten entfernt. Das ist der grosse Unterschied zwischen den beiden Stürzen. Ich habe heute 1,6 Sekunden verloren. Letztes Jahr bin ich gestürzt, weil ich in dieser Kurve 30 km/h schneller gefahren bin als heute. Heute bin ich gestürzt, weil ich absolut kein Gefühl fürs Motorrad gespürt habe, wie üblich.
Wenn ich beschleunige, wird der Vorderreifen zu stark belastet. Ausserdem hatte ich einen kalten Vorderreifen drauf. Vorher war viel Verkehr, alle wollten einen Windschatten suchen, in dieser Phase bin ich ein bisschen zu langsam gefahren, schätze ich.
Ich hatte in den Rechtskurven Turn 1 und Turn 3 kein Problem. Ich war unterwegs zu einer schnellen Rundenzeit, es wäre meine schnellste Runde gewesen. Aber leider habe ich die Runde nicht vollendet... Wäre ich sitzen geblieben, wäre ich ins Qualifying 2 gekommen und hätte um die besten Startplätze fighten können.
Klar, jetzt bin ich enttäuscht. denn was die Pace betrifft, sind wir viel besser, als meine Position am Startplatz vermuten lässt.

Du hast von 30 km/h Unterschied beim Kurvenspeed gesprochen. Ist das nicht übertrieben?

Er ist so gross. Ja. 30 km/h. Ich war letztes Jahr in Turn 11 der schnellste Yamaha-Fahrer. Eine schnelle Kurve, ich sags euch, ich habe damals richtig gepusht... 30 km/h. Das ist Fakt. Ich hatte damals viel Vertrauen zum Motorrad. Die M1 hat das gemacht, was von ihr verlangt wurde. Jetzt ist es schwierig, durch diese Kurve zu fahren. Auch die anderen Ducati-Jungs haben Mühe in den schnellen Kurven. Unser Risiko ist dort sehr hoch. In den Kurven 1, 2 und 3, wo du ein bisschen bremst und das Vorderrad gut belastest, dort haben wir weniger Sturzrisiko als in den schnellen Kurven. Ich bin nicht der einzige, der an diesem Wochenende wieder in Turn 11 erwischt wurde. Wie oft haben wir uns in den letzten Jahren schon über diese Stelle beschwert?
Das Problem sind die Reifen. Wir haben für dieses Wochenende für vorne drei Mischungen. Den weichen 32er, den Medium-33er und den harten 34er. Wir wollten eigentlich vorne den weichen verwenden. Wir haben ihn aber nie ausgewählt, weil der Rennreifen 2013 der harte war... Wir haben jetzt noch einen weichen übrig. Den haben wir uns fürs Rennen aufgespart. Einer bessere Reifen-Zuteilung wäre der Schlüssel zur Lösung dieser Probleme.
Sitzt du jetzt anders auf dem Motorrad als im Vorjahr?
Ich lehne mich mehr vom Motorrad runter als die anderen Jungs. Aber ich fahre mit einem geringeren Schräglagenwinkel... Heute bin ich gestürzt, weil ich zum ersten Mal an diesem Wochenende mit derselben Schräglage gefahren bin wie die andern. Deshalb bin ich gestürzt.
Ich habe es ja schon oft erwähnt: Wir können mit diesem Bike nicht die nötigen Schräglagen fahren. Sobald ich die richtigen Schräglagen fahre, fliege ich runter. So sieht die Situation aus.
«Dovi» sitzt viel mehr im Zentrum auf dem Motorrad. Denn es ist schwierig, sich vom Motorrad runterzubewegen, glaube ich. Desto starrer du auf dem Bike sitzt, umso besser lässt es sich fahren.
Aber mein Fahrstil ist es, vom Motorrad runterzuhängen. Wenn ich eine andere Fahrweise probiere, fühle ich mich unwohl. In den Bremszonen funktioniert mein Stil. das Motorrad ist relativ hoch, wir sitzen weiter oben als die Gegner.
Beim Bremsen schaut das Motorrad bei mir sehr klein aus. Aber ich bin ja auch klein.

Bei all diesen Problemen wird das Überholen im Rennen schwierig werden?

Ich stehe auf dem 15. Startplatz. Ja, das Überholen ist hier schwierig für mich.
Aber ich habe schon einen Plan. Ich möchte mir in der ersten Kurve 14 Gegner schnappen.
Spass beiseite: Es gibt hier nur eine oder zwei Überholmöglichkeiten pro Runde. Es geht nur in den Bremszonen, aber da bremst jeder am Limit...
Letztes Jahr sind mir ein paar gute Überholmanöver gelungen. Das muss ich morgen wieder probieren. Aber es gibt einen Hersteller mit vier Werksmaschinen, die sind beim Bremsen alle besser als wir.

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