MotoGP: Pramac-Boss schießt gegen Ducati

Stefan Bradl/MotoGP: So gut war seit 60 Jahren keiner

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl am Startplatz in Valencia 2014 – Abschied bei LCR-Honda

Stefan Bradl am Startplatz in Valencia 2014 – Abschied bei LCR-Honda

Stefan Bradl hat die MotoGP-WM drei Jahre lang unter den Top-Ten beendet. Das hat in der Königsklasse seit Mitte der 1950er-Jahre kein Deutscher mehr geschafft.

Stefan Bradl ist der erste deutsche Motorradrennfahrer seit Walter Zeller (1955, 1956 und 1957), der in der Königsklasse des GP-Sports (500 ccm, seit 2002 heisst es MotoGP) drei Jahre hintereinander in der Gesamtwertung unter die ersten zehn gefahren ist.

Der legendäre bayerische BMW-Werksfahrer Zeller klassierte sich 1955 als Gesamt-Siebter, ein Jahr später wurde er sogar WM-Zweiter, 1957 WM-Sechster.

Aber Vergleiche sind schwierig. Zu Zellers Zeiten erhielten nur die ersten sechs Fahrer Punkte, so reichten ihm 1955 sechs Punkte für Platz 2 beim Heim-GP zum siebten WM-Rang, ex-aequo mit Hartle, Liberati und Monneret.

Es waren andere Zeiten: Den Drittplatzierten Bandirola (MV Agusta) liess Zeller beim Heim-GP 1955 während einer Renndistanz von 204,9 km um 3:08,6 min hinter sich.

Zellers zweiter WM-Gesamtrang 1956 in der 500-ccm-WM-Klasse stellt bis heute die beste Gesamtplatzierung eines Deutschen in der Königsklasse dar. Zeitzeugen berichten, neben Georg «Schorsch» Meier sei Walter Zeller der einzige Rennfahrer gewesen, der die BMW RS54 der Nachkriegsjahre 100-prozentig beherrschte. Zeller ist 1995 im Alter von 67 Jahren an einem Herzversagen gestorben.

Kaum deutsche Erfolge in der Königsklasse

Nach der Ära BMW gab es in der 500-ccm-Weltmeisterschaft über Jahrzehnte hinweg aus deutscher Sicht nur einzelne Glanzlichter.

Ernst Hiller steuerte 1958 eine BMW 500 auf den siebten WM-Rang. 1974 gelang Dieter Braun auf Yamaha ein siebter Gesamtrang, in den folgenden Jahren landete er auf dem 13. und 17. Schlussrang (auf Yamaha und Suzuki).

Renommierte GP-Fahrer wie Reinhard Hiller, Walter Scheimann, Paul Eickelberg und Lothar John schafften nie den Sprung unter die Top-Ten der Jahreswertung, teilweise war einfach das Material nicht konkurrenzfähig genug.

Reinhold Roth setzte 1984 eine Honda ein und sicherte sich Platz 15 in der Jahreswertung.

«Kamikaze Gustl» Reiner mischte jahrelang als einer der besten 500-ccm-Privatfahrer in der Weltklasse mit. Er kam aber über die Gesamtränge 21, 23, 17, 14, 14, 19 und 26 in den Jahren 1979 bis 1988 nicht hinaus.

Selbst der fünffache Weltmeister Toni (Mang (250 und 350 ccm) konnte sich in der 500er-WM nie etablieren. Bei ihm steht die Saison 1983 als WM-18. zu Buche – auf einer Suzuki.

Jürgen Fuchs schaffte 1997 mit der elf 500 aus der Schweiz den 20. Gesamtrang. Michael Rudroff gelang 1989 der 20. und 1991 der 18. Schlussrang, jeweils auf einer Dreizylinder-Honda.

Selbst Ralf Waldmann konnte die deutsche Krise nicht beenden: Er fuhr mit der Dreizylinder-Modenas 500 des Teams Roberts in der Saison 1998 auf den 14. Gesamtrang.

Auch Alex Hofmann konnte nur einzelne Highlights setzen wie Platz 5 im Regen von Le Mans 2007 auf der Pramac-Ducati. Seine Endergebnisse in der MotoGP-WM: 22., 23., 15., 19., 17. und 13. in den Jahren 2002 bis 2007, wobei er im ersten Jahr nur sporadisch im Sattel sass.

Stefan Bradl hat im LCR-Kundenteam von Lucio Cecchinello in den letzten drei Jahren die Ränge 8, 7 und 9 sichergestellt.
Dazu kommen der zweite Platz in Laguna Seca 2013 als Highlight und insgesamt sechs vierte Plätze sowie zehn fünfte Plätze.

Bradl hat mittlerweile 52 MotoGP-Rennen bestritten, genau 40 davon hat er unter den Top-Ten beendet.

Bei den Gesamtplatzierungen hinkt er zwar hinter Walter Zeller her. Kleiner Trost: Stefan Bradl hat dafür 2011 die Moto2-Weltmeisterschaft gewonnen und sieben GP-Siege errungen (2x 125 ccm, 5x Moto2). Zeller blieb in der WM sieglos, er war in der 500er-WM dafür dreimal Zweiter: 1955 auf dem Nürburgring, 1956 in Assen und Spa-Francorchamps.

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