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Aleix Espargaró: Vom Lückenbüßer zum Werksfahrer

Von Sharleena Wirsing
Aleix Espargaró war 2014 die Sensation der Open-Klasse und verblüffte die Gegner. Doch warum verlief die bisherige Karriere des Ausnahmetalents so holprig?

Bei den ersten Testfahrten 2014 war das Team NGM Forward Racing mit Neuzugang Aleix Espargaró die größte Überraschung. Die beiden Sepang-Tests schloss der Spanier als Vierter ab und krönte seine Vorsaison, in Abwesenheit der Top-6, mit der Bestzeit in Katar.

Während der Saison schnappte er sich zweimal den vierten Platz und stand in Aragón als Zweiter sogar auf dem Podest. Es war das erste Top-3-Ergebnis für einen Open-Fahrer. Im Gesamtklassement glänzte er mit Rang 7 und gewann die Open-Wertung deutlich.

Espargaró ist bereits dreifacher Weltmeister, aber «nur» in der ehemaligen Claiming-Rule-Klasse und nun in der Open-Klasse. 2015 erfüllt sich ein Traum. Espargaró wird Werksfahrer für Rückkehrer Suzuki. Auch auf der langsamen Suzuki überzeugte er bei den ersten Testfahrten mit nur einer Sekunde Rückstand. Die Karriere des stets fröhlichen Spaniers war zuvor jedoch mit vielen Enttäuschungen und Rückschlägen verbunden.

Der flapsige Spruch «Nur die Harten kommen in den Garten» könnte das Karriere-Motto des erst 25-jährigen Aleix Espargaró sein. Während sein jüngerer Bruder Pol stets in den besten Teams fuhr und Topmaterial erhielt, fungierte Aleix meist nur als Ersatzmann oder war mit unterlegenem Material unterwegs.

Aleix Espargaró: Erstes Straßenrennen 2000

Im Jahr 1993 bestritt Aleix Espargaró, der am 30. Juli 1989 im spanischen Granollers geboren wurde, sein erstes Enduro-Rennen. 1999 holte er mit Alter von zehn Jahren seinen ersten Titel und wurde Katalanischer Enduro Champion. Im folgenden Jahr begann Aleix, Straßenrennen zu fahren. 2001 gewann er den Titel der Copa Rieju Supermotard von Katalonien und Spanien.

In der Saison 2002 gab Aleix Espargaró sein Debüt in der 125-ccm-Klasse der Katalanischen Meisterschaft. Er startete für das Team TJT Racing und belegte Rang 5 der Gesamtwertung. Im Jahr darauf holte er den Titel. 2004 wurde Aleix der jüngste 125-ccm-Champion der Spanischen Meisterschaft und verdiente sich auf diese Weise den Aufstieg in die Weltmeisterschaft.

2005 fuhr er im Team Seedorf RC3, das den Fußballspielern Clarence Seedorf und Roberto Carlos gehörte, seine erste und letzte volle Saison in der 125-ccm-WM. Die Saison 2006 startete Espargaró mit dem BQR-Team in der 125-ccm-Klasse, doch in Assen wechselte er in die 250-ccm-Kategorie.

2007 und 2008: Schwere Zeiten

Im Jahr 2007 saß Aleix Espargaró zum ersten Mal seit Beginn seiner Karriere nicht auf einer Honda. Er pilotierte eine Aprilia im Blusens-Team. Roland Kern, ein ehemaliger Mechaniker im Blusens-Aprilia-Team, mit dem Stefan Bradl 2007 die Spanische Meisterschaft und einige Wildcard-Einsätze bestritt, erinnert sich an die schwierige Situation für Aleix Espargaró. «Unsere Kit-Aprilia fuhr zunächst Arturo Tizon, der aber viel zu langsam war, kein Englisch sprach und dem Druck nicht standhielt. Er wurde ab Assen durch Efren Vazquez ersetzt. Aleix fuhr seit dem Saisonstart das Vorjahresmodell der Werks-RSA, die Pablo Nieto bei Testfahrten zu schnell war. Jener stieg nach vier Runden mit zitternden Händen ab.»

«Aleix kritisierte bald seinen Chefmechaniker, dass dieser die Maschine nicht richtig im Griff habe. Daraufhin musste er mit der Kit-Aprilia ausrücken. Sie schickten ihn in Donington tatsächlich mit zu viel Luftdruck los und Aleix hatte keinen Grip. Von der Abstimmung unserer Kit-Aprilia war Aleix begeistert. In Sepang waren wir dann bereits eingespielt und Aleix lag in der letzten Runde auf Rang 11. Als er sah, dass Andrea Dovizioso auf Rang 2 liegend gestürzt war, fuhr er im letzten Sektor die schnellste Zeit von allen, um ihn noch abzufangen und es gelang ihm. Der zehnte Platz fühlte sich für uns gegen die 15 Werksmaschinen wie ein Sieg an», blickt Kern zurück.

2009: Als jüngster Fahrer in die Königsklasse und zurück

Die Saison 2008 absolvierte Espargaró im Lotus-Team auf einer Kunden-Aprilia. Er erreichte als bester Privatfahrer WM-Rang 12. Doch die Saison 2009 startete in Katar ohne Aleix. Er fand zunächst kein Team, fuhr in der Spanischen Moto2-Meisterschaft und belegte als Ersatzmann im Balatonring-Team die Plätze 4 und 7 in der 250-ccm-WM. Im selben Jahr wurde Aleix der jüngste Fahrer der Königsklasse, als er den Rest der Saison für Pramac-Ducati antrat.

2010 erhielt der Spanier dann einen festen Platz im Pramac-Team. Mit der störrischen Ducati erreichte er den 14. WM-Rang und sammelte 65 Punkte. Im nächsten Jahr war Espargaró gezwungen, in die Moto2-Klasse zurückzukehren, da sich das Pramac-Team zu einer radikalen Änderung ihrer Strategie entschloss.

Das Team engagierte für 2011 die beiden erfahrenen Piloten Loris Capirossi und Randy de Puniet, anstatt junge Fahrer zu fördern. Für Espargaró war nun kein Platz mehr in der Königsklasse. Er absolvierte eine Moto2-Saison im Team Pons Racing und erreichte bei seinem Heim-GP in Barcelona erstmals das Podest. Am Ende belegte er WM-Rang 12.

Erst als er ab dem Jahr 2012 in der Claiming-Rule-Kategorie der MotoGP-Klasse antrat, kam sein großes Talent richtig zur Geltung, das sich durch eine unglaubliche Bikecontrol, vollen Einsatz und berechnetes Risiko auszeichnet. Auf der ART-Aprilia des Aspar-Teams war er zwei Jahre in Folge mit Abstand der schnellste unter den CR-Piloten. 2014 beeindruckte er auf der Forward-Yamaha im neuen Open-Format.

Die Espargarós: Bruderliebe wie Hund und Katz

In der MotoGP-Klasse gab es schon mehrere Brüderpaare wie Kenny und Kurtis Roberts oder Nobu und Takuma Aoki, aber keines davon strahlte so viel Freude und Begeisterung für den Sport aus wie Aleix und Pol Espargaró. Tech3-Pilot Pol Espargaró sagt über seinen Bruder: «Ich liebe es, Zeit mit ihm zu verbringen. Seine Karriere war bisher viel schwieriger als meine. Wenn ich mich also beklage, dann schaut er mich an und sagt: ‹Was sollte ich denn sagen?› So finde ich wieder die richtige Balance. Er weiß alles über mich, denn ich erzähle ihm alles. Mein Vater und meine Mutter wissen nicht alles. Meine Mutter versteht mich mit nur einem Blick, aber Aleix braucht nicht einmal einen Blick. Aleix ist ein Familienmensch. Trotzdem sind wir wie Hund und Katze, wenn wir Zuhause sind.»

Dass auch Pol Espargaró Motorradfahrer wurde, hat er seinem Bruders zu verdanken. «Ich wollte eigentlich Torhüter werden, aber Aleix bestritt bereits Motorradrennen und ich schlug denselben Weg ein. Man könnte also sagen, dass ich Motorradfahrer wurde, um ihn zu imitieren.»

2015 könnten die charismatischen Brüder zusammen den Sprung auf das Podium der Königsklasse schaffen. Die zwei letzten Brüder, die gemeinsam auf dem Podest standen, waren Nobu und Takuma Aoki mit Platz 2 und 3 beim Imola-GP 1997.

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