KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Sergio Verbena (Forward): Warum er Bradl viel zutraut

Von Günther Wiesinger
Sergio Verbena, Crew-Chief von Stefan Bradl bei Forward-Yamaha, traut dem deutschen MotoGP-Fahrer in den Qualifyings und Rennen 2015 viel zu. Am Material soll es nicht liegen.

Sergio Verbena ist der neue Crew-Chief von Stefan Bradl bei Forward Racing; er betreute bei Forward im Vorjahr Colin Edwards und ab August dessen Nachfolger Alex De Angelis.

Für 2015 wurde Verbena nach Rücksprache mit Stefan Bradl und auf Empfehlung der deutschen Teammitglieder Dirk Debus und Tex Geissler die neue Nummer 1 von Forward zugeteilt, während Aleix Espargaró im Vorjahr vom neuseeländischen Crew-Chief Matthew Casey betreut wurde.

Verbena traf bereits 2006 auf Stefan Bradl, als der Bayer im KTM-Junior-Team die 125er-WM bestritt. Verbena war damals im KTM-125-Werksteam als Data-Recording-Techniker für Julián Simón zuständig.

Sergio Verbena freut sich auf die Zusammenarbeit mit Stefan Bradl; er hofft auf seine erfolgreichste MotoGP-Saison, denn bis 2014 war Forward in der MotoGP-Klasse mit Suter-BMW (2012 für Edwards) sowie FTR-Kawasaki (2013 mit Edwards und Corti) nur auf Claiming-Rule-Bikes unterwegs.

Das Material für die ersten Sepang-Tests (4. bis 6. Februar) ist bereits vorbereitet, die Maschinen wurden im Forward-Hauptquartier in Italien instandgesetzt und startklar gemacht.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Sergio Verbena über den kommenden ersten 2015-Test unterhalten.

Sergio, welches Material wird Stefan Bradl in Sepang zur Verfügung haben? Erhat schon im November ein 2014-Werks-Chassis getestet.

Im Moment haben wir für jeden Fahrer ein solchen neues Chassis. Das zweite bekommen wir entweder beim ersten oder zweiten Sepang-Test. Das weiss ich bisher nicht genau.
Das ist aber kein Problem, weil wir bei den Wintertests normalerweise nur ein Motorrad verwenden. Wenn es keinen Motorschaden und keinen Sturz gibt, konzentrieren wir uns auf ein Motorrad.
Aber es besteht die Möglichkeit, dass wir bereits beim Sepang-1-Test das zweite neue Chassis für Stefan bekommen.

Für die Rennsaison werden Stefan Bradl und Teamkollege Loris Baz 2015-Werksmotoren bekommen. Auch schon für die Tests?

Alle unsere Motoren waren bei Yamaha in Revision, sie haben also null Kilometer, sie werden also sehr frisch und ein bisschen kraftvoller sein als die Testmotoren vom November, die am Ende ihrer Laufzeit waren. Aber es wird bei den ersten Tests nicht die neueste Spezifikation geben, wie wir sie später für die Rennen erhalten.
Doch ich habe mit den Motoren-Ingenieuren von Yamaha gesprochen. Sie haben mir versichert, dass wir fast die gleichen Motoren wie die Werksfahrer erhalten. Denn es macht keinen Sinn, unterschiedliche neue 2015-Rennmotoren zu bauen. Das wäre schon von der Logistik her nicht vernünftig. Es ist für Yamaha günstiger, lauter gleichwertige 2015-M1-Motoren herzustellen.

Elektronik-Ingenieur Dirk Debus meint, Aleix Espargaró sei in den Trainings und Qualifying immer deutlich stärker gewesen als im Rennen. Er traut Bradl für die Rennen bessere Ergebnisse zu als Aleix Espargaró im Vorjahr. Stimmst du ihm zu?

Ja. Und ich glaube, Stefan wird auch in den Qualifyings stärker sein. Er wird jetzt erstmals die weicheren Hinterreifen der Open-Class erhalten. Das wird einen grossen Unterschied ausmachen.

Aber die Open-Hinterreifen werden 2015 eine Stufe härter sein als 2014. Vielleicht kann man sie also in den Rennen öfter einsetzen als im Vorjahr?

Ja, damit können wir rechnen.

Welche Leistung erwartest du von Stefan beim ersten Test? Sollte er die Rundenzeiten von Aleix Espargaró vom Sepang-GP 2014 erreichen?

Ich bin an diesen Topzeiten jetzt bei den Tests nicht so besonders interessiert. Denn Aleix war 2014 beim Wintertest in Sepang wirklich schnell. Aber nur in einer einzelnen Runde – auch dank den weichen Hinterreifen.
Wenn wir uns die Pace angeschaut haben, also seinen Rennspeed, dann war er wirklich schlecht. Er war in der Pace mehr als zwei Sekunden langsamer als in seiner schnellsten Runde. Seine beste Rundenzeit war 1:59,5 min. Die Pace sank nach vier oder fünf Runden schon auf 2:02 oder noch mehr.
Deshalb möchte ich mich bei Stefan vor allem darauf konzentrieren, dass wir Turns mit sechs Runden mit recht schnellen Zeiten fahren. Eine einzelne schnelle Runde – mit sagen wir 1:59,5 min – bringt uns wenig.

Warum ist Aleix Espargaró in den Rennen im Rennspeed immer deutlich langsamer gewesen als im Qualifying? Seine direkten Konkurrenten fielen weit weniger weit ab, auch Stefan Bradl nicht.

Ich weiss es nicht genau. Vielleicht haben sie sich nach einer schnellen Quali-Runde hingesetzt und gedacht: «Es ist alles okay, wir müssen nicht mehr am Set-up arbeiten.»

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