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Scott Redding: Warum er WM-Siebter werden muss

Von Günther Wiesinger
Scott Redding hat eine Performance-Klausel in seinem Vertrag. Wenn er die WM nicht unter den Top-7 beendet, könnte er seinen MotoGP-Platz bei Marc VDS verlieren.

Das belgische Marc VDS-Team hat im Sommer 2014 den Einstieg in die MotoGP-WM beschlossen, nachdem dieses Manöver vorher jahrelang verschoben worden war.

Zuerst wollte Marc VDS 2012 mit einer Suter-BMW einsteigen. Später gab es Kontakte zu Ducati, für 2014 stand auch der Honda-Production-Racer oder der Bau einer Kalex-Yamaha zur Diskussion.

Als Fahrer war immer Scott Redding vorgesehen, der 2013 für Marc VDS den zweiten Moto2-WM-Rang erobert hat.

Als sich Fausto Gresini im letzten August nach dem Ausstieg von Sponsor Go&Fun ausserstande sah, weiterhin einen MotoGP-Rennstall mit Honda zu betreiben, überliess HRC eine Factory-Maschine der Marc VDS-Truppe – für Redding.

Nach drei Rennen liegt der 22-jährige Brite in der WM an 13. Stelle, er war 13. in Doha und Neunter in Argentinien, in Texas stürzte er in Runde 1.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zieht Teamprinzipal Michael Bartholemy eine Zwischenbilanz.

Michael, Marc VDS hat eine Zusage von Factory-Honda für die nächsten drei Jahre. Aber könnte es da nicht zu Diskussionen kommen, ob Jack Miller eine 2016-Werks-Honda bekommt und ihr eine 2015-Version? Denn Miller hat einen HRC-Vertrag, Redding nicht. Mehr als vier neue Werksmaschinen wird HRC nicht ausliefern?

Wir haben bei HRC einen Vertrag unterschrieben, das Factory-Bike wurde uns für drei Jahre zugesichert, also auch für 2016 und 2017.
Der Fahrer hat von vornherein eine Performance-Klausel unterschrieben. Wir haben also ein klares Ziel, wo wir 2015 mit Scott hin möchten.
Wenn er die WM im ersten Jahr bei uns unter den Top-7 abschliesst, kann er das Werksmotorrad für 2016 behalten.

Jetzt ist Redding an 13. Position. Vor ihm liegen Pedrosa, Petrucci, Vinales, Pol und Aleix Espargaró sowie Smith. Die Truppe müsste Redding überholen?

Es ist noch zu früh, jetzt über 2016 zu spekulieren, es sind erst drei Rennen gefahren. Wir sind auf de?m richtigen Weg, leider hat Scott das Ding in Austin weggeschmissen.
Aber die MotoGP-WM ist für uns als Team ein bisschen Neuland. Wir können auf keine Erfahrungen aus den letzten Jahren zurückgreifen, die anderen Teams schon, auch wenn sie vielleicht den Fahrer gewechselt haben.
Wir wollen zuerst mal fünf, sechs Rennen gefahren haben, ehe wir darüber nachgrübeln, wie es für die nächste Saison aussieht.

Dein MotoGP-Crew-Chief Chris Pike kommt aus der Superbike-WM. Er hat sicher auch Lernbedarf?

Sicher. Wir müssen die passenden Reifentypen kennenlernen, und uns mit dem richtigen Luftdruck befassen. Andere Teams haben da fünf, sechs Jahre Erfahrung, wir wesentlich weniger.
Scott bekommt für das kommende Wochenende zwei komplett neue Motorräder, das wird sicher auch wieder eine Umstellung sein.
Wir müssen uns steigern, wir müssen das Loch zu den Ersten zufahren. Wir müssen an der Gruppe dranbleiben, die um de Plätze 5, 6 und 7 kämpft.
Scott hat in Argentinien kostbare Zeit verloren, weil er zwei Runden hinter der brennenden Ducati von Hernandez gefahren ist. Er hatte dann viel Ölablagerungen auf den Bremsscheiben.
Am Anfang waren wir mit einem riesigen Trichter an Informationen konfrontiert. Allmählich wird dieser Trichter immer kleiner, wir können Scott immer besseres Material hinstellen. Dann werden wir gucken, wo wir hinkommen mit ihm.

Du hast vor rund zwei Monaten von Redding vereinzelte Top-3-Ergebnisse gefordert. Heute kann man behaupten: Das wird extrem schwierig?

Ja, das wird extrem schwierig. Ich denke, 2015 ist effektiv viel Konkurrenz da. Für die Factory-Fahrer ist die Aufgabe nicht einfach, wegen der weichen Reifen für die vier Factory-Ducati und die zwei Suzuki.
Wenn du dich in unserer Position für den zehnten Platz qualifizierst und in der gleichen Startreihe wie Rossi stehst, bist du nicht weit daneben.
Aber wir müssen uns steigern.
Es werden auch Rennen kommen, wo Scott fahrerisch einen Vorteil hat, zum Beispiel Silverstone und Phillip Island. Wir werden sehen, was er in diesen schnellen Kurven auf die Reihe bekommt.

Bei den Wintertests hast du erklärt, dass in deinem MotoGP-Budget 2015 noch eine Lücke klafft. Hat sich in dieser Hinsicht etwas verändert? Macht dir das Geld immer noch Sorgen?

Ja, es macht mir immer noch Sorgen. Ich wäre froh und dankbar, wenn ein neuer Sponsor an Bord kommt.
Aber es existiert auch diese Absprache mit Estrella Galicia und Teambesitzer Marc van der Straten, dass sie einspringen, wenn wir das Budget nicht auftreiben.
Was uns 2015 einschränkt: Wir bekommen als neues MotoGP-Team von der Dorna keine Vergütungen, wir müssen sogar die Reifen und die Fracht nach Übersee selber bezahlen, dadurch fehlen uns insgesamt rund 1,2 oder 1,3 Millionen im Topf. Dieses Problem haben wir allerdings nur im ersten Jahr. Ausserdem habe ich schon einen Teil gefunden, es fehlen jetzt noch rund 0,9 Millionen. Aber wir suchen dauernd Lösungen, um das Budget sicherzustellen.
Aber wir werden in der MotoGP bleiben, das fühlt sich alles gut an, Marc van der Straten ist auch happy. Es wird auf jeden Fall so weitergehen, wie wir es momentan machen.

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