Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Forward Racing: Trennung von Stefan Bradl?

Von Günther Wiesinger
Das Forward-Yamaha-Duo: Stefan Bradl vor Loris Baz, momentan arbeitslos

Das Forward-Yamaha-Duo: Stefan Bradl vor Loris Baz, momentan arbeitslos

Das Forward-Yamaha-Team verzichtet auf den Indianapolis-GP und steckt in Existenznöten. Stefan Bradl überlegt jetzt das weitere Vorgehen.

Bei Forward Racing ist es jetzt offiziell. Die Teilnahme am Indianapolis-GP 2015 wurde abgesagt.

«Nach der Verhaftung von Giovanni Cuzari, Direktor und Besitzer von Forward Racing, und den gegen ihn vorgebrachten Vorwürfen, ist das Team mit Hilfe der engsten Mitarbeiter damit beschäftigt, die Konsequenzen dieser Situation zu bewältigen», teilt Forward in einem Statement mit. «Wir sind bemüht, unser sportlichen Aktivitäten fortzuführen und die Saison zu einem Ende zu bringen, was dem Wunsch von Giovanni Cuzari entspricht.»

Leider sei die Reaktion der Sponsoren, die den Grossteil der Einnahmen eines Kundenteams ausmachen, sehr rasch und resolut ausgefallen, berichtet Forward Racing. «Einige Sponsoren haben die bestehenden Verträge gekündigt, die Zahlungen wurden gestoppt, was unsere finanziellen Schwierigkeiten verstärkt hat. Deshalb ist jetzt das Überleben des Teams gefährdet.»

Forward habe sich in den letzten Tagen bemüht, die Zusammenarbeit mit den Sponsoren wieder zu erneuern. Es soll bereits finanzielle Hilfe für die kommenden Rennen zugesagt worden sein. Es sollen neue Wege zum Einkassieren der Einnahmen und Auszahlungen gefunden werden, in Abstimmung mit dem Staatsanwalt in Lugano.
Das heisst: Forward bemüht sich um die Einwilligung der Behörden zur Eröffnung neuer Bankkonten, über die frische Einnahmen geschleust werden könnten. Denn die Vollmachten für die bisherigen Konten sind im Besitz von Teameigentümer Cuzari, der 30 Tage in Untersuchungshaft sitzt – seit 13. Juli.

Die International Road Racing Teams Association IRTA hat Forward inzwischen das Fernbleiben vom Indy-GP zugebilligt, auch Brünn könnte gestrichen werden. «Wir sparen mit dem Verzicht auf Indy Kosten und können uns dadurch besser auf die weiteren Reisen vorbereiten», heisst es bei Forward. Diese «schmerzhafte Entscheidung» sei notwendig gewesen, um versuchen zu können, danach den Rennbetrieb bis zum Saisonende aufrecht erhalten zu können.

Zu «95 Prozent» werde man in Brünn am 16. August wieder teilnehmen, erklärte Marco Curioni, Managing Director von Forward, Montagfrüh.

«Wir haben bei Forward Racing eine sehr schwierige Woche hinter uns», räumt Curioni ein. «Erst in den letzten Stunden hat sich eine echte Möglichkeit eröffnet, wie wir diese Situation meistern können. Ich hoffe, dass Giovanni, für den die Unschuldsvermutung gilt, bald wieder an unserer Seite sein wird, damit wir eine Lösung finden. In diesem dunklen Augenblick haben sich verschiedene Partner und Freude verständlicherweise von unserem Team distanziert. Deshalb möchte ich mich bei jenen bedanken, die uns helfen: Dorna und IRTA geben uns volle Unterstützung. Auch sämtliche Teammitglieder stehen uns bei. Es gibt auch Sponsoren und neue Firmen, die uns – trotz aller Vorbehalte – Vertrauen schenken und den Begriff Sponsorship wörtlich nehmen, also finanzielle Hilfe leisten, damit unsere Athleten ihre Talente entfalten können.»

Curioni ahnt, dass sich die vier Forward-Piloten Bradl und Baz (MotoGP) sowie Corsi und Baldassarri (Moto2) jetzt wohl nach anderen Möglichkeiten umsehen werden.

«Wenn uns beispielsweise Stefan Bradl verlassen will, können wir über ein Agreement zu einer Vertragsauflösung sprechen», erklärte Curioni. «Dadurch könnten wir Geld sparen.»

Stefan Bradl erfuhr Montagfrüh von Marco Curioni telefonisch offiziell vom Verzicht des Teams auf Indy. «Ich muss diese Nachricht zuerst einmal verdauen», sagte er. «Brünn ist ja auch fraglich. Ich werde mich jetzt von meinem Rechtsanwalt zur weiteren Vorgehensweise beraten lassen.»

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