KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Giovanni Cuzari (Forward): Es geht um Millionen

Von Günther Wiesinger
Sachsenring-GP 2015: Giovanni Cuzari, Stefan Bradl und Managing Director Marco Curioni

Sachsenring-GP 2015: Giovanni Cuzari, Stefan Bradl und Managing Director Marco Curioni

Forward-Teambesitzer Giovanni Cuzari soll in der mutmasslichen Tessiner Geldwäsche-Affäre seinen Finanzchef Rezzi beschuldigt haben. Der Ex-CFO hingegen behauptet, er habe auf Befehl von Cuzari gehandelt.

Der Kriminalfall in Zusammenhang mit Forward-Yamaha-Teambesitzer Giovanni Cuzari (48) zieht weitere Kreise.

Nach Cuzari (er wurde am Montag nach dem Sachsenring-GP eingesperrt) wurde am Montag dieser Woche auch sein Ex-Partner Mario Rezzi verhaftet, der zusammen mit Cuzari über die Firma Media Action (Sponsoring und Communication) Sponsorgelder in Millionenhöhe für Forward erwirtschaftete, dazu auch für andere Rennställe – bis zum Yamaha-Werksteam.

Auf Gesuch des Tessiner Staatsanwaltes John Noseda soll Rezzi mindestens zwei Wochen in Untersuchungshaft bleiben. Bei Cuzari war von einer 30-tä?gigen U-Haft die Rede. Die Anklageschrift soll rund 100 Seiten umfassen. Cuzari selbst soll gegen Rezzi ausgesagt haben, berichtet die Website www.rsi.ch. Rezzi war Chief Financial Officer (CFO) bei Media Action. Der ehemalige Finanzchef wiederum sagte aus, er habe nur auf Befehl von Firmenchef Cuzari gehandelt.

Doppeltes Pech für Rezzi: Wegen dieser Strafuntersuchung wird seine Schweizer Einbürgerung in seinem Wohnort Agno aufgeschoben. Rezzi hat Agno im Juni 2015 verlassen, ohne Angaben über seinen neuen Wohnort zu machen, deshalb hat der Gemeinderat am 8. Juni sein Gesuch vorerst in die Boxengasse gefahren. Und dort bleibt es mindestens solange, bis der Fall abgeschlossen ist.

Gegen Cuzari und Rezzi wird wegen des ?Verdachts auf Steuerhinterziehung, Bestec?hung und Geldwäsche ermittelt.

Seit dem heutigen Freitag stehen zwei weitere Italiener mit Wohnsitz Lugano unter Verdacht, an den Forward-Delikten beteiligt zu sein. Der 50-jährige Piemonteser Pier Luigi Corrotto und seine Lebensgefährtin. Corrotto ist ein früherer Unteroffizier, er war Arbeitskollege Cuzaris bei der Guardia di Finanza, die im Volksmund «Fiamme Gialle» heisst. Ex-Rallye-Fahrer Cuzari dürfte auch in der Rallye-Szene wieder mit Corrotto in Kontakt gekommen sein. Corotto soll Cuzari geholfen haben, Sponsorgelder teilweise als Kick-back-Zahlungen wieder nach Italien zurückzuführen, so wurde die dortige Mehrwertsteuer Imposta sul valore aggiunto (IVA) umgangen.

Eine Firma Corrottos ist die Triskele in Chiasso (Firmenzweck nach Handelregister: Erbringen von Sekretariatsarbeiten), früher betrieb er die Firma Alata S.A. Schon vor Jahren flogen Unregelmässigkeiten im Zusammenhang mit Deals bei Auto-Rallyes in Italien auf; Corrotto wurde auch verurteilt. Er sei vier Jahre im Gefängnis gesessen, war zu hören.

Die Deals liefen schon früher immer nach der gleichen Masche: Sponsorverträge italienischer Firmen mit der Schweiz, überproportionierte Kick-Back-Zahlungen zurück nach Italien. Die Behörden sollen einen umfangreichen Kreislauf von Scheinrechnungen auf der Spur sein, wird berichtet.

Unabhängig von Forward untersucht die Tessiner Staatsanwalt seit rund einem Jahr im Umfeld von Corrotto. Dort kamen Unterlagen zu dubiosen Geschäften in dutzendfacher Millionenhöhe ans Tageslicht, darunter die Verbindungen zu Cuzaris Forward-Team und Media Action. Corrotto soll bereits geständig sein.

Das Forward-Team soll jetzt durch einen Rettungsplan bis zum Silverstone-GP (30. August) wieder Boden unter den Füssen bekommen. Auf Indy und Brünn wird verzichtet, 40 Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze. Stefan Bradl hat die Freigabe bekommen und hofft auf einen Transfer zu Gresini Aprilia Racing – ab Indy oder Brünn.

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