Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Gigi Dall'Igna (Ducati): WM-Titel als Ziel für 2016

Von Günther Wiesinger
Gigi Dall'Igna

Gigi Dall'Igna

«Insgesamt müssen wir gestehen, dass wir unsere Saisonziele verfehlt haben, denn wir wollten 2015 wieder Rennen gewinnen», sagt Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna.

Ducati hat in der MotoGP-WM mit Andrea Iannone und Andrea Dovizioso die Ränge 5 und 7 erreicht, dazu schaffte Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci den sauberen zehnten WM-Rang.

In der Konstrukteurs-WM belegte Ducati mit 256 Punkten hinter Yamaha (407) und Honda (355) den ungefährdeten dritten Rang.

«Ich bin nicht besonders happy. Denn der letzte Teil der Saison hat sich nicht so gestaltet, wie ich mir das vorgestellt habe», fasste Gigi Dall'Igna, General Manager von Ducati Corse, heute in Valencia zusammen. «Ich möchte die Saison in drei Teile aufteilen. Im ersten Teil waren wir konkurrenzfähig und haben bei allen Rennen um Podestplätze gekämpft. Manchmal sind wir sogar für den Sieg in Frage gekommen. Dann kam die zweite Saisonhälfte, da haben wir etwas den Anschluss an unsere Kontrahenten verloren. Am Schluss kam der dritte Teil der Saison, wo wir wieder aufgeholt haben und ein paar wirklich gute Resultate errungen haben. Sicher konnten wir mit der neuen GP15 nicht zu jeder Zeit das bestmögliche Resultat erzielen. Besonders bei Andrea Iannone haben wir bei den letzten vier Rennen nur eine Zielankunft erreicht.»

«Insgesamt müssen wir gestehen, dass wir unsere Saisonziele verfehlt haben, denn wir wollten erstmals seit 2010 wieder Rennen gewinnen. Wir hatten zweimal die Chance, das WM-Rennen zu gewinnen», sagt Gigi Dall'Igna. «Aber es hat nie geklappt.»

Gigi, was war die grösste Änderung vom Vorjahres-Motorrad zur GP15?

Das ist schwierig mit ein paar Sätzen zu erklären. Das diesjährige Bike ist komplett anders; der Motor ist anders, das Chassis ist anders. Ich schätze, 95 Prozent des Motorrads sind komplett neu gewesen. Die GP15 war ein komplett neues Projekt.

Warum habt ihr während der Saison Boden auf Honda und Yamaha verloren? Haben die Japaner schneller weiterentwickelt?

Wir sind mit der neuen GP15 ziemlich spät fertig geworden. So hatten wir viel Material zu testen und auszusortieren. In der ersten Saisonhälfte haben wir bei den Rennen immer viel neues Material ausprobiert. Es gab keine Zeit für Tests. Das war keine einfache Situation für uns. Es war nicht immer leicht zu verstehen, was die beste Lösung sei. Manchmal haben wir etwas die Orientierung verloren. Ehrlich gesagt, wir haben dann recht rasch wieder auf den richtigen Pfad zurückgefunden, wir haben also nicht besonders viel Zeit verplempert.
Aber wir haben uns im ersten Teil der Saison selbst ein paar Probleme bereitet. Klar, die Gegner haben Fortschritte gemacht, vor allem Yamaha. Aber das war nicht der Hauptgrund.
Man weiss ja, dass wir 2014 in Schwierigkeiten gesteckt sind. Also haben wir ziemlich fleissig gerackert, um zu unseren Mitbewerbern aufzuschliessen. Es ist ganz normal, dass du in so einer Phase nicht besonders konstant sein kannst. Das sind normale Zustände, wenn du dich in der Entwicklungsphase befindest,

Andrea Iannone und Andrea Dovizioso klagten über einen Mangel an Traktion und über einen Mangel an Bremsstabilität.

Das Hauptproblem beim Bremsen wird von Dovi verursacht. Er ist beim Bremsen sehr stark und sehr aggressiv, also braucht er ein Motorrad, das zu dieser Fahrweise passt. Iannone hingegen klagte die ganze Zeit über den Hinterradgrip, besonders beim Beschleunigen. Diese beiden Probleme beschäftigen uns weiterhin...
Aber das ist nicht ungewöhnlich bei einer Rennmaschine. Du musst Schritt für Schritt jeden Bereich entwickeln. Dann kannst du versuchen, Rennen zu gewinnen.
Wir haben einige Ideen, wie wir diese Probleme lösen können. Aber zuerst müssen wir uns mit zwei vorrangigen Problemen beschäftigen. Wir müssen erstens das Motorrad an die Michelin-Reifen anpassen und zweitens müssen wir die neue Einheits-Elektronik in den Griff bekommen. Damit beschäftigen wir uns zuerst. Dann werden wir die Probleme aufs Korn nehmen, die unsere Fahrer bemängeln.

Wie wichtig waren die seitlichen Flügel für die Ducati?

Die Aerodynamik ist ein Bereich, über den sich die Motorrad-Konstrukteure in den vergangenen Jahren zu wenig Gedanken gemacht haben. Ich fokussiere mich jetzt darauf. Und ich bin recht happy mit den Fortschritten, die uns 2015 in diesem Bereich gelungen sind. Wir werden die Flügel in Zukunft nicht mehr vergrössern. Wir werden nur noch gewisse Details ändern und verbessern. Viel wird sich da nicht mehr tun.

Wie stark hat Ducati in diesem Jahr von den weicheren Reifen der Open-Class profitiert?

Diese weicheren Reifen, die es nächstes Jahr durch den Wegfall nicht mehr geben wird, haben uns vor allem in den Qualifyings geholfen. Aber in den Rennen waren sie sicher kein Vorteil. Manchmal haben alle Factory-Fahrer die härtesten Mischungen im Rennen genommen, uns stand diese Mischung gar nicht zur Verfügung, weil wir jeden Reifen eine Stufe weicher hatten.
Als kann es passieren, dass wir bei den Reifen in Zukunft besser dran sind als in der Vergangenheit. Beim Sprit verwenden wir seit Katar 22 Liter im Rennen, nächstes Jahr haben wir dieselbe Quantität an Sprit fürs Rennen. Wir müssen also beim Spritverbrauch keine Weiterentwicklung betreiben, und wir müssen keine Einbussen bei der Power befürchten.
Sicher werden unsere Gegner wie Honda und Yamaha ihre Motorleistung etwas verbessern, weil sie im nächsten Jahr 22 statt 20 Liter verbrauchen dürfen. Ausserdem dürfen sie ja sieben statt fünf Motoren verwenden. Aber es kann gut sein, dass wir mit der Ducati in der ersten Saisonhälfte 2016 noch ein paar Vorteile bei der Motor-Performance haben werden.

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