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Avintia: Angel Nieto Jr. als Riding Coach

Von Frank Aday
Während Valentino Rossi auf die Hilfe von Ex-Weltmeister Luca Cadalora setzt, hat das Avintia-Team 2016 niemand Geringeren als Angel Nieto Jr. als Riding Coach engagiert.

Seit dem Saisonauftakt 2016 in Katar ist ein neues Gesicht im Avintia-Team zu finden. Im MotoGP-Paddock ist er nicht nur wegen seines erfolgreichen Vaters bekannt. Seit vielen Jahren ist er in unterschiedlichen Bereichen der Weltmeisterschaft auf und neben der Strecke als Fahrer und im Teammanagement involviert: Angel Nieto Jr., der im Paddock besser als «Gelete» bekannt ist.

Der Sohn des 13-fachen Weltmeisters Angel Nieto trat in die Fußstapfen seines Vaters und trat 1995 in der 125-ccm-Klasse der Europameisterschaft an. Zwei Jahre später erhielt er einen Platz in der Weltmeisterschaft. 1998 wurde er Teamkollege von Emilio Alzamora im Team Aprilia Via Digital. In der folgenden Saison wechselten sie zu Honda und Alzamora gewann beim letzten Rennen der Saison den Titel, da er einen Punkt mehr holte als Marco Melandri. Es war der eine Punkt, den Gelete beim Grand Prix in Australien seinem Teamkollegen überließ, als er mit ihm die Plätze tauschte.

Gelete fuhr bis Ende 2001 Rennen. Danach arbeitete er mit seinem Bruder Pablo für unterschiedliche Teams und schuf das «GP Rooms», ein Hotel auf Rädern, in dem viele Fahrer während der Europa-Rennwochenenden lebten. Seit diesem Jahr arbeitet er für Avintia Racing und hilft den Ducati-Piloten Héctor Barberá und Loris Baz als Riding Coach.

«Als Raul und Bocha mich fragten, ob ich den Fahrern in diesem Team helfen will, gefiel mir diese Idee», erklärt Gelete, während er die Leistungen von Barberá und Baz auf dem Automotodrom Brünn vom Streckenrand aus genau beobachtete. «Hier kannst du Dinge sehen, die du auf dem TV-Bildschirm nicht erkennen kannst. Ich sehe mir alle Fahrer an, nicht nur Héctor und Loris. Mit der Information, wie es die anderen Fahrer machen, kann ich meinen Piloten helfen, sich zu verbessern. Ich war selbst Rennfahrer, daher habe ich eine genaue Vorstellung. Es fällt mir leicht, Linien zu vergleichen und zu sehen, wer schnell oder langsam unterwegs ist.»

Der Job des Riding Coach ist jedoch nicht erst entstanden, als Luca Cadalora diese Position im Team von Valentino Rossi einnahm. Alberto Puig coachte früher Dani Pedrosa, Randy Mamola hilft Smith, Crutchlow und nun auch Binder. Und dann ist da noch Wilco Zeelenberg, der die Bewegungen von Jorge Lorenzo auf der Strecke ganz genau verfolgt. Marc Márquez wird stets von Emilio Alzamora beobachtet.

«Ich habe nie ein MotoGP-Bike gefahren, aber ich war viele Jahre auf Motorrädern unterwegs und sehe vom Streckenrand aus viele Dinge. Ob ein Fahrer weit geht, wie und in welche Gänge sie schalten, wie die Traktionskontrolle funktioniert, wie und an welchem Punkt sie die Maschine aufstellen, wie sie ihren Körper einsetzen, um mit Schwung aus den Kurven herauszukommen», erklärte der 39-jährige Nieto.

«Mit Héctor arbeiten wir auf diese Weise, denn er muss seinen Körper so einsetzen, wie es die anderen tun. Héctor hängt nicht zu sehr neben der Maschine, aber er hat begonnen, seinen Fahrstil umzustellen. Wir können in jedem Rennen Verbesserungen beobachten. An der Strecke kann man genau sehen, dass Lorenzo wie ein Roboter fährt. Er nutzt hundert Mal die exakt gleiche Linie. Du siehst auch genau, wie sanft Pedrosa fährt, die Erfahrung von Valentino und den Einsatz von Marc. Es ist einfach zu sehen, wie es die schnellsten Jungs anstellen. Dann muss ich alles, was ich vom Streckenrand aus gesehen habe, auf die bestmögliche Weise auf meine Fahrer übertragen. Die Arbeit mit Héctor ist einfach, denn wir haben eine gute Beziehung aufgebaut. Er versteht, was ich ihm sage. Wir sehen, dass meine Informationen nützlich sind, wir verbessern uns.»

Nach elf Rennen in der Saison 2016 liegt Héctor Barberá mit der zwei Jahre alten GP14.2 auf dem neunten WM-Rang. Dies brachte ihm für das nächste Jahr besseres Material ein, denn er wird jene Ducati erhalten, die aktuell von den Werkspiloten Iannone und Dovizioso eingesetzt wird. Sein Teamkollege Loris Baz erhält eine GP15 für die kommende Saison. Er liegt nach einer langwierigen Fußverletzung nur auf dem 20. WM-Rang, doch im Regen von Brünn hatte der große Franzose mit Platz 4 geglänzt.

«Gelete macht einen großartigen Job, ich erhalte sehr viel Hilfe von ihm», lobt Barberá. «In den ersten Rennen dachte ich, dass seine Kommentare nutzlos sind, aber dann erkannte ich, dass er mir hilft, mich bei jedem Rennen zu verbessern. Wenn ich Probleme in einem bestimmten Sektor der Strecke habe, geht er raus und sieht es sich an. Er ist ein ehemaliger Rennfahrer, daher kann er einen schnellen Vergleich zu den anderen Fahrern ziehen. Er sieht, ob ich am Kurveneingang einen halben Meter zu weit außen bin, ob ich zu früh oder zu spät schalte oder ob ich konstant bin. Er kann das auch gut kommunizieren, er ist ein wahrer Nieto. Gelete kann genau erklären, was er auf der Strecke sieht. Manchmal frage ich mich, wie er Dinge sehen kann, die du eigentlich nur spürst, wenn du auf dem Bike sitzt.»

Loris Baz arbeitet schon seit langer Zeit mit seinem persönlichen Coach Adrien Morillas zusammen, doch es ist immer hilfreich, wenn mehrere Augen das Geschehen auf der Strecke beobachten. «Die Arbeit, die Gelete in dieser Saison für unser Team tut, ist nichts Neues für mich. Ich hatte immer einen Trainer, der mit mir an der Strecke arbeitet und sich meine Linien ansieht. Ich denke, ich war einer der ersten, der diese Methode mit Adrien Morillas anwendete. Er war auch am letzten Wochenende in Brünn vor Ort. Doch mit Gelete habe ich nun vier Augen, die mich auf der Strecke beobachten, statt zwei. Das ist für mich als Fahrer sehr hilfreich. Er sieht Dinge, die man nicht an den Daten ablesen kann. Es braucht jedoch auch Zeit, bis man zu einem Coach Vertrauen hat. Mit Adrien ist das einfach, denn wir arbeiten seit 13 Jahren zusammen. Doch bei den Rennen, zu denen Adrien in diesem Jahr nicht kommen kann, sind die Kommentare von Gelete sehr hilfreich.»

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