Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Misslungene Schönheitsoperation

Kolumne von Harald Eckl
Harald Eckl mit Randy de Puniet

Harald Eckl mit Randy de Puniet

Ich bin der Meinung, die von der GP-Kommission beschlossenen Sparmassnahmen sind nicht weitreichend genug.

Ich halte die am Mittwoch von der Grand Prix Commission beschlossenen Massnahmen zur Kostenreduktion in der MotoGP-Klasse für eine misslungene Schönheitsoperation!

Wenn es wirklich ein Finanzproblem im MotoGP gibt, dann hat die GP-Kommission bestehend aus Dorna, FIM, Herstellern und Teams, in Genf zu wenig weitreichend gehandelt. Die neuen Bedingungen, die bereits für 2009 in Kraft treten, sind kein ausreichendes Rezept, um die Kostenschraube nach unten zu drehen. Jedenfalls werden diese Massnahmen nicht erheblich zu einer Kostenreduzierung beitragen. Sie sind eher als Feuerwehrübung zu bezeichnen, ein Löschen des Brandes wird damit nicht erreicht.

Zum Beispiel wurde beschlossen, nach den Rennen von Barcelona und Brünn nur noch mit Testpiloten zu fahren. Man übersieht dabei, dass man nun neben den Rennfahrern auch noch Testfahrer inklusive Reise und Hotelkosten bezahlen muss.

Die Rechnung mit den Motoren ist eine weitere misslungene Aktion. Fünf Motoren für acht Rennen, wo bitte soll dies eine grosse Kostenreduktion bewirken? Bisher fuhr ein GP-Pilot pro Wochenende maximal 500 km, das macht bei acht Rennen 4000 km. Bei fünf Motoren gibt dies eine Laufleistung von 800 km pro Motor, womit für manchen Hersteller bereits Probleme entstehen, weil dieser die Motoren langlebiger machen müsste.

Aber was macht die GP-Kommission? Sie kürzt zugleich die Trainingszeit um 40 Prozent und spart dabei 300 km Motorlaufzeit. Die Hersteller werden also weiter teure, exotische Motorenbauteile verwenden. Die geringfügig niedrigeren Motoren-Revisionskosten stehen hier in keinem Verhältnis zu der für den Zuschauer verlorengegangenen Trainingszeit.

Für mich hat die Kommission die effektivste aller Massnahmen, wie von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta vorgeschlagen, schlichtweg ignoriert!

Die Ein-Motorrad-Regel, oder «one bike rule», wie die Engländer sagen. Sie zwingt nicht nur die Hersteller, das Material standfester zu machen, sondern auch die Fahrer, schonender mit dem Material umzugehen und manche riskante, womöglich zu Sturz und Verletzung führende Aktionen zu vermeiden.

Ein Motorrad weniger bedeutet nicht nur geringere Leasingraten für die Teams. Auch Teile aller dazugehörenden Werkzeuge, Boxenausrüstung, Transportmittel und die teure Überseefracht könnten eingespart werden. Auch Personal- und die damit verbundenen Reisekosten würden sich reduzieren. Nach meiner Erfahrung ergäbe dies eine Einsparung von 20 Prozent des operativen Teambudgets, wir reden also von mindestens zwei Millionen Euro.

Zwar bestreiten momentan die Hersteller, dass sie mit dem zur Verfügung stehenden Material noch weitere Teams ausrüsten würden. Ich denke aber, sie würden schon bald überlegen, die Entwicklungskosten durch die Vergabe weiterer Leasing-Bikes an neue Teams aufzuteilen und somit die Zukunft der MotoGP-Klasse zu sichern.

Noch eine Anmerkung zur Superbike-WM. Ich höre immer wieder Diskussionen, dass sie mehr Zukunft hat als MotoGP. Der Einstieg von BMW und Aprilia wurde jedoch lang vor der existierenden Weltwirtschaftskrise beschlossen. Ich bezweifle, ob heute diese beiden Hersteller noch so entscheiden würden. Ich freue mich sehr über den Einstieg von BMW, hoffe aber zugleich, dass die immensen Investitionen die Serie nicht auf ein neues finanzielles Niveau heben. Schnell könnten auch dort die steigenden Kosten so manches Team aus dem Rennen werfen. Erste Privatteams melden bereits arge Budgetprobleme. Leider ist auch mein Ex-Pilot Gregorio Lavilla betroffen.
 

Ex-GP-Pilot Harald Eckl (52) gewann 1990 und 1991 auf Aprilia die deutsche 250-ccm-Meisterschaft. 1984 gelang ihm mit Platz 5 in Anderstorp/S sein bestes GP-Ergebnis. Nach seiner Karriere gründete Eckl ein 125-ccm-GP-Team mit Fahrern wie Öttl, Geissler und Jenkner. Ab 1997 betrieb der Oberpfälzer das Kawasaki-Werksteam in der Superbike-WM. Dazu gewann Kawasaki Eckl Racing 2001 mit Andrew Pitt die Supersport-WM. Von 2003 bis Ende 2006 war Eckl Besitzer des MotoGP-Teams von Kawasaki.

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