«MotoGP ist nicht zu langsam»
MotoGP: In Silverstone kaum schneller als Superbikes
Superbike-WM-Beobachter Gordon Ritchie hat recht, wenn er in seiner kürzlich erschienenen Kolumne sagt, dass die Entwicklungskosten von MotoGP-Motorrädern und die Gehälter der MotoGP-Fahrer in keinem Verhältnis zu den geringen Unterschieden bei den Rundenzeiten zwischen Superbikes und MotoGP-Bikes in Silverstone stehen.
Doch genau diese Nähe der Rundenzeiten wird den Anstrengungen, auf Serientriebwerken basierende Motoren in die MotoGP-Klasse zu bringen, neuen Aufwind verleihen. Die nahezu identischen Rundenzeiten haben den Flammini-Brüdern nicht gefallen; sie haben an einer Pressekonferenz in Brünn davor gewarnt, solche Motoren für die MotoGP-Klasse zuzulassen, weil sonst rechtliche Schritte eingeleitet würden.
Gordon Ritchie betont weiter, dass Superbikes keine Karbonbremsen hätten, keine vergleichbare Elektronik, nicht die besten Reifen, nicht die Freiheiten bei der Chassiskonstruktion und dass auch nicht die besten Fahrer auf den Motorrädern sitzen würden.
Doch die Vierzylinder-Superbikes verfügen über ein Hubraumplus von 200 ccm.
Und genau das wird den Unterschied zwischen MotoGP- und Superbike-Klasse wieder vergrössern, wenn der Hubraum in der Königsklasse von heute 800 wieder auf 1000 ccm erhöht wird. Damit wird an den Kurvenausgängen deutlich mehr Power zur Verfügung stehen, die Vorzüge von Elektronik und Reifen werden noch besser zum Vorschein kommen.
Alle werden zwar mit denselben Reifen unterwegs sein, aber nur die werkskunterstützten Motorräder werden über die beste Elektronik verfügen. Das wird für die Bikes mit weiterentwickelten Serienmotoren ein sehr schweres Handicap sein.
Gordon Ritchie betont weiter, dass der Topspeed der heutigen MotoGP-Bikes mit 323,9 km/h rund 31 km/h höher sei als die 292 km/h der Superbikes. Doch erstens haben die Superbikes dank höherem Drehmoment an den Kurvenausgängen viel wettmachen können, und zweitens ist der Topspeed nur über eine sehr geringe Distanz von Bedeutung.
Es wird viel Spass machen, ein auf einem Serienmotor aufbauendes MotoGP-Triebwerk zu entwickeln. Aber meiner Meinung nach werden die Prototypen der Werke mit 1000 ccm nicht langsam genug sein, um die Privatmotorräder wirklich konkurrenzfähig zu machen.
Denn die Werke müssen unbedingt dafür sorgen, dass diese Kluft erhalten bleibt. Denn wie würde man sich etwa bei Suzuki, wo die aktuelle Situation schon schwierig genug ist, fühlen, wenn die Werks-GSV-R von einer optimierten GSX-R 1000 besiegt würde?