MotoGP als Königsklasse
MotoGP in Mugello: keine neuen Vorschriften
Man muss sich Sorgen machen um die MotoGP-Klasse. Seit einigen Wochen haben wir keine signifikanten Regeländerungen mehr erlebt… Das sind unerfreuliche Symptome.
Gut, man hat ab Le Mans die Trainingszeiten wieder von 45 auf 60 Minuten verlängert, so wie wir es in den letzten Jahren gewöhnt waren. Aber diese ungewöhnliche, wochenlange Stabilität hat uns ans Jahr 2007 zurückerinnert, als monatelang keine neuen diktatorischen Massnahmen vorgeschrieben worden sind.
Das Hin und Her in der MotoGP-Klasse 2008 wird seine Gründe haben.
Die Moto2-Katagoeie als Nachfolgeklasse der 250-ccm-Zweitakter zieht momentan viel Aufmerksamkeit auf sich. Da in der Moto2 längst noch nicht alle Reglementsdetails vorlieben, nehmen diese Spekulationen in den Fachmagazinen viel Platz ein. Wird es Einheitsreifen geben, ja oder nein? Auch so eine Frage…
Immerhin weiss man: Honda liefert modifizierte CBR-600-RR-Motoren mit rund 150 PS an der Kurbelwelle. Beim Chassis gibt es alle erdenklichen Freiheiten. Aber auch hier wird es nicht zuletzt aus finanziellen Gründen wenig revolutionäre Ideen geben. Die Fahrwerke werden einander recht ähnlich sein. Das Gleiche gilt für Räder, Dämpfung und Bremsen. Die üblichen Spezialisten werden ihre erlesenes Material an die Teams verhökern.
Irgendwann werden wir den Verlust der wunderbaren 250er-Zweitakter verdaut haben. Als nächsten Schritt werden wir eine höchst konkurrenzfähige WM mit Einheitsmotoren erleben, die Startfelder werden fast doppelt so gross und ausgeglichen sein wie jetzt, die Materialkosten für die Teams werden um 70 bis 80 Prozent sinken.
Was soll daran schlecht sein?
Vielleicht werden wir bald behaupten: Die Dorna hat hier einen sehr pfiffigen und weitsichtigen Plan verwirklicht.
Aber die Dorna will in zwei sehr entscheidenden Punkten die Kontrolle behalten – bei den Motoren und der Elektronik. Nur die Reifenhersteller werden vielleicht im freien Wettbewerb stehen – Dunlop und Michelin. Das ist absolut bizarr, nachdem sogar in der MotoGP-Klasse nur noch ein Reifenlieferant zur Verfügung steht. Die GP-Macher waren der Meinung, die Reifen hätten einen zu starken Einfluss auf den Ausgang der WM gehabt.
Warum werden dann in der Moto2 keine Einheitsreifen vorgeschrieben?
Ich werde das Gefühl nicht los, mit dieser Massnahme will die Dorna die grossen Hersteller in die MotoGP-Klasse zwingen, denn nur hier können sie die Qualität ihrer Technologie unter Beweis stellen, ohne (wie Rossi 2007) die WM unter anderem wegen der falschen Reifenmarke zu verlieren.
Früher waren die Klassen 125 und 250 ccm im GP-Sport immens wichtig. Über sie sind die japanischen Hersteller in den 60er-Jahren in die WM gekommen. In Zeiten der Finanzkrise sollen die Hersteller ihre Budgets für die MotoGP-Klasse bündeln, meint die Dorna. Sie soll deshalb noch deutlicher als die Formel 1 des Zweiradsports gestaltet werden.
Ich halte das für etwas anrüchig. Meine langsam steigende Begeisterung für die neue Moto2-Klasse hat dadurch einen Dämpfer bekommen. Müssen wir uns Sorgen machen um die Moto2?
Die nächsten Monate werden uns den nötigen Aufschluss geben.