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Mehr Reifen für besseren Rennsport

Kolumne von Peter Clifford
Mehr Reifen besser?

Mehr Reifen besser?

Kritisieren ist einfach, besser machen schwierig. Es ist Zeit, Stellung zu beziehen und Verbesserungsvorschläge für die MotoGP-Klasse zu machen.

Die Einheitsreifen haben den MotoGP-Rennsport nicht spannender gemacht. Doch was ist die Lösung? Vielleicht zusätzliche Boxenstopps! Das könnte von der Rennstrategie her betrachtet interessant werden und mehr Action auf und neben der Strecke bringen.

Jeder Fahrer müsste irgendwann im Rennen das Motorrad tauschen. Der Mehraufwand wäre gering, denn jedes Team hat bereits ein Ersatzmotorrad in Regenabstimmung in der Box stehen. Den grössten zusätzlichen Aufwand hätte Bridgestone in Form eines zweiten Reifensets pro Fahrer aufzubringen.

Die taktischen Möglichkeiten wären fantastisch, insbesondere wenn Bridgestone zwei unterschiedliche Reifenmischungen bereitstellen würde. Der eine hätte eine etwas höhere Performance, der andere wäre etwas ausdauernder. Welchen Reifen würde welches Team zu Beginn wählen, mit wie viel Benzin im Tank?

Die Tatsache, dass die Teams nur eine beschränkte Anzahl Motoren pro Saison verwenden können, gibt dem Ganzen eine zusätzliche Dimension. Hätte ein Team ein frisches Triebwerk mit hoher Leistung zur Verfügung, könnte es dieses am Anfang oder Ende des Rennens zusammen mit einem viel Grip bietenden Reifensatz für einen fulminanten Zwischen- oder Endspurt nutzen.

Ein anderes Team würde sich vielleicht für zwei Medium-Reifensätze mit entsprechender Fahrzeugabstimmung entscheiden. Damit wäre der Fahrer zwar nie enorm schnell, dafür umso konstanter unterwegs. Und es gäbe die Teams und Fahrer, wie vielleicht LCR mit Randy De Puniet, welche den Erfolg mit viel Risiko suchen würden.

Dank diesem System wäre ein Start-Ziel-Sieg kaum mehr möglich. Es gäbe auf jeden Fall mehr Spannung. Auch der Fahrer, der nach einer Runde in Führung liegt und später das Rennen gewinnt, könnte sich nie in Sicherheit wiegen, denn die Gegner hätten während des ganzen Rennens die Chance, mit einem Boxenstopp und einer eventuell schlagkräftigeren Kombination aus Reifen und Motorrad aufzuholen.

Dieses System würde auch die Teams zu mehr Risiko beim Set-up einladen. Ein Fahrer könnte, wenn sich ein für 20 Runden gedachtes Set-up als desaströs erweisen sollte, kurzfristig an die Box kommen und das Motorrad wesentlich früher als geplant wechseln. Vor dem Stopp könnte zusätzlicher Sprit getankt werden, sodass auch ein Wechsel nach zehn oder sogar weniger Runden möglich wäre.

Ich bin seit 30 Jahren an den Grand Prix dabei und habe deshalb die Tendenz, traditionalistisch zu denken. Aber die einstigen Grundwerte des GP-Sports sind längst Geschichte, das alte System mit ein paar wenigen Regeln und stärkerer Betonung des Fahrers als des Materials ist überholt. Heute ist das Regelwerk drei mal umfangreicher, und viele Fahrer klagen, dass ihnen die Elektronik bei vielen Problemen die Entscheidungen abnimmt.

Die Einheitsreifen, die Elektronik und die dünnen Startfelder haben den Motorradrennsport auf höchster Stufe weniger spannend gemacht. So warum soll man nicht ein paar Regeln zusätzlich einführen, um das wieder gerade zu biegen?

Taktisch geprägte Rennen mit Boxenstopps würden neue Dramatik bringen. Und es wäre faszinierend zu sehen, wie ein Fahrer mit zwei vom Motor und Chassis her unterschiedlich abgestimmten und unterschiedlich bereiften Motorrädern zugange käme.

Natürlich wäre es fantastisch, wenn gleichzeitig die elektronischen Hilfsmittel verboten würden. Aber die Hersteller bestimmen die Spielregeln und sind nicht unglücklich darüber, dass die Technologie den Fahrern viel Unterstützung in schwierigen Momenten bietet.

Lasst es uns doch bitte versuchen. Statt von 990 ccm auf 800 ccm und nun wieder auf 1000 ccm Hubraum zu schwenken, würde eine solche Änderung den Herstellern die Mühe abnehmen, schon wieder ein Bike einzustampfen und ein neues zu bauen.

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