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Weshalb der Teamchef von Lucy Michel auf Frauen setzt

Von Thorsten Horn
Lucy Michel und Stefan Laux

Lucy Michel und Stefan Laux

Seit knapp vier Jahrzehnten ist Stefan Laux in den Boxen dieser Welt tätig. Mit seinem eigenen Rennteam vertraut er am liebsten auf junge Frauen. Aktuell betreut er Lucy Michel in der Motorrad-Frauen-WM WorldWCR.

Als aktuell WM-15. reist die zierliche Deutsche Lucy Michel am kommenden Wochenende zum vorletzten Event der Motorrad-Frauen-WM WorldWCR ins französische Magny Cours. Betreut wird sie dabei, nach wie vor, vom Team TSL-Racing von Stefan Laux.

«Der Vorteil bei Rennfahrerinnen ist, dass die Aufmerksamkeit höher ist und es etwas leichter ist, Sponsoren zu bekommen. Das war schon damals so, als ich Elli Bindrum im OMK-Pokal in der Stocksport-Klasse gemacht habe», begründet Stefan Laux seine Haltung im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Nachdem der demnächst scheidende geschäftsführende Inhaber der Firma Zweirad Laux in Triefenstein im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart in diversen Rennklassen, unter anderem in der Pro Superbike für Suzuki Deutschland, geschraubt hatte, unterhielt er ab 1988 sein eigenes Rennteam. Als Suzuki-Händler kamen natürlich nur Motorräder dieser Marke in Betracht.

Auf seinem Höhepunkt war Stefan Laux, als 1997 die neue GSX-R 600 auf den Markt kam und er für Suzuki Japan ein Werksteam in der IDM mit Gaststarts von Christian Kellner und Katja Poensgen in der WM betrieb. «Suzuki wollte das Motorrad am Markt platzieren. Da haben wir das Werksteam für Europa gemacht und mussten nach den Rennen immer Berichte schreiben», erinnert er sich.

Nach einem kleinen Break, um sich verstärkt der kränkelnden Firma zu widmen, kehrte er mit seinem Team und mit Sarah Heide als Fahrerin auf die Rennstrecken zurück. «Sarah hatte damals eine Lehre als Zweiradmechanikerin bei mir angefangen und bekam irgendwann Probleme mit ihrem Team. Da habe ich mit ihr halt wieder ADAC Junior Cup und später Supersport gemacht.»

Ihr größter gemeinsamer Erfolg dürfte Sarah Heides Sieg im zweiten Rennen der Klasse Supersport bei der IDM auf dem Sachsenring am 19. Juni 2011 gewesen sein, dem ein Reifenpoker vorausgegangen war. Nach einem Regenschauer setzten beide Laux-Schützlinge, Sarah Heide und der Schleizer Thomas Walther, als Einzige auf Slicks und waren auf der abtrocknenden Strecke hinten raus die großen Gewinner. Sarah Heide war damit die erste und bis heute einzige Frau, der ein IDM-Sieg gelang.

Als sich im Corona-Jahr 2020 Sarah Heide bei einem Sturz beim IDM-Lauf in Assen in der Supersport-300 eine schwere Fingerverletzung zuzog, kam mit Lucy Michel das nächste Mädchen ins Spiel. Wegen des notgedrungenen Markenwechsels zu Yamaha hieß das Team zwar weiter TSL-Racing, was nun allerdings der Einfachheit halber für Team Stefan Laux anstatt für Team Suzuki Laux stand und steht.

Nachdem Lucy Michel wegen ihrer Ausbildung zur medizinischen Technologin für Radiologie rennmäßig etwas kürzergetreten war und 2024 die Motorrad-Frauen-WM ins Leben gerufen wurde, waren Stefan Laux und die 20-jährige Erzgebirgerin in dieser wieder vereint.

Von der WorldWCR ist Stefan Laux nach wie vor begeistert und begründet das so: «Das war eine einmalige Gelegenheit, vor einer breiten Öffentlichkeit aufzutreten – das Level ist sehr hoch. Es gab aber auch 2024 keine wirkliche Alternative. Die IDM Supersport 300 war mit zuletzt zehn, elf Fahrern ein Witz. Da hatte ich keinen Bock drauf. Du kannst nur stark werden durch Gegner, aber nicht durch Opfer.»

Da in der immer stärker werdenden Frauen-Serie auch 2025 nur sechs Saisonläufe auf dem Programm stehen, wollte man parallel zu Übungszwecken die IDM Sportbike nutzen, allerdings mit einer Suzuki. Dieses Vorhaben wurde jedoch von japanischer Seite im Februar vereitelt.

Zu seiner nachvollziehbaren These, dass es vergleichsweise leichter ist, für eine Frau im Rennsport Sponsorengelder zu generieren, nennt er als Beispiel seinen jahrelangen Partner Christoph Dürr GmbH aus Lauda-Königshofen im fränkischen Teil Baden-Württembergs. Diese recyclen Industrie-Lacke und Lösungsmittel aus der Auto-Industrie und verarbeiten sie wieder zu Lösungsmitteln. «Zu dieser Firma habe ich eine persönliche Freundschaft aufgebaut, sie ist uns schon viele Jahre treu.»

Und wie ist er mit der Saison 2025 sportlich bisher zufrieden? «Es könnte etwas besser gehen, aber die anderen sind auch schneller geworden. Dazu kommt, dass Lucy in diesem Jahr ihre Prüfungen hatte und wir kaum zusätzlich trainieren konnten. Meines Erachtens ist aber auch die Serie etwas eingeschlafen und die Organisatoren wirken etwas unmotiviert. Data Recording wird nicht mehr gemacht, warum auch immer. Lucy muss jetzt mit Zusatzgewicht fahren. Da ist es ein Unterschied, ob man es ans Motorrad dran schraubt oder man sich von der Statur her anders bewegt.»

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