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Das Motocross-Epos von Trentino

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Über den Auftakt der Europarunde der Motocross-WM wird man noch lange reden. Die Fans verbreiteten eine euphorisierende Stimmung, Antonio Cairoli zeigte eine unglaubliche Leistung und zum Schluss gab es ein 'happy end'.

Motocross in Italien ist immer etwas Besonderes. Das Motocross der Nationen 2016 in Maggiora war eines der spannendsten Rennen in der Geschichte des Sports. Über das Renn-Epos von Trentino am Osterwochenende wird man noch lange sprechen. Es war eines der spektakulärsten Rennereignisse im Motocross-Grand-Prix-Sport und eine Werbung für den Sport.

Euphorische, aber friedliche Fans
Die außerirdische sportliche Leistung von Lokalmatador Antonio Cairoli (KTM) wird noch lange in Erinnerung bleiben. Aber allein schon die Fans verbreiteten in Pietramurata eine einzigartige Atmosphäre vor der traumhaften Bergkulisse der Dolomiten. Aus Slowenien waren hunderte Fans angereist und feuerten Seite an Seite mit den italienischen Fans ihre Helden an. Keine Spur von Aggression zwischen den Lagern, wie man das aus Fußballstadien kennt. Motocross-Fans sind euphorisch, bleiben aber friedlich. Sie verwandeln die Rennstrecke in eine Partymeile, aber sie respektieren auch die Leistungen der Anderen. Das Szenario von Trentino hätte ein Dramaturg nicht besser schreiben können: Laufsieg von Gajser und Tagessieg von Cairoli. Irgendwie waren am Ende alle Seiten glücklich und zufrieden und feierten gemeinsam bis in die Nachtstunden.

Schauen Sie sich auch die Fotostrecken vom Renntag an, um einen Eindruck von der Veranstaltung zu bekommen.

Cairoli überirdisch
Das Feuerwerk, das Antonio Cairoli im zweiten Lauf abfeuerte, stellte allerdings das Feuerwerk der Fans noch einmal deutlich in den Schatten. Eigentlich mag der Sizilianer die Strecke von Trentino nicht: Zu rutschig, zu viele Steine, zu wenig Überholmöglichkeiten, so sein Urteil. Und trotzdem überholte Cairoli und fuhr wie ein Teufel, nachdem er außerhalb der Top-20 seine Aufholjagd begann. Er machte den Unterschied zwischen einem 'normalen' Weltklassefahrer und einem Ausnahmetalent deutlich. Das MXGP-Feld hat in diesem Jahr eine unglaublich hohe Leistungsdichte. Das führt zu teilweise extremen Streuungen der Ergebnisse, wie man sie in Trentino wieder beobachten konnte: Herlings (14, 4), Coldenhoff (17,10), Tonus (2,7), Febvre (8, 17), um nur die prominentesten Beispiele zu nennen. Man erkennt es auch an den Rundenzeiten: Die Top-9 hatten Rundenzeiten von 1:44, sie differierten nur im Bereich einer halben Sekunde. Überholmanöver werden bei dieser Leistungsdichte zur Schwierigkeit. Es sei denn, man heißt Antonio Cairoli. Seine beste Rundenzeit war 1,6 (!) Sekunden schneller als die von Laufsieger Gajser und lag im Bereich des Zeittrainings vom Samstag. Diese extreme Leistung konnte Cairoli sogar noch in der 15. Runde des zweiten Laufs abrufen.

Zweikampf oder Dreikampf?
Die WM entwickelt sich in diesem Jahr zum Zweikampf zwischen Tim Gajser und Antonio Cairoli. Romain Febvre (Yamaha) stürzte gleich in der ersten Kurve des zweiten Laufs und konnte im Gegensatz zu Cairoli nicht so fulminant aufholen. Auf Rang 17 holte er nur 4 WM-Punkte und liegt nun abgeschlagen mit 95 Punkten Rückstand auf WM-Rang 7. Cairoli hat auf Platz 2 18 Punkte Rückstand auf Gajser. Clement Desalle hat auf Platz 3 mit 50 Punkten Rückstand die Spitze schon nicht mehr in unmittelbarer Reichweite.

Die WM ist und bleibt spannend
In den nächsten Wochen geht es in der WM Schlag auf Schlag. Schon an diesem Wochenende könnte Jeffrey Herlings seine Qualitäten im Sand von Valkenswaard unter Beweis stellen. Es folgt am 7. Mai das Rennen in Kegums und danach macht die WM am 21. Mai schon Station im Talkessel. Wenn dort auch nur ein Teil dessen geboten wird, was in Trentino gezeigt wurde, können sich die Besucher des Talkessels jetzt schon freuen. Die WM ist in diesem Jahr auf dem nächsten Level angekommen.

Max Nagl hat den Speed der Spitze
Der einzige deutsche Fixstarter, Max Nagl (Husqvarna), zeigte am Samstag in Trentino, dass er das Tempo der Spitze gut mitgehen kann. Sobald es ihm wieder gelingt, auch am Ende der Startgeraden noch vorn zu sein, werden die Ergebnisse wieder kommen. Er braucht jetzt die volle Unterstützung der deutschen Fans mehr denn je, denn es ist nur ein kleiner Schalter, der umgelegt werden muss, dann werden auch die Ergebnisse auch wieder stimmen.

Welche deutschen Fahrer werden wo starten?
Die anderen deutschen Spitzenpiloten werden nur vereinzelt an WM-Läufen teilnehmen. Dennis Ullrich vom Team Sarholz-KTM wird in Teutschenthal, Ottobiano, Loket, Frauenfeld und Villars sous Ecot antreten. Angus Heidecke wird nach dem Stand der Dinge ebenfalls in Teutschenthal wieder WM-Luft schnuppern.

MX2: Emotionen pur
Auch die MX2-Klasse bot in Trentino ein hochkarätiges Programm. Jorge Prado (KTM) holte seinen ersten Grand-Prix-Sieg und wurde auf dem Siegertreppchen von Emotionen überwältigt. Brian Hsu (Husqvarna) ließ auf Rang 8 im ersten Lauf sein Talent aufblitzen. Henry Jacobi (Husqvarna) stürzte noch auf der Startgeraden und verfehlte die Punkteränge.


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