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Tony Cairoli: Das «Making of» eines Meisters

Kolumne von Adam Wheeler
Antonio Cairoli: Auf dem Weg zu WM-Titel Nr. 7

Antonio Cairoli: Auf dem Weg zu WM-Titel Nr. 7

Nur einmal habe ich bisher den sechsfachen Weltmeister als gewöhnlichen Fahrer erlebt. Etwas wird uns Cairoli aber wahrscheinlich schuldig bleiben.

Jede Motorsportart erlebt irgendwann eine Phase, in der ein einzelner Athlet alle Widrigkreiten und Herausforderungen meistert und eine Ära der Domination einleiten kann. Die Motocross-WM war zwischen 2001 und 2006 in den Klassen 500 ccm/MXGP/MX1 im Schraubstock von Stefan Everts. Jetzt sind wir mitten in einem neuen Zyklus, Tony Cairoli zeigt keine Anzeichen von Schwäche, Verwundbarkeit oder Unsicherheit, dass der siebte WM-Titel in seiner Sichtweite liegt. Und das nach erst drei Runden in dieser Saison.

Der Red-Bull-KTM-Fahrer fährt gegen 15 Gegner, die wie er in dieser Klasse schon Erfahrungen mit Grand-Prix-Siegen gemacht haben. Aber seit über einem Jahr gibt es kaum noch einen Rivalen, der ein ähnlich gutes Paket aus Fitness, Zuversicht, Erfahrung und Erfolgshunger (und etwas Glück) wie der Sizilianer geschnürt hätte.

Wir haben nach der Vertragsverlängerung Cairolis bei KTM im März die mehrteilige «A-Team»-Story veröffentlicht, die versuchte, das Erfolgsrezept der Mannschaft hinter dem Italiener zu begründen und erklärte, warum er ausserhalb der USA einen überragenden Status geniesst. Nach dem letzten Rennwochenende in den Niederlanden ist es glasklar, dass der vierfache MX1-Champion seine Säulen des Erfolgs noch immer am richtigen Ort stehen hat, die seine Konkurrenzfähigkeit garantieren.

Die da wären? Nach mittlerweile 56 GP-Siegen ist es wichtig zu erwähnen, dass Cairoli noch immer voll motiviert ist. Er spricht immer noch immer vom Spass auf dem Motorrad, beschwert sich praktisch nie und hat auch Kapazitäten, um als einer der ersten Motorrad-Topstars eine eigene Online-Plattform mit einer App zu veröffentlichen. Er arbeitet fleissig mit der Presse zusammen, um den Status seines Sports höheren Wert zu verleihen.

Tony hat die moralische Unterstützung, das technische Wissen, den Rückhalt und echte Freundschaft in der verschworenen Gruppe von Spezialisten um ihn herum. Personen wie Nazza, Ricardo, Claudio und andere, die Cairoli seit der zweiten GP-Saison 2004 begleiten. Sein Privatleben ist ebenso ruhig und geregelt, dank seiner langjährigen Partnerschaft mit der Niederländerin Jill Cox (einer der Gründe für seine Lackierung in den Landesfarben in Valkenswaard). Er ist wohlhabend, der Italiener besitzt Häuser in Belgien, Rom und in seinem Geburtsort Patti.

Cairoli versichert weiterhin, dass er kein Fahrer ist, der Rekorde jagt. Es ist sowieso klar, dass er noch eine Weile an der Spitze bleiben muss, um Everts´ Rekorde von zehn WM-Titeln und 101 Karrierensiegen einzustellen.

Er hat ausserdem sein persönliches Ziel aufgegeben, es im Supercross zu versuchen. Dies nachdem er erkannte, dass sein Niveau (obwohl es nicht schlecht ist, wie ein SX-EM-Titel zeigt) nicht ausreichen wird, um in den Kreis der Sieger aufzusteigen. Sein Extra-Fokus auf den GP-Sport hat gezeigt, dass er nicht auf die Entscheidung gegen SX zurückkommen wird.

Genauer hingeschaut, nutzt Cairoli die perfekte Kombination von Stärke und Erfahrung, um die Begebenheiten auf der Rennstrecke zu diktieren. In einem Rennen das Tempo zu bestimmen, nach einem schlechten Start sich nach vorne zu arbeiten oder den ganzen Lauf an der Spitze zu verbringen, eine Überholmöglichkeit zu finden oder mit einem Gegner zu spielen – niemand hat eine ähnliche Vielfalt an Varianten auf Lager, ohne vom Motorrad zu stürzen. Stürze passieren Cairoli kaum.

Das einzige Mal, als er auf mich wie ein «normaler Mensch» wirkte, war 2008 in Südafrika. Sein erschreckter Gesichtsausdruck nach dem Bänderriss im Knie sagte alles, als er in der Box von De Carli sass.

Seine Anstrengungen, die Werbetrommel für seinen Sport zu rühren, wird ein endloser Kampf bleiben. Aber die einzige Grenze, die es für Cairoli gibt ist eine Teilnahme an einem US-Motocross-Lauf oder einer ganzen Outdoor-Saison in Amerika.

Es steht ihm zu, die Frage zu stellen, warum nicht die Amerikaner an den Grands Prix teilnehmen und er derjenige sein sollte, der über den Atlantik wechseln soll. Aber im Moment schwimmt die Nummer 222 in einem kleinen Pool. Ein kurzer Hüpfer in einen anderen Teich könnte einer herausragenden Karriere die endgültige Krone aufsetzen.

Der Brite Adam Wheeler ist einer der renommiertesten Journalisten im GP-Fahrerlager und schreibt regelmässig für SPEEDWEEK.com.

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