Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Stefan Bradl: «Die Frage ist, was bei HRC passiert»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl auf der MotoGP-Honda

Stefan Bradl auf der MotoGP-Honda

Stefan Bradl würde gerne wieder eine komplette Rennsaison bestreiten. Er weiß, dass er in der MotoGP-WM geringe Chancen hat; ein Honda-Angebot für die Superbike-WM würde er sich anhören.

Stefan Bradl hat in diesem Jahr schon 13 Testtage auf der MotoGP-Honda 213V absolviert, zuletzt beim Montag-Test am 10. Juni in Barcelona. Er hat beim Wildcard-Einsatz in Jerez mit Platz 10 brilliert und danach von HRC einen Vertrag für das Suzuka Eight Hours bekommen. Er wird beim Langstrecken-Klassiker am 27./28. Juli gemeinsam mit den Routiniers Takuma Takahashi (drei Suzuka-8h-Siege) und Ryuichi Kiyonari (vier Siege) um den ersten Honda-Sieg seit 2014 kämpfen. Zuletzt hat Yamaha viermal in Serie gewonnen.

«2019 müssen wir um jeden Preis gewinnen», betont Tohru Ukawa, der Teammanager des Red Bull Japan Post Teams. Das ist der Nummer-1-Rennstall von HRC beim japanischen Langstrecken-WM-Finale. Ukawa hat 2002 auf Honda und vor Teamkollege Valentino Rossi den Welkom-GP in Südafrika gewonnen. In der 250er-Klasse hat er 1999 und 2000 sogar vier GP-Siege errungen.

Stefan Bradl wird am 29. November 30 Jahre alt. Er hat zuletzt 2017 die Superbike-WM für Honda bestritten, jetzt agiert er im zweiten Jahr als MotoGP-Testfahrer bei HRC, Marc Márquez lobt seine Fähigkeiten bei jeder Gelegenheit.

Und natürlich würde der Moto2-Weltmeister von 2011 gerne wieder eine komplette Rennsaison absolvieren. HRC will den Superbike-WM-Auftritt 2020 endlich konkurrenzfähig gestalten. Stefan Bradl wäre ein geeigneter Kandidat, als Entwicklungsfahrer und Rennfahrer. 2017 fuhr er beim dritten SBK-Event mit der neuen Fireblade in Assen bereits auf Platz 6. Davon kann die heutige SBK-Truppe von Honda nur träumen.

Honda hat bei WM-Leader und Ducati-Werksfahrer Alvaro Bautista angefragt, Bradl hat bisher keine Offerte bekommen. Das könnte sich im Juli in Japan ändern. Bradl: «Ich weiß bisher nichts über die SBK-Pläne von Honda. Man kann sich darüber unterhalten, logisch. Honda sieht, dass in der Superbike-WM viel Aufholbedarf besteht, weil die Pirelli-Reifen in der SBK ganz anders zu fahren sind als die Bridgestone in der All Japan Superbike Championship und beim Acht-Stunden-Rennen. Jetzt ist halt die Frage, was bei HRC passiert und was sich für die nächste Saison verbessert. Kommt ein neues Motorrad? Kommt ein Update? Keine Ahnung.»

In der MotoGP-WM sind 22 Plätze vorgesehen. Dort macht sich Stefan Bradl keine wirklichen Hoffnungen auf einen Stammplatz, auch wenn er sich hinter Fahrern wie Aleix Espargaró, Tito Rabat, Karel Abraham, Andrea Iannone und Hafizh Syahrin nicht verstecken muss.

Tut ihm nicht das Herz weh, wenn er nur zweimal im Jahr als Wildcard-Pilot (wie am 4. August in Brünn) mitfahren darf? «Ja, ich glaube, ich hätte den fahrerischen Level, den man in der MotoGP-WM braucht», sagte Bradl. «Weil ich die Honda mittlerweile gut verstehe und weiß, wie sie funktioniert. Ich sehe ja bei Lorenzo, welche Probleme er hat. Ich versuche ihm zu helfen. Ich bemühe mich ihm zu sagen, wie man die Honda fahren muss. Ich habe ihn nach dem Suzuka-Test in Japan bei HRC getroffen. Dort haben wir gute Gespräche geführt.»

Hat Bradl eine Rückkehr als Stammfahrer in der MotoGP-WM für immer abgeschrieben? Oder macht er sich noch Hoffnungen? «Abgeschrieben habe ich nichts», betont der Bayer. «Aber welche Hoffnungen soll ich mir machen? Das weiß ich nicht. HRC versteht ganz gut, dass unsere Zusammenarbeit vom Speed her optimal funktioniert. Ich mache mir Hoffnungen auf einen Platz in der MotoGP-WM. Aber ich möchte schon gerne eine Honda, ehrlich gesagt. Denn auf diesem Ding wäre ich konkurrenzfähig. Wenn ich jetzt wieder komplett umsteigen müsste, fang' ich von vorne an. Und diese Zeit wird mir keiner geben.»

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