Karel Abraham: «MotoGP-Rückkehr beinahe unmöglich»
Karel Abraham
Nach fünf Jahren in MotoGP hatte Karel Abraham gewisse Vorstellungen von seiner ersten Superbike-Saison. Doch vor den Rennen in Laguna Seca liegt der 26-Jährige nur auf WM-Rang 18, nur einmal fuhr er bisher in die Top-10. Trotzdem möchte er auch kommende Saison in der seriennahen Meisterschaft fahren.
Bei Milwaukee BMW stehen Leon Camier und Eugene Laverty oben auf der Wunschliste, auch Stefan Bradl wurde kontaktiert. SPEEDWEEK.com traf sich in Kalifornien mit Karel Abraham, um über seine Zukunftspläne zu reden.
Karel, für den Fall, dass du deinen Platz bei Milwaukee BMW verlierst: Wie schaut dein Plan für nächstes Jahr aus?
Ich sollte in Laguna Seca ein Gespräch mit Teamchef Shaun Muir und meinem Vater haben. Mal sehen, wo das hinführt. Es gibt nur zwei Optionen: bleiben oder gehen. Ich würde gerne bleiben, ich bin glücklich mit dem Team.
Das Team hat viel Potenzial, wir hatten dieses Jahr aber sehr viele technische Probleme, vor allem mit der Elektronik.
Klar kann es auch sein, dass ich meinen Platz verliere – was ich nicht hoffe. Falls das passiert, habe ich einen Plan B, C und D. Mit diesen Ersatzplänen befasse ich mich im Moment aber nicht.
Machst du dir Sorgen um deinen Platz wenn du liest, dass sie mit Leuten wie Camier, Laverty und Bradl sprechen?
Sorgen – ein bisschen, ja. Aber ein Teammanager muss auch schauen, was auf dem Markt los ist. Würde ein Fahrer wie Jonathan Rea kommen und dieses Motorrad für weniger Geld als ich fahren, könnte ich den Teamchef verstehen.
Ich weiß noch nicht, wie die Intention des Teams mit mir oder Joshua Brookes aussieht, deshalb haben wir das Meeting in Laguna Seca.
Ich weiß, dass sich einige Fahrer bei Shaun Muir gemeldet und nach einem Platz für 2017 gefragt haben. Es gibt einige MotoGP-Fahrer, die einen Platz in der Superbike-WM suchen. Und es gibt Superbike-Piloten, die das Team wechseln wollen oder noch keinen Platz für nächstes Jahr haben.
Sprichst du mit anderen Superbike-Teams?
Bis jetzt nicht. Ich bin sehr loyal und habe in der Vergangenheit nie viel geändert. Leder- und Helmausrüster habe ich nie gewechselt, seit zehn Jahren trage ich die gleichen Handschuhe. Deshalb warte ich auf die Antwort von Milwaukee BMW.
Könnte Plan B sein, das Team AB Motoracing deines Vaters zu reaktivieren?
Das ist nicht unmöglich, es ist aber nicht mein Bestreben. Mein Vater liebt den Rennsport, er würde mit seinem Team gerne zurückkommen. Ich bevorzuge aber, für ein anderes Team zu fahren.
Bei WM-Vermarkter Dorna ist zu hören, dass AB Motoracing auf keinen Fall den letzten MotoGP-Platz bekommen würde. Wir reden also über Moto2?
Richtig, in Moto2 will ich aber nicht zurück – das ist meine Vergangenheit.
Mit den ganzen technischen Problemen dieses Jahr, und daraus folgend meinen Resultaten, ist eine MotoGP-Rückkehr mehr als schwierig, beinahe unmöglich. Auf einem Satelliten-Bike kämpfst du normal um Platz 14. Schau dir Tito Rabat an, ein großartiger Fahrer mit exzellenten Resultaten in seiner Karriere – er ist momentan verloren. Auch, weil sein Motorrad nicht gut genug ist für die Top-10, Top-5 oder das Podium.
Hast du wegen der vielen technischen Probleme dieses Jahr an Selbstvertrauen eingebüßt?
100-prozentig. Nicht nur dieses Jahr, die letzten drei Jahre habe ich viel an Vertrauen verloren. Auch viel Selbstvertrauen. Weil die Resultate nicht so ausfielen, wie ich mir das dachte.
Dieses Jahr ist es nicht nur so, dass ich wegen technischer Probleme viele Nuller kassierte. Es geht auch darum, dass ich dadurch viel Streckenzeit verloren habe. Ich weiß nicht was passiert, wenn ich das Gas aufdrehe. Wenn die anderen im Rennen 20 Runden fahren und ich zehn, dann ist das, als wäre ich nicht gefahren. Wahrscheinlich ist es sogar schlimmer, weil ich dadurch widersprüchliche Erfahrungen gesammelt habe.