Überwältigendes Gefühl
Jubel auf dem Podium mit Xavier Pompidou
Der Renntag in Le Mans begann für mich bereits sehr früh. Ich bin schon um 07.00 Uhr aufgestanden, da das Warm-Up schon um 08.30 Uhr auf dem Plan stand. Im Warm-Up habe ich zwei Runden gefahren und überprüft, ob nach dem Einbau des Motors für das Rennen alle Systeme funktionieren.
Anschliessend habe ich etwas gefrühstückt und mit den Vorbereitungen für den Rennstart um 15.00 Uhr begonnen. Ich habe meinen Helm und meine Trinkflaschen kontrolliert und schon alle meine isotonischen Getränke für das Rennen vorbereitet. Dann habe ich mich in unser Motorhome zugezogen, um einfach auf andere Gedanken zu kommen. Ich habe versucht dem Trubel vor dem Rennen etwas zu entgehen und abzuschalten.
Mittags habe ich dann mit den Teameigentümern und Sponsoren gemeinsam eine Kleinigkeit gegessen, um 15.00 Uhr stand dann auch schon der Rennstart an. Den Start habe ich mir in unserer Box angesehen. Im Rennen lief es für uns hervorragend. Wir belegten von Rennbeginn an den dritten Platz in der LMP2-Klasse. Das sollte sich erst in der letzten Rennstunde ändern, als wir sogar noch auf den zweiten Platz fahren konnten!
Unser Lola-Judd vom Schweizer Speedy-Racing-Team-Sebah lief wie ein Uhrwerk. Abgesehen von einem Wechsel der Lichtmaschine am Sonntagmorgen und dem Tausch einer Fronthaube lief der Lola problemlos. Unsere Mechaniker mussten eigentlich nur tanken und Reifen wechseln.
Während des Rennen habe ich keine Sekunde lang die Augen zugemacht. Ich habe versucht zu schlafen, aber es funktionierte nicht. Du liegst im Wohnmobil und bist eigentlich doch im Rennauto. Ist mit dem Auto alles o.k.? Wo liegen wir? Sind wir noch dritter? Ich fand einfach keine Ruhe. Meinen Teamkollegen Xavier Pompidou und Jonny Kane erging es aber ähnlich, die beiden konnten auch vor lauter Anspannung nicht schlafen.
Wir wussten das unser Lola schnell und zuverlässig ist, aber auf das Podium zu fahren hätten wir nicht erwartet, zumal die Konkurrenz in der LMP2-Klasse sehr stark ist. Der zweite Platz in Le Mans ist auch sicher mein Karrierehighlight. Es war ein überwältigendes Gefühl in Le Mans auf dem Podest zu stehen. Man steht hoch oben vor zehntausenden Fans, alle schauen dich an und jubeln dir zu. Ein unglaublicher Moment, den ich niemals mehr vergessen werde. Du stehst da oben wie in Trance. In dem Moment ist alles andere vergessen. Die Müdigkeit, die Strapazen des Rennens.
Anschliessend haben wir natürlich erstmal ordentlich mit dem ganzen Team gefeiert. Die Mechaniker haben das Auto in die Box eingeschlossen und ordentlich mitgefeiert. Ich habe mich erstmal einmal bei jedem einzelnem bedankt. Denn nur Dank diesen Jungs konnten wir auf das Podium fahren. Die Mechaniker habe während der ganzen Rennwoche von früh bis spät geschuftet und uns ein absolut perfektes Auto hingestellt. Einige Biere später musste ich dann aber ins Bett. Bis ich endlich ins Bett gefallen bin, war ich schon 40h lang auf den Beinen.
Am Montagabend war ich wieder zu Hause in der Schweiz, als erstes habe ich mir gleich einmal ein schönen Platz für den Pokal gesucht. Der ist zwar etwas klein geraten, aber ich habe gesehen das es noch einen etwas grösseren gibt der mir auch nicht schlecht gefällt.
Gleich neben dem Pokal ist allerdings noch ein bisschen Platz, ich hoffe das der schnell belegt ist. Den Ende Juli steht in Portugal das nächste Rennen der Le Mans Series an. Nach unseren Podium bei den 1000km Spa und in Le Mans wollen wir nun natürlich auch in Portugal aufs Treppchen.
Wie es in Portugal war, erzähle ich euch demnächst. Ihr hört von mir
Euer Ben
Benjamin Leuenberger (27) gewann 1999 die Formel ADAC Junior-Wertung. Im Jahr 2001 erhielt der Solothurner aus den Händen von Peter Sauber die Swiss-BP-Trophy, die wichtigste Auszeichnung im Schweizer Motorsport. Schon früh entschied er sich aber für den weiteren Karriere-Weg in Richtung Sportwagen, spätestens, nachdem er für Don Panoz die ALMS 2003 bestritt. Für Speedy-Racing fährt er 2009 einen LMP2-Lola-Judd in der LMS und den 24h von Le Mans.