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History: Hockenheimring – seine verrückte Entstehung
​Als die ersten Rennen auf der badischen Rennstrecke ausgetragen wurden, hiess der Kurs noch nicht mal Hockenheimring, sondern Kurpfalzring! Wir blicken auf eine verrückte Entstehungsgeschichte.
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Würde ein Zeitreisender namens Ernst Christ 1930 in seine Kapsel steigen und gut 90 Jahre später am Hockenheimring wieder die Tür öffnen – er käme aus dem Staunen nicht heraus. Ernst Christ gilt als Vater des Hockenheimrings: Der junge Hilfszeitnehmer fasste 1930 den Plan ins Auge, in seiner Heimatstadt eine Rennstrecke entstehen zu lassen. Hockenheims Bürgermeister Philipp Klein wurde für das Projekt gewonnen. Einstimmig billigte der Gemeinderat am 25. Dezember (!) 1931 die Rennstrecken-Vorlage (gab es damals nichts Wichtigeres?). Umfassende Bauarbeiten begannen im März 1932.
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Die ursprüngliche Strecke wurde 1932 innerhalb von knapp 90 Tagen als Dreieckskurs auf unbefestigten Waldwegen im Hardtwald angelegt. Die so entstandene, rund zwölf Kilometer lange Bahn wurde bald als Teststrecke für Mercedes-Benz, aber auch als Rennstrecke genutzt, das erste Motorradrennen fand Ende Mai 1932 statt, 60.000 Fans strömten herbei. Schon 1938 wurde die Streckenführung geändert, erst seit 1935 hatte die Bahn eine Asphaltdecke! Aus dem 1932 gebauten Dreieckskurs entstand die in weiten Teilen bis Ende 2001 genutzte Strecke. Durch den Einbau der Ostkurve erhielt der Ring seine bekannte ovale Form und wurde in Verbindung mit der Streckenverbreiterung zu einem Hochgeschwindigkeitskurs. In punkto Sicherheit galt der neue "Kurpfalzring" seinerzeit als vorbildlich. Am 18. März 1938 begannen Bauarbeiten für die Verkürzung auf 7,725 km. Die Strecke wurde auf sieben Meter verbreitert und die Oberfläche mit einem durchgängigen, griffigen Makadam-Belag versiegelt. Die neugeschaffene Ostkurve hatte 8 Prozent Überhöhung, zusätzlich waren entlang der gesamten Strecke Naturtribünen aufgeschüttet worden. Der Kurpfalzring wurde am 16. Oktober 1938 mit einem Meisterschaftslauf für Motorräder und Sportwagen wiedereröffnet. Die neue Strecke bestand im Wesentlichen aus einer Spitzkehre in der Ortschaft Hockenheim, der so genannten Stadtkurve im Westen, und einer Hochgeschwindigkeitsstrecke im Wald mit einem grossen Bogen, eben der Ostkurve, damals Radbuckelkurve genannt. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Stadtkurve ein Betriebsgebäude der Freiwilligen Feuerwehr Hockenheim und die Ostkurve wird von der Natur überwuchert – auf Luftbildern ist die alten Pistenführung aber noch gut zu erkennen. Start und Ziel lagen damals übrigens auf der südlichen Waldgeraden; etwa in Höhe der heutigen Mercedes-Tribüne. Und als wäre das alles noch nicht genug, wurde damals gegen den Uhrzeigersinn gefahren! Am 14. September 1941 fand auf dem Kurpfalzring das vorläufig letzte Rennen statt – ein Radrennen ... Im Zweiten Weltkrieg wurde die Strecke schwer beschädigt, so hatten Kettenfahrzeuge die Fahrbahn demoliert und die Holzbauten waren abgerissen worden. Die Motorsportfans blieben am Ball: 1947 wurde die Hockenheim-Ring GmbH zur betriebswirtschaftlichen Nutzung der Rennstrecke gegründet. Und nur zwei Jahre nach Kriegsende, am 11. Mai 1947, donnerten erneut die Motoren über die Rennstrecke. Der nächste grössere Schritt war der Bau des legendären Motodroms, einer stationartigen Passage, welche die Fans bis heute begeistert. Der Grund für den Umbau lag nicht im Rennsport begründet, sondern im Strassennetz: Anfangs der 60er Jahre war in Zusammenhang mit der Neuplanung der Autobahn Mannheim-Walldorf eine Veränderung des Hockenheimrings unumgänglich geworden. Ernst Christ erarbeitete das zuschauerfreundliche Motodrom-Konzept. Der Umbau begann im Frühling 1964. Am 22. Mai 1966 eröffnete der damalige Bundesverkehrsminister Dr. Hans-Christoph Seebohm das neue Motodrom anlässlich des Grossen Preises von Deutschland für Motorräder. Die Formel-1-Karriere des Hockenheimrings ist eng mit der Geschichte des Nürburgrings verwoben: Am 2. August 1970 fand das erste Formel-1-Rennen in Hockenheim statt, weil die Formel-1-Fahrer kurzfristig einen Boykott der Nordschleife erwirkt hatten. Der Hockenheimring nach dem tödlichen Unfall von Jim Clark 1968 umgebaut worden, wobei insbesondere Schutzplanken zum Einsatz kamen, die am dreimal so langen Nürburgring noch fehlten. Mehr als 100.000 Zuschauer erlebten 1970 in Hockenheim einen Sieg von Jochen Rindt auf Lotus-Ford, nach einer tollen Windschattenschlacht mit Jacky Ickx im Ferrari, dessen Stallgefährte Clay Regazzoni hatte zu Beginn des Rennens ebenfalls mitgemischt. 1971 kehrte die Formel 1 wieder auf den Nürburgring zurück. Doch 1976 verunglückte Niki Lauda auf der Nordschleife schwer. Die Formel 1 kam daraufhin 1977 wieder nach Hockenheim. Die letzte grosse Änderung vor rund zwanzig Jahren: Weil der alte Kurs mit 6,8 Kilometern zu lang und in weiten Passagen des Waldes für die Zuschauer nicht zugänglich war, entstanden Ende 1999 erste Pläne für eine kürzere Strecke mit besseren Überholmöglichkeiten. Am 21. Dezember 2001 erhielt die Hockenheim-Ring GmbH die Baugenehmigung, Anfang Februar 2002 erfolgte der Spatenstich. Nach dem rund 62 Millionen Euro teuren Umbau präsentiert sich der Hockenheimring in seiner heutigen Form. Vom Kurpfalzring wissen nur noch Rennhistoriker.
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