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Zwei Top-10-Ergebnisse in Snetterton

Kolumne von Patric Muff
Patric Muff

Patric Muff

Nach drei Runden mit unbeständigem und kaltem Wetter prognostizierte die Wettervorhersage Sonnenschein für die Rennen in Snetterton.

Ich fühlte mich im ersten freien Training sehr schnell wohl auf meiner Supersonic BMW. Wir konnten die Zeit nutzen, um verschiedene Fahrwerkseinstellungen zu testen. Am Ende des ersten freien Trainings stand ich als Achter auf der Zeitenliste, was für das restliche Wochenende hoffen liess. Um das Fahrwerk weiter zu optimieren, veränderten wir aber dieses auf das zweite freie Training nochmals komplett. Im zweiten freien Training lief zuerst ebenfalls alles nach Plan. Ich konnte mich gegen Mitte der Session lange auf dem vierten Platz halten und lag kurzzeitig sogar auf dem dritten Platz. Dann geschieh leider das Malheur. Wir änderten für den letzten Turn nochmals etwas am Fahrwerk, was sich dann leider schnell als negativ herausstellte. In einer schnellen Linkskurve verlor ich am Scheitelpunkt das Vorderrad, und es ging auf eine ziemlich lange Rutschpartie. Ich musste mich so in den letzten Minuten vom Kampf um die besten Plätze zurückziehen und wurde noch auf den neunten Platz nach hinten gereicht.

Vor dem Qualifying am Samstagnachmittag fand am Morgen noch das dritte freie Training statt. Da wir das Fahrwerk nochmals geändert hatten, ging es etwas ungewiss in die Session. Bereits in den ersten Runden klappte mir zweimal fast das Vorderrad ein, was mir erneut viel Vertrauen zum Vorderreifen raubte. In der restlich verbliebenen Session war somit das oberste Ziel, das Vertrauen in das Motorrad zurückzuerhalten, und die Zeitenjagd wurde für einmal zur Nebensache. Nach langem Gespräch mit meinem Crew Chief James und unserem Fahrwerks-Spezialisten Alessandro entschieden wir uns, das Risiko einzugehen und das Fahrwerk nochmals komplett umzubauen.

Etwas ungewiss ging es so in das wichtige erste Qualifying. Wo letztes Jahr ein Platz in den Top-20 noch ein grosser Erfolg gewesen wäre, ist es in diesem Jahr ein gesetzter Standard. So ging es auf eine harte Zeitenjagd. Jeder der mehr als 30 Fahrer will natürlich den Sprung in die Top-20 und somit das zweite Quali schaffen. Mit der Rang 16 war die erste Hürde genommen. In einer kurzen Pause wurde ein neuer Hinterreifen montiert, und so ging es bereits wieder für zwölf Minuten zurück auf die Strecke. Im Windschatten meines Teamkollegen Tommy Bridewell konnte ich mich zwar nicht für die dritte Runde qualifizieren, aber steigerte mich dafür um eine knappe Sekunde und fuhr den sehr guten zwölften Startplatz heraus. Viel wichtiger war jedoch, dass ich mich wieder sehr wohl auf dem Motorrad fühlte und das Vertrauen zurückerlangte.

Am Abend nahmen wir nach einer langen Analyse weitere Verbesserungen am Fahrwerk vor, und so war am Sonntagmorgen in einem 15-minütigen Warm-up der letzte Funktionstest vor den beiden bevorstehenden Rennen. Nervosität hatte allerdings gar nicht erst die Zeit aufzukommen, denn bei einem ausgiebigen Pitwalk waren die 40'000 anwesenden Fans auf Autogramm- und Fotojagd. In England ist dies etwas ganz Spezielles, und in der Zwischenzeit geniesse ich die Nähe zu den Fans sogar ein wenig.

Um 12.30 Uhr ging es dann zum ersten Mal auf die Startaufstellung, mit dem Ziel vor Augen, sechzehn Runden später in den Punkterängen die karierte Flagge zu sehen. Die Mission schien allerdings bereits nach den ersten Sekunden zu scheitern, als ich noch auf der Geraden gefühlte zwei Startreihen verlor. Wie immer machte ich mich aber ab der ersten Kurve daran, offene Lücken zu suchen und diese in Windeseile zu füllen, und so schaffte ich es trotzdem als Zwölfter zurück aus der ersten Runde zu kommen. Ich konnte mich in einer Gruppe, die bis zum siebten Platz ging, anhängen und arbeitete mich bis auf den neunten Platz nach vorne, obwohl ich ab Mitte des Rennens erschreckende 127 Grad Wassertemperatur auf meinem Dash Board angezeigt bekam.

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass der Motor dies nicht bis Rennende mitmachen würde, und so überlegte ich mir jede Runde, ob ich an die Box abbiegen soll. Aber ich konnte nicht, denn ich befand mich den Top-10! So überlegte ich mir stattdessen, ob ich den Kampf um den siebten Platz noch auf mich nehmen sollte. Da dies allerdings mit viel Risiko verbunden war, entschied ich mich für die Vernunft und brachte den zweiten Top-10-Platz der Saison nach Hause, und das zur Freude des ganzen Teams.

Ein grosses Dankeschön hiermit an BMW Motorrad für die gute deutsche Qualitätsarbeit bei der Herstellung des Motors, da wohl nicht viele andere Motoren dieser Tortur bis zum Schluss Stand gehalten hätten. Meine Crew machte sich sofort an die Fehlersuche und fand die Ursache für das Überhitzungsproblem: ein beschädigter Kühler durch einen Steinschlag. Mit neuem Kühler und Wasser stellte James dann allerdings fest, dass der Motor Schaden genommen hatte, und so wechselten sie das Herzstück der BMW – in 1 Stunde, 23 Minuten! Da bleiben keine Fragen mehr offen. Die elfte Rundenzeit im ersten Rennen bedeutete erneut einen Startplatz in der dritten Reihe.

Der Start war wieder nicht optimal, und vor allem schoss ich Ende der Gegengerade mit viel Überschuss übers Ziel hinaus und verbremste mich übelst. Mit viel Glück konnte ich mich nach einer längeren Offroad-Mission als 14. wieder einreihen. Ich konnte den Patzer aber wieder gutmachen und mich zurück in die Top-10 kämpfen. So brachte ich mit dem zehnten Platz mein zweites Top-10-Ergebnis an diesem Tag nach Hause und konnte das Wochenende in Snetterton als bester BMW-Fahrer erfolgreich abschliessen.

Ohne meine Crew (James, Lee, John und Tom), die wirklich nicht besser sein kann, und jeder einzelnen Person in der Supersonic-Box wären diese Resultate nicht möglich gewesen. Ich danke all diesen Personen, aber auch den Sponsoren, meinen Gönnern und 100er-Club-Mitglieder! Ein spezieller Dank geht an meine Gäste aus der Schweiz, die mich an diesem Wochenende vor Ort unterstützt haben. Nun sind knapp vier Wochen Pause, bevor es dann nach Knockhill in Schottland geht, wo ich hoffe, dass es für einmal nicht nur die ganze Zeit regnet. Aber gemäss John ist es in Knockhill so: Wenn du die Berge siehst, wird es demnächst regnen, wenn du sie nicht siehst, regnet es bereits.

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