Erstmals 100% Frauenpower aus Deutschland

Von Toni Hoffmann
Bei der 41. Rallye Dakar startet am Montag erstmals mit Annett Fischer und Andrea Peterhansel ein rein deutsches Damenteam, für die Berlinerin Fischer ist es ihr Debüt beim Marathon-Klassiker.

Den Marathonsport hat die 33-jährige Fischer hauptsächlich von außen erlebt. Sie ist ausgebildete Sportphysiotherapeutin und arbeitet seit 2012 mit dem hessischen X-raid-Team zusammen. Vom Motorsport-Virus wurde sie infiziert, nachdem sie zusammen mit einem Freund ein lokales Rennen in der Nähe von München besuchte. Da wollte sie es auch einmal selbst wissen und Erfahrungen am Steuer sammeln. Im letzten Jahr erreichte sie in der Side-by-side-Klasse (SxS) in einem Can-Am bei der marokkanischen Merzouga-Rallye den dritten Platz. Und nun startet sie erstmals bei der Rallye Dakar mit der erfahrenen Andrea Peterhansel geborene Mayer, der Frau des 13-fachen Rekordsiegers Stéphane Peterhansel.

«Früher habe ich gesagt, die Mechaniker reparieren die Autos und wir Physios die Fahrer. Diesmal werde ich wohl selbst repariert», meint die «Dakar»-Debütantin, für die Teilnahme mehr aus einem Scherz geboren wurde.

Aus einem Scherz wurde Wirklichkeit

«Ich war im letzten Jahr mit X-raid beim Training in Marokko. Andrea und Stéphane waren auch dabei. Andrea hat mich gefragt, ob wir nicht einfach auch mal eine Runde drehen wollen. Ich hatte Lust. Nach einigen Kilometern meinte Andrea, ob ich auch Lust hätte, mal die Dakar selbst zu fahren – und sie würde, nur so als Training, navigieren», erzählt Fischer. «Und dann ging es eigentlich alles ganz schnell! Lass uns gehen! Ich war ein bisschen überrascht, aber natürlich habe ich ja gesagt! Es war in letzter Minute.»

Sie ist hoch motiviert: «Für mich ist die Dakar wahrscheinlich das gleiche wie für andere Sportler die Teilnahme an Olympischen Spielen. Das ist erst einmal eine einmalige Chance.» Und das Olympische Motto «dabei sein ist alles» formuliert sie so: «Wir wollen ins Ziel kommen!»

Fischer: «Es gibt zu wenig Frauen im Motorsport»

Annett Fischer versteht auch als Kämpferin für Frauen im Motorsport: «Ich denke, es gibt viel zu wenige Frauen im Motorsport, nicht nur in der Rallye. Es gibt keinen Grund, warum Mädchen nicht mehr Rennen fahren sollten. Es gibt keinen großen Unterschied zwischen Männer und Frauen. Jeder kann das. Ich möchte allen Frauen sagen, geht zu einem Rennen. Wir kämpfen gegen die Natur, gegen uns selbst. Ich denke, die mentale Stärke ist das Wichtigste für den Off-Road-Sport, weil man seine eigenen Grenzen und die des Autos natürlich kennt. Man muss nicht immer Vollgas geben. Ich bin ein bisschen aufgeregt und nervös. Es wird ein großes Abenteuer.»

Jutta Kleinschmidt, die 2001 im Mitsubishi Pajero von Ralliart Germany als bislang einzige die Rallye Dakar gewonnen hat, dürfte für sie Vorbild und Motivation sein.

Ab Montag wird sie die Härte bei der 5.600 km langen Rallye, die diesmal nur in Peru und dort überwiegend in der Wüste ausgetragen wird, hautnah zu spüren bekommen. Fischer/Peterhansel sitzen in einem 180 PS starken Can-Am Maverick Buggy. Nach den Vorschriften der Rallye Dakar ist die Höchstgeschwindigkeit auf 130 km/h beschränkt. Dieses Limit darf maximal eine Minute lang um fünf km/h überschritten werden.

Co-Pilotin Andrea ist Routinier

Den Extremsport im freien Gelände speziell in der Wüste kennt ihre 51-jährige Beifahrerin Andrea Peterhansel bestens. Sie ist eine der am meisten dekorierten Frauen bei der Rallye Dakar und hat seit Mitte der 90er Jahre zehnmal teilgenommen. Sie war nicht nur viermal als Motorradpilotin dabei, sondern sie erreichte 2004 im Mitsubishi Pajero einen beeindruckenden fünften Platz. Eine Erkrankung am Innenohr zwang sie zu einem Tausch vom Platz am Steuer auf den Beifahrersitz. Sie möchte endlich mit ihrem Ehemann Stéphane, mit dem sie schon bei einigen Rallyes wie 2018 bei der Bandama und Rallye Marokko gestartet war, an der Rallye als Duo teilnehmen, vielleicht 2020 als «Mr. und Mrs. Dakar».

«Es ist ein Traum von Stéphane, mit mir bei der Rallye Dakar zu starten», erklärt Andrea Peterhansel. «Ich begann mit den Vorbereitungen für 2019. Aber ich wurde im Auto krank. Es wurde eine Erkrankung am Innenohr festgestellt. Ich kann zwar alles mit meinen Augen erkennen, aber sobald kein Horizont mehr da ist, ist es ein Problem. Also begann ich mit der Umschulung und der Medikation. Es ist schwer zu sagen, wie gut es funktioniert. Mit Annett habe ich jetzt die Möglichkeit, das im Wettbewerb festzustellen. Ich trainiere mich selbst. Es wird ein nützlicher Test sein. Für sie ist es ein großer Traum und ich bin bereit, sie dabei bestens zu unterstützen. Wir haben gute Voraussetzungen, ein gutes Auto, ein gutes Team, also alles, um bis zum Ende durchzukommen. Wir freuen uns auf das bestmögliche Ergebnis.»

Insgesamt werden 534 Teilnehmer (davon 19 Frauen) in 331 Fahrzeugen (123 Autos, 41 LKW, 138 Motorräder und 29 Quads) über die Startrampe in Perus Hauptstadt fahren.

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