KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Wittmann wettert gegen Audi: «Das ist kein Sport»

Von Andreas Reiners
Marco Wittmann

Marco Wittmann

Nach dem 16. Saisonrennen in Spielberg ging Marco Wittmann auf Nico Müller los. Der Schweizer keilte zurück und ist von seiner Rolle als Buhmann genervt.

Marco Wittmann stand ganz offensichtlich unter Strom. Titelkampf. Dazu die Audi-Überlegenheit und er alleine auf weiter Flur in der Startaufstellung. Der amtierende Meister wusste: Wenn es noch etwas werden soll mit der Titelverteidigung, muss alles passen. Dabei hat sich der BMW-Mann durchaus auch den Ruf erarbeitet, sich am Funk ausgiebig zu beschweren, wenn es Spitz auf Knopf geht. Der sonst so wohltemperierte Champion läuft dann schon mal heiß.

So auch am Sonntag. Bereits beim Startprozedere wies er die Rennleitung darauf hin, dass Polesitter Jamie Green nicht korrekt in seiner Startbox stehe (was letztendlich nicht stimmte). Später schimpfte er wie ein Rohrspatz über Audi generell, Mattias Ekström und Mike Rockenfeller nach dem Restart im Speziellen. Von beiden wurde er von der Strecke gedrückt. Ekström musste den so gewonnenen Platz wieder an Wittmann zurückgeben, dafür war aber Gary Paffett in der Zwischenzeit an ihm vorbeigezogen. Immer wieder beschwerte sich Wittmann und spielte dabei den Alleinunterhalter am Funk.

Und dann war da wieder mal Nico Müller. Der Schweizer vertiefte seine «Freundschaft» zu BMW, der Vorwurf lautete mal wieder, dass der 25-Jährige Wittmann eingebremst habe. Klar: Müller lag auf Platz drei, Wittmann war Vierter, der Gesamtführende Ekström Fünfter. Da muss man in der Tat kein Taktikgenie sein, um zu wissen, wie das Vorhaben aussah.

«Er hat mich eingebremst und gebraketestet in den Kurven, so wie er das in vielen Rennen schon gemacht hat. Für mich grenzt das an Unsportlichkeit», sagte Wittmann nach dem Rennen, das er schließlich als Sechster beendete. Wohl zu wenig, um noch entscheidend in den Titelkampf eingreifen zu können. Auch wenn er zwei Rennen vor Schluss bei noch 56 zu vergebenen Punkten und 38 Zählern Rückstand auf Ekström noch rechnerische Chancen hat – so überlegen, wie der RS 5 DTM Spielberg war, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn in diesem Jahr kein Audi den Titel holt. Denn: Wittmann hat in der Gesamtwertung als Fünfter neben Ekström noch drei weitere Fahrer der Ingolstädter vor sich.

Und diese Überlegenheit in Kombination mit den Müller-Spielchen brachten Wittmann so auf die Palme. «Die sollen einfach ihre Rennen fahren, wenn sie das schnellste Auto haben. Das hat nichts mit fairem Fahren zu tun, wenn die Spielchen ausgepackt werden. Das ist kein Sport. Die waren so stark, da muss man nicht noch zu diesen Mitteln greifen. Das ist super unsportlich», sagte Wittmann.

Der DMSB untersuchte die Vorwürfe, Müller konnte wie zuletzt am Nürburgring nichts Illegales nachgewiesen werden. Wittmann beschrieb die Braketests so: «In Kurve sechs und sieben fährst du normalerweise 150, 160 km/h im vierten Gang. Dann aber musst du die Kurven auf einmal mit 110 im dritten Gang fahren.»

Nico Müller kennt das Spiel nach dem Rennen ja inzwischen. In Moskau fungierte er als Bremsklotz, in Zandvoort machte er sich als Geleitschutz von Ekström auch keine Freunde, zuletzt am Nürburgring rauschte ihm Timo Glock ins Heck, als Müller früher auf die Bremse ging. Auch da konnte Müller nichts nachgewiesen werden, auch wenn durchaus klar sein mag, wie der Hase läuft. Genau das ist das Problem: Man muss es nicht gut finden, belangen kann man ihn aber nicht. Und die DTM ist nun mal auch ein Teamsport. Auch das finden einige nicht gut, führt aber zu diesen Auswüchsen.

Müller verzichtet inzwischen zum Großteil auf die üblichen Argumente oder Erklärungen. «Er sollte endlich mal aufhören zu jammern. Vielleicht sollte er sich um einen Job als Radiomann bemühen. Ich weiß nicht, was er meint. Wenn er schneller ist, soll er mich doch einfach überholen. Ich bin es langsam wirklich leid, um ehrlich zu sein», sagte Müller.

Audis Motorsportchef Dieter Gass schoss zurück: «Dazu fällt mir wenig ein. Irgendwann muss ich als zweifacher Meister die Größe haben zu sagen, dass ich nicht schnell genug war. Das war definitiv der Fall. Einem Nico Müller, der eine Sekunde vor ihm hergefahren ist, einen Breaktest zu unterstellen, ist einfach lächerlich. Man sollte damit endlich mal aufhören.»

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