Chaosrennen in Budapest: Jetzt wehrt sich die DTM

Von Andreas Reiners
Beim sechsten Saisonrennen ging es hoch her

Beim sechsten Saisonrennen ging es hoch her

Drei Crashs, sieben Verletzte und eine Menge Kritik: Nach dem sechsten DTM-Saisonrennen kochten die Emotionen teilweise hoch. Nun äußern sich die Serienverantwortlichen dazu.

Das sechste Saisonrennen der DTM sorgt weiter für Gesprächsstoff und Diskussionen. Am Sonntag waren bei drei Crashs in der Boxengasse insgesamt sieben Personen verletzt worden, ein Sportwart dabei schwer. Auf dem Hungaroring herrschte zwischenzeitlich heilloses Chaos. Beton in der Boxengasse so rutschig wie Schmierseife, geradeaus rutschende Boliden, Krankenwagen in der Boxengasse bei vollem Betrieb, Rennabbruch, Restart und die Überraschungssieger aus dem Hause BMW. Nach dem Chaoslauf wurden die drei Unfallverursacher Lucas Auer, Edoardo Mortara und Bruno Spengler dann auch noch disqualifiziert.

Im Anschluss hagelte es Kritik. An dem Ablauf in all dem Chaos, den Entscheidungen der Rennleitung, an dem Zustand der Boxengasse, aber auch an den Strafen. Inzwischen haben sich die Serienverantwortlichen geäußert und wehren sich gegen die Kritik.

Mercedes-Pilot Gary Paffett («Es hätten Leute sterben können») hatte zum Beispiel mit sehr deutlichen Worten gegen die Rennleitung gewettert, meinte, das Rennen hätte bereits direkt nach dem ersten Crash von Auer abgebrochen werden müssen.

Das Problem: Nach dem Unfall war zunächst nicht klar, wie schwer die Verletzungen des Sportwartes waren. Deshalb fuhr erst einmal das Safety Car los. «Die Regeln besagen, dass ab diesem Moment die Boxengasse nicht mehr für Pflichtboxenstopps genutzt werden darf, so dass Ärzte und Sanitäter eigentlich in Ruhe arbeiten können, ohne das Rennen abbrechen zu müssen», heißt es auf dtm.com.

Nach dem Auer-Unfall fuhren trotz Safety Car aber noch fünf weitere Autos in die Boxengasse, um Reifen zu wechseln. Und das reglementkonform. Denn: Erst wenn auf dem Infomonitor der Rennleitung die Bereitstellung des Safetycars zu lesen ist, gilt ein Boxenstopp nicht mehr als Pflichtboxenstopp. Was dann dafür sorgen würde, dass keine Autos mehr in die Boxengasse fahren.

Das Problem war ein zeitlich-technisches: Die Umsetzung dauerte einige Sekunden. Unglücklich gelaufen also. Der Krankenwagen, der dann mit den Boliden in der Boxengasse herumfuhr, wurde durch Gelbe Flaggen gesichert. Was den Fahrern zeigt: Erhöhte Vorsicht. Mit den beiden weiteren Unfällen hatte er nichts zu tun.

Was die Boxengasse betrifft, in der der Wechsel von Asphalt in der Fastlane auf den rutschigen Beton bei stehendem Wasser in der Working Lane für die Crashs sorgte, bleibt festzuhalten: Die Strecke wurde zuletzt im Juli 2015 durch den Automobil-Weltverband FIA abgenommen, seitdem gab es auch keine Änderungen mehr. Dürfte bedeuten: Vor dem nächsten Gastspiel der Formel 1 Ende Juli wird an den Problemen sicherlich gearbeitet.

Neben Paffett kritisierte auch Sat.1-Experte Timo Scheider die Strafen für das Fahrertrio als «völligen Schwachsinn. Bei den Bedingungen kann man keinem der Fahrer einen großen Vorwurf machen.» Auch dazu äußerten sich die Verantwortlichen.

Kurz gesagt: «Der Fahrer hat alles zu tun, um eine Gefährdung zu vermeiden. Wenn doch ein Unfall eintritt, war er zu schnell und wird dafür bestraft.» Ja, es war rutschig. Ja, es kam vor allem für Auer überraschend. Aber durch die Unfälle war klar: Die Piloten waren zwar in der Boxengasse nicht schneller unterwegs als die erlaubten 60 km/h, aber zu schnell für die Witterungsverhältnisse.

Und: Immerhin haben es andere Fahrer ja auch ohne Unfall geschafft. Bei Audi zum Beispiel war man vorbereitet. Mechaniker waren bereits am Samstag bei den regnerischen Trainingsverhältnissen weggerutscht. Für das restliche Wochenende gab es an Crew und Fahrer die Ansage, bei Regen besonders vorsichtig zu sein.

Warum die Disqualifikation? Sieben Verletzte sind nicht wegzudiskutieren. Damit eine Strafe eine Wirkung erzielt, sind Wertungsausschlüsse alternativlos, weil die besonders schmerzen. Über Geldstrafen würden die Beteiligten in einer Serie wie der DTM eher schmunzeln. Dass Auer ohne die Rückversetzung auf Bewährung davonkam lag daran, dass Mortara und Spengler im Gegensatz zu Auer durch Gelbe Flaggen und per Funk durch das Team vorgewarnt wurden. Im Raum stand neben der Disqualifikation übrigens auch eine Sperre.

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