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Lamms DTM-Helden: Bob Ravioli und der wilde Berger

Von Andreas Reiners
Charly Lamm

Charly Lamm

Charly Lamm hat in seiner langen Karriere viele Fahrer kommen und gehen sehen. Vor allem von den alten Helden kann Lamm einige Geschichten erzählen.

Charly Lamm kann eine Menge Geschichten erzählen. Der langjährige Schnitzer-Teamchef zieht sich nach 40 Jahren in sein Privatleben zurück. Lamm ist einer, dessen Leben vom Motorsport geprägt war. Er ist aber auch einer, der den Motorsport auch selbst stark geprägt hat. Was neben zahlreichen Erfolgen wie unter anderem dem DTM-Titel 1989 und 2012 hängen bleibt, sind die vielen Piloten, mit denen er in all den Jahren zusammengearbeitet hat. 

Heute schaut man immer etwas verklärt auf die goldene Ära der DTM in den 80er und 90er Jahren zurück, als die Tribünen noch voll und die Fahrer positiv verrückt, echte Helden waren.

Doch wie waren sie denn wirklich? Bei DTM.com hat sich Lamm zu einigen Fahrern aus den frühen DTM-Jahren geäußert.

Gerhard Berger: «1984 brachte Rennleiter Dieter Stappert einen Juniorfahrer zu Schnitzer. Gerhard Berger war damals ein wilder, unerschrockener, fröhlicher, lebenslustiger Bursche. Er war entschlossen, Rennfahrer zu werden. Parallel machte er Karriere in der Formel 3. Zunächst sind wir mit dem 635 CSi in der Tourenwagen-EM gefahren. 1985 wollte Stappert mit seinen Junioren Berger und Roberto Ravaglia in der DTM antreten. Also ging es auf nach Zolder. Das war eine Gerhard-Berger-Strecke. Er hatte eine eigene Interpretation der Track Limits. Wenn es einen Curb gab, wo man abkürzen konnte, oder wenn er auf der Grasnarbe noch einen Meter Strecke holen konnte, das war genau sein Ding. Gerhard musste im Rennen einen Boxenstopp einlegen und wurde letztlich Achter. Er kann mit Fug und Recht behaupten, dass er als ITR-Chef auch in der DTM aktiv war.»

Roberto Ravaglia, er holte für Schnitzer 1989 den Titel: «Mit Roberto Ravaglia hatten wir übers Jahr den Piloten, der im Zweikampf nicht immer das allerletzte Risiko ging. Er war auch mal mit einem dritten, vierten, fünften Platz zufrieden. Wenn es darauf ankam, konnte er auch Rennen gewinnen. Der Roberto musste am letzten Wochenende nur zwei Punkte holen. Er sagte in seinem „Oxford-Englisch“: „I will drive save.“ Im vorletzten Rennen in der ersten Schikane verbremste sich Markenkollege Steve Soper, er nahm direkt Kurs auf Roberto. Der sah das und machte nochmal die Bremse auf. Steve rutschte irgendwie durch. Und Roberto fuhr genau auf dem neunten Platz ins Ziel. Das passte zu seiner abgeklärten Art. Er hatte es über die Saison am besten hinbekommen und war damit auch ein verdienter Meister. Unsere bayerischen Mechaniker nannten Ravaglia „Bob Ravioli“, um ihn ein bisschen nahbarer zu machen. Deutsch konnte er schon mal gar nicht. Robertos Englisch war miserabel. Interviews waren nicht seine Welt. Er hat sich auf dem Siegerpodest gefreut und dann ging es zurück zum Auto. Mit dem Auto hat er sich auf eine perfekte Art und Weise auseinandergesetzt.»

Johnny Cecotto: «Johnny, genannt Rambo, war in der Formel 1 im Team von Ayrton Senna. Er hatte sich bei einem Unfall die Beine schwer verletzt. Er ist die Tourenwagen mit einer großen Rationalität angegangen. Er hat nie aufgehört, das System zu optimieren.»

Joachim Winkelhock: «Der „Jockel“ war ein kleiner drahtiger Schwabe, wobei ich gar nicht weiß warum. Er war ja Kettenraucher. Er kam 1991 zu uns. Ein super herzlicher Typ. Man ist ja irgendwann im Sport auch Patriot. Er war pfeilschnell. Außerhalb des Autos hatte er Charme, Witz und Fröhlichkeit. Am Norisring 1992 ist er von Platz 13 gestartet und hat alles in Grund und Boden gefahren. Da fiel mit dem ersten DTM-Sieg ein Zementblock von seinem Herzen. In der Auslaufrunde hing der kleine Jockel Winkelhock vor Freude zur Hälfte aus dem Seitenfenster raus.


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