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Dauerthema BMW-Zugeständnisse: Warum so ein Hickhack?

Von Andreas Reiners
Die BMW-Zugeständnisse werden zum Dauerthema

Die BMW-Zugeständnisse werden zum Dauerthema

Nein, so wirklich traurig werden Audi, BMW und Mercedes nicht gewesen sein, als das Thema Zugeständnisse ein wenig in den Hintergrund rückte, noch bevor es an Fahrt aufnahm.

Die GPS-Probleme rund um das Rennen am Samstag sorgten dafür, dass der vom DMSB abgelehnte Antrag der drei Hersteller nicht ganz so hochgehängt wurde. Fragen bleiben bei dem ebenso kontroversen wie komplizierten Thema trotzdem. SPEEDWEEK.com gibt Antworten.

Worum geht es?

Um die Zugeständnisse für BMW, auf die sich die Hersteller vor der Saison geeinigt haben. Die BMW-Boliden sind in dieser Saison grundsätzlich 7,5 Kilogramm leichter als die der Konkurrenz, dazu ist der Heckflügel 50 Millimeter breiter. Gemacht wurde das, da der BMW konstruktionsbedingt einen Rückstand der Konkurrenz gegenüber aufwies. Für einen spannenden und ausgeglichenen Sport wurde diese Entscheidung getroffen, da BMW den Rückstand durch das eingefrorene Reglement diesen nicht mehr wettmachen kann.

Warum gab es den Antrag?

Nach dem Rennwochenende am Norisring haben sich die Verantwortlichen zusammengesetzt und analysiert, eine Bestandsaufnahme gemacht. Und sind zu dem Schluss gekommen, dass man von den Zugeständnissen wieder etwas rückgängig machen will. Konkret ging es dabei um den Gewichtsvorteil.

«Das war ein wohlüberlegter Prozess. Fünf Veranstaltungen später bist du eben schlauer», sagte Mercedes’ DTM-Leiter Ulrich Fritz. Die Zugeständnisse waren aufgrund der Vorsaison getroffen worden, ohne dass 2016 ein Meter unter Wettbewerbsbedingungen und mit den neuen Performance-Gewichten gefahren wurde. Vereinfacht gesagt zeigte sich der BMW grundsätzlich besser, als man im Vorfeld angenommen hatte, weil die Münchner unabhängig von den Zugeständnissen im Winter offenbar noch ein paar Verbesserungen gefunden haben.

«Wir haben auf der Geraden nicht die Möglichkeit, einen BMW zu überholen. Das hängt ein Stück weit mit dem Heckflügel zusammen», sagte Fritz. Sorge gab es auch, dass BMW der Konkurrenz nun davonfährt, da die Strecken nach dem Norisring dem BMW entgegenkommen. Unberechtigt war schon mal die Angst, dass die Münchner ihren historischen Triumph vom Vorjahr in Zandvoort (Sieben- und Fünffachsieg) wiederholen könnten.

«Man muss schauen, wie es am Ende aussieht, sollte ein Auto, das Zugeständnisse bekommen hat, allen anderen wegfahren. Das ist nicht gut für den Sport und auch nicht für den Hersteller. Die erste Aussage wird ja sein: „Die haben es gar nicht verdient.“», sagte Fritz.

«Der Antrag war für uns nicht der Ausdruck, dass etwas an der Performance nicht passt, sondern dass es Faktoren gab, die wir nicht berücksichtigen konnten», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. Wie zum Beispiel auch einen neuen Asphalt in Spielberg, der BMW komplett in die Karten gespielt hat. «Im Sinne des Gemeinsamen haben wir den Antrag mitgetragen», sagte Marquardt.

Warum wurde der Antrag abgelehnt?

«Nach sorgfältiger Analyse des vorliegenden Datenmaterials, basierend auf den Faktoren „theoretische Rundenzeiten“, „Topspeed“ und „Gewichtssensitivität“, kommt der DMSB zu dem Ergebnis, dass kein signifikantes Ungleichgewicht in der Performance der DTM-Fahrzeuge festzustellen ist. Es gibt daher derzeit keine Veranlassung, in den Verlauf der Meisterschaft einzugreifen», hieß es vonseiten des DMSB. Anders hätte es wohl ausgesehen, wenn es einen Antrag für die Rücknahme des breiteren Heckflügels gegeben hätte. Doch da hätte BMW nicht mitgespielt.

Ist der Antrag nachvollziehbar?

Nicht so wirklich. Eine spannendere Saison hat es wohl vorher noch nicht gegeben. Gefühlt ist nach der Hälfte das halbe Fahrerfeld im Titelkampf, in zehn Rennen gab es acht verschiedene Sieger. Jamie Green ist der einzige Fahrer, der zweimal auf der Pole stand. Allerdings lag BMW zum Zeitpunkt des Antrags in zwei von drei Wertungen vorne, nach Zandvoort nun sogar in allen. Was auch nicht komplett an den Zugeständnissen liegt, sondern auch an Pech und Unvermögen der Konkurrenz.

Gut möglich also, dass die Vorstände bei Audi und Mercedes Druck gemacht haben. Die sehen nur das nackte Ergebnis: BMW bekam Unterstützung und Zugeständnisse und führt. Für die Konkurrenz ist das in der Chefetage natürlich schwer zu verkaufen.

Hinzu kommt, dass die Rücknahme des Gewichtsvorteils kaum etwas ausgemacht hätte, das hatte der DMSB ja auch ausgerechnet. «Die Gewichte waren der Kompromiss, auf den man sich einigen konnte. Wenn man Audi alleine gefragt hätte, hätten wir uns vielleicht für etwas anderes entschieden», sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass. Auch da: Gut möglich, dass dieser Antrag auch dafür gedacht war, um zu zeigen, dass man zumindest etwas versucht hat.

Wie geht es jetzt weiter?

Einen weiteren Antrag könnten die Hersteller theoretisch täglich stellen. Nun waren die BMW in Zandvoort nicht wie in der Vorsaison haushoch überlegen. Es ist also fraglich, ob ein neuer Anlauf unternommen wird. Stand jetzt würde der DMSB wohl zu keinem anderen Ergebnis kommen. «Wir werden uns das sicher nochmal anschauen. Ob es einen neuen Antrag geben wird, hängt dann wohl auch mit dem weiteren Abschneiden von BMW zusammen», sagte Fritz.

«Der DMSB hat gesagt, dass für ihn kein Handlungsbedarf ist. Irgendwann sollten wir aufhören zu diskutieren und die Saison mit fairem und tollem Motorsport und toller Show für die Fans zu Ende fahren», sagte wiederum Marquardt.

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