Schwaben gegen Kalifornien

Von Guido Quirmbach
Im direkten Vergleich war Felbermayr-Proton meist vor Lizard

Im direkten Vergleich war Felbermayr-Proton meist vor Lizard

Dreimal traten die beiden werksunterstützten Porsche-Teams von Felbermayr-Proton und Flying Lizard bislang gegeneinander an. Ein Vergleich.

Im Automobilsport beteiligte Werke reden in den offiziellen Pressemeldungen immer gerne von der Familie. Sei es Audi, Porsche oder wer auch immer, alle diese Meldungen gaukeln gerne den Eindruck der totalen Harmonie vor. Getreu dem Motto: «Nach Ihnen, lieber Kollege!»

In der DTM mag das noch halbwegs passen. Dort sind die Einsatzteams im Auftrag des Herstellers unterwegs und haben sich dessen Interessen zu beugen. Dürfen die Teams aber ohne Einschränkung gegeneinander antreten, ist es aus mit der familiären Harmonie, dann gönnt niemand dem anderen das Schwarze unter den Fingernägeln. Da herrscht eine ungemeine Rivalität, denn schliesslich geht es auch darum, dem Hersteller zu demonstrieren, auf welches Team man setzen muss. Das ist in der Vergangenheit bei den 24 Stunden am Nürburgring (bevor es offizielle Werkseinsätze waren) bei den Audi-Teams ebenso gewesen wie bei den Porsche-Mannschaften. Und auch in der GTE-Kategorie auf der internationalen Langstrecke gibt es diese Rivalität unter den Porsche-Teams, wenn es auch keine persönlichen Feindschaften sind.

Flying Lizard und Felbermayr-Proton sind seit einigen Jahren die Porsche-Speerspitzen. Beide sind werksunterstützt. Die Kalifornier fahren in der ALMS, die Schwaben in der LMS bzw. dem ILMC, aus dem nun die WM wurde.

Las man in der Vergangenheit die Hauspostillen aus Zuffenhausen, so wurde man den Eindruck nicht los, als sei das amerikanische Team die absolute Nr. 1 im Kundensport des Hauses Porsche. Hinter vorgehaltener Hand war auch mehr als einmal zu hören, dass Neuentwicklungen, nicht nur aufgrund des früheren ALMS-Saisonstarts, zunächst zu Flying Lizard gingen und erst im zweiten Step zu Felbermayr-Proton.

Wenn wir die GTE-Am einmal aussen vor lassen, gab es erst drei vergleichbare Aufeinandertreffen der beiden Porsche-Teams in der GTE-Pro. 2011 trat Flying Lizard erstmals mit einer kompletten Profi-Mannschaft in Le Mans an. Jörg Bergmeister, Lucas Luhr und Patrick Long steuerten den Elfer, bei Felbermayr-Proton waren wieder die Vorjahressieger Marc Lieb, Richard Lietz und Wolf Henzler am Start. Ergebnis: Im Training fuhr Marc Lieb 3.59.662 min., Jörg Bergmeister fuhr 4.01.024 min. Beide Teams konnten das Rennen beenden, Felbermayr-Proton belegte mit 312 gefahrenen Runden Rang 4 in der Klasse, Flying-Lizard fuhr 2 Runden weniger und wurde Sechster. Beide hatten ihre Probleme im Rennen, die Blauen einen Reifenschaden, der ziemlich viel im Radhaus zerstörte, einen Kiesbettaufenthalt. Rot-Silber verzeichnete ebenfalls einen Kiesbettbesuch und auch einen Kühlerschaden.

In Sebring 2012 qualifizierte Bergmeister den neuen Lizard-Porsche eine Zehntel schneller als Richard Lietz den neuen Felbermayr-Proton-Elfer. Im Rennen ist ein Vergleich nicht ganz fair, denn Bergmeister wurde noch in der Einführungsrunde unschuldig von einem der beiden Luxury-Ferrari getroffen, damit waren sie aus der Entscheidung. Felbermayr-Proton, mit Lieb, Lietz und Patrick Pilet als dritten Fahrer, belegte Rang 6 und Rang 2 in der WEC-Wertung.
In Le Mans 2012 gab es das dritte Aufeinandertreffen: Im Training fuhr Lieb 3.57.606 min. Bergmeister bei Lizard 3.58.017 min. Der schnellste Porsche allerdings war der GTE-Am-Porsche von Flying Lizard, der allerdings ein Vorjahres-Modell ist, das aufgrund seiner etwas schmaleren Karosserie auf eine Runde nicht unbedingt das schlechtere Auto war.

Im Rennen kamen beide nicht ins Ziel. Bei Flying Lizard hatte Patrick Long einen Unfall, Marc Lieb strandete in den Morgenstunden mit Getriebeschaden.

Nimmt man die reinen Resultate, so hat Felbermayr-Proton den amerikanischen Rivalen Lizard 2:0 geschlagen. Die Qualifikationsergebnisse wollen wir nicht überbewerten, denn Jörg Bergmeister ist in Le Mans keine 1,5 Sekunden langsamer als Marc Lieb. Doch das Ergebnis von 2011 steht nun einmal, ebenso wie das Resultat von Sebring 2012.

Eins ist gewiss: Das schlechtere Porsche-Team sind die Schwaben von Felbermayr-Proton ganz sicher nicht!

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