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WEC Bahrain: Die verflixte Nummer

Kolumne von Oliver Müller
Die Startnummer hatte Einfluss aufs Ergebnis

Die Startnummer hatte Einfluss aufs Ergebnis

Defekte Startnummernbeleuchtung entscheidet den sechsten WEC-Lauf im Glutofen von Bahrain.

Es war ein Wochenende der Extreme in der arabischen Wüste. Ein Wochenende, welches so untypisch und gleichzeitig auch wieder so typisch für den Motorsport war. Es war Feuer geladen und gleichzeitig auch wieder unbeschreiblich nüchtern. Es war ganz einfach Motorsport...

Zuallererst war es jedoch die extreme Gastfreundlichkeit der Bahraini, die den internationalen Besuchern entgegen schwappte. Eine menschliche Wärme, die nur die Wenigsten im WEC-Tross vor ihrer Abreise erwartet hätten. Nette, weltoffene und ständig höfliche Menschen machten die «6 Stunden von Bahrain» zum interkulturellen Erfolg. Kaum einer im Fahrerlager bereute den Trip in die Wüste oder möchte nicht im kommenden Jahr gerne wieder in Richtung der kleinen Wüsteninsel reisen, um das nächste perfekt durchorganisierte Langstrecken-Event miterleben zu können. «We learned from the best and we give our best.», sprach ein ganz normaler Parkplatzanweiser beiläufig und doch so symbolträchtig, als er freudestrahlend seinen Dienst bei über 40 Grad Celsius (im Schatten wohlgemerkt) verrichtete. Und da wären wir auch schon beim Hauptthema des Wochenendes. Die extreme, drückende und gnadenlose Hitze...

Es hat schon etwas Skurriles, ein Autorennen in Mitten einer steinigen Wüste abzuhalten. Als durchschnittlicher Mitteleuropäer hatten man seinen temperaturbezogenen Wohlfühl-Pegel weit überschritten. Wer nicht unbedingt ein Gebäude verlassen musste, tat dies auch nicht. Wenn man sich doch einmal in der Sonne bewegte, war es ratsam, den eigenen Flüssigkeitshaushalt mit ausreichend Nachschub zu versorgen. Auch der eine oder andere Strohhut Marke «Mallorca-Party Tombola Gewinn» fand im Fahrerlager sein Revival.

Doch nicht nur der Mensch kam an seine Grenzen, auch das Material wurde bis ans Limit gefordert. Und manchmal sogar darüber hinaus. Jedoch zeichnet gerade das Bewegen am schmalen Grad des technisch Möglichen die Faszination des Langstrecken-Sports aus. Genau dies machte den Sport so gross, wie er inzwischen wieder ist. Mensch und Maschine können unter extremsten Bedingungen ihre Ausdauerfähigkeit unter Beweis stellen. Das Rennen im Glutofen von Bahrain bot ausreichend Gelegenheit dafür. Während der Mensch die Herausforderung mit Bravour und Auszeichnung meisterte (André Lotterer´s Doppel-Stint sei mit Ehrerbietung erwähnt, steht aber nur symbolhaft als Leuchtturm für die Heldentaten des gesamten Fahrerfeldes), machte das Material teilweise schlapp. Und dann genau da, wo es gar nicht erwartet wurde.

Eigentlich stand das schwarze Gold des Motorsport im Brennpunkt des Geschehens. Die Teams hatten schon vor dem Wochenende eine regelrechte Tortur für die Reifen prophezeit und richteten so ihre Aufmerksamkeit auf die Gummis. Da im Rennen zumeist jedoch bei jedem Tankstopp auch das Geläuf ausgetauscht wurde und die Equipen somit auf «Nummer Sicher» gingen, konnte sich das Thema gut in den Griff bekommen lassen.

Gerade als sich eine gewisse Herrlichkeit in den Köpfen breit machte, und sich der Eindruck einnistete, dass man die Wüsstenhitze besiegt hätte, zeigte die Natur der Technik, wer das Sagen auf Planet Erde hat:

Urplötzlich gaben an so manchem Rennwagen die Startnummernbeleuchtungen ihren Geist auf. Ein technischer Missstand, der nicht wirklich auf der Agenda der Renn-Prophezeiung Einzug gehalten hatte.

Bekanntestes Opfer war sicherlich der Toyota von Alexander Wurz und Nicolas Lapierre. Nachdem die Regelhüter den TS030 zur Reparatur in die Box beorderten und sieben Minuten verloren gingen, war die Luft um den Gesamtsieg raus. «Es war frustrierend, wegen des Beleuchtungsthemas Zeit in der Box zu verlieren, das so wie es aussieht Hitze bedingt war.», stellte Yoshiaki Kinoshita (Team President) den Zusammenhang zwischen dem Ausfall der Beleuchtung und den hohen Temperaturen her.

Sicher kann man diskutieren, ob das fehlende Licht an der Startnummer eines Rennwagens eine sicherheitsrelevante Auswirkung auf ein Autorennen hat. Doch Reglement ist nun mal Reglement.

Neben der Toyota-Mannschaft hatten noch weitere Teams ähnliche Probleme mit der Beleuchtung der Nummern. So entschied sich auch der Kampf bei den privaten LMP1 hauptsächlich aufgrund der Tatsache welche Truppe die entsprechende Illuminierung in der Box am schnellsten wieder in Schuss bekam. «Ohne das Malheur hätten wir die Strakka-Jungs an diesem Wochenende locker geschlagen.», zeigte sich Rebellion-Fahrer Neel Jani enttäuscht über ein verlorenes Podium. Er wurde mit Teamkollege Nicolas Prost am Ende dennoch guter Vierter.

Auch in der LMP2-Klasse hing der Sieg am seidenen Faden. Am siegreichen Oreca-Nissan von PeCom Racing, begann im letzten Renndrittel ebenfalls (wie könnte es anders sein) die Startnummernbeleuchtung zu flackern. Ein Komplettausfall hätte wohl genauso wie bei den Mitbewerbern einen zusätzlichen Boxenaufenthalt zur Folge gehabt und den Klassensieg gekostet. «Wir haben bis zuletzt gezittert, doch die Leuchte hat gehalten.», gab Pierre Kaffer einen Einblick in seine Gefühlswelt.

Stellt sich nun die Frage, welche Schlüsse für die Zukunft aus den ungewöhnlichen Ereignissen gezogen werden. In der Boxengasse wollte man nicht ausschliessen, dass ein bestimmtes Zulieferteil seinen Dienst quittierte und so das Rennen entschied. Jedoch sollte bedacht werden, dass Renntechnik nun mal am Limit entwickelt wird, und in Bahrain besondere Extrembedingungen herrschten. Ausserdem sind LMP-Boliden nun mal Prototypen... (wie ihr Name ja auch schon sagt)

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