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Sebastian Vettel, Ferrari: Offene Rechnung in Sotschi

Von Mathias Brunner
Daniil Kvyat schubst den Ferrari von Sebastian Vettel an

Daniil Kvyat schubst den Ferrari von Sebastian Vettel an

​Die Ferrari-Bilanz in Russland hat einen Makel: Auf der Olympia-Strecke von Sotschi konnte noch kein Ferrari gewinnen. Sebastian Vettel hat mit dem Russland-GP eine Rechnung offen.

Durchaus möglich, dass Sebastian Vettel in Russland vom einen oder anderen Pfiff eines Fans empfangen wird. Denn der Ferrari-Star hat sich im vergangenen Jahr ausgerechnet mit dem einzigen Russen im Feld angelegt, mit Daniil Kvyat, und da sind die Russen selbst bei klarer Schuldfrage Nationalisten.

Der Knatsch zwischen Vettel und Kvyat begann schon ein Rennen zuvor, beim China-GP 2016. Nach dem Rennen in Shanghai (mit Sebastian als Zweiplatziertem und Daniil auf Rang 3) entwickelte sich vor der Siegerzeremonie dieser bemerkenswerte Dialog:

Vettel: «Was hast du beim Start gemacht? Wenn ich nicht nach links gegangen wäre, wären wir alle drei rausgeflogen. Du bist wie ein Torpedo herangeflogen!»

Kvyat: «Well, das ist Racing.»

Vettel: «Ja, Racing. Wenn ich meine Linie gehalten hätte, wären wir alle gecrasht.»

Kvyat: «Dann halte eben nicht deine Linie.»

Vettel: «Aber da war links auch ein Auto.» (Kimi Räikkönen, die Red.)

Kvyat: «Wir sind nicht gecrasht. Alle drei Autos sind im Ziel, nun komme schon. Ich habe auch nur zwei Augen.»

Vettel: «Ich kann nicht erwarten, dass du wie verrückt attackierst. Du hast dieses Mal Glück gehabt. Kimi hatte kein Glück.»

Kvyat: «Wir stehen jetzt aber beide auf dem Podium, also.» 

Vettel: «Du hättest leicht alle Autos aus dem Rennen reissen können. Du solltest nicht einfach so in andere Leute reinfahren.»

Kvyat: «Wir hatten aber keine Kollision.»

Vettel: «Ja, du nicht.»

Vor dem Start zum folgenden Rennen in Sotschi hatte Ferrari-Star Sebastian Vettel noch gescherzt: «Zum Glück steht Daniil Kvyat hinter mir, da besteht keine Gefahr.» Von wegen! Nach dem Start zum vierten WM-Lauf 2016 in Russland berührte der Red Bull Racing-Renner von Kvyat den Ferrari, der Ferrari trudelte, dann kreiselte er in der langen Links von der Bahn, nachdem er ein zweites Mal angeschubst worden ist – erneut von Kvyat!

Vettel schäumte: «Ihr habt wohl im Fernsehen mehr gesehen als ich. Ich kam zur zweiten Kurve, dann tat es hinten einen grossen Schlag. Ich war froh, dass ich mich nicht sofort weggedreht habe. Ich war nicht sicher, ob der Wagen beschädigt war. Dann wollte ich Hamilton in Kurve 3 attackieren, und es tat einen zweiten Schlag. Dieses Mal konnte ich es nicht verhindern, in die Barriere zu knallen. Was soll ich zu Kvyat sagen? Es zählt doch nur, dass da draussen noch das Rennen läuft und ich stehe nun hier. Ich hätte nichts anders tun können.»

Kvyat entschuldigte sich später übers Handy bei Vettel, ziemlich kleinlaut.

Ergebnis: Die Vettel-Bilanz in Sotschi könnte erheblich besser sein und die von Ferrari ebenso.

2014, damals noch für Red Bull Racing, erreichte Vettel bei der Premiere in Russland Startplatz 11 und wurde Achter. Die Bilanz von Ferrari: Fernando Alonso im Abschlusstraining Achter, Kimi Räikkönen Neunter. Im Rennen wurde der Spanier Sechster, der Finne Neunter, Lewis Hamilton und Mercedes triumphierten von der Pole aus.

2015 gingen die Mercedes-Festspiele weiter: Pole von Nico Rosberg, Sieg für Lewis Hamilton. Vettel (nun im Ferrari) startete als Vierter und wurde Zweiter (aber auch nur, weil Rosberg ausfiel). Kimi brauste als Fünfter los und wurde deshalb nur Achter, weil er nach einer Kollision mit dem damaligen Williams-Fahrer Valtteri Bottas eine 30-Sekunden-Strafe erhielt.

2016 dann Pole und Sieg für Rosberg. Vettel startete als Zweiter und wurde dann von Kvyat abgeräumt. Kimi fuhr als Vierter los und wurde Dritter.

Ein Ass hat Ferrari dieses Mal nicht im Ärmel: Der Ferrari geht mit den Pirelli-Reifen behutsamer um als der Mercedes, aber auf dem glatten Asphalt von Sotschi spielt das keine Rolle.

In den letzten Tagen fröstelten die Menschen bei einstelligen Celsius-Temperaturen, und gestern Dienstag regnet es in Sotschi in Strömen, Frühling geht anders. Inzwischen hat jedoch eine Hochdruckzone das Kommando übernommen – das Wetter bleibt bis und mit Sonntag freundlich und frühlingshaft warm, mit Werten bis zu 25 Grad.

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