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Mercedes zu aggressiv: Strafe für Hamilton und Bottas

Von Rob La Salle
​In der Startaufstellung zum Österreich-GP musste Lewis Hamilton um fünf Ränge zurück, in England war die Reihe an Valtteri Bottas. Weltmeister Mercedes-Benz hatte den Getrieben zu viel zugemutet.

Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz hat bei einer Kontrolle der Getriebe nach dem Aserbaidschan-GP Schäden entdeckt, welche den weiteren Einsatz der Kraftübertragung zum Risikofaktor machten. Erstes Ergebnis: Am Auto von Lewis Hamilton musste ein neues Getriebe eingebaut werden.

Weil die FIA vorschreibt, dass Getriebe über mindestens sechs GP-Wochenenden eingesetzt werden müssen, kommt der Wechsel einer Verletzung der Regel 23.5 des Formel-1-Reglements gleich. Denn Österreich war der neunte WM-Lauf, und Lewis hatte gemäss Einsatzplan von Mercedes fürs siebte GP-Wochenende des Jahres in Kanada ein neues Getriebe erhalten. Damit musste Hamilton in der Startaufstellung um fünf Ränge zurück. Im Rennen kämpfte sich der Engländer auf den vierten Platz vor.

In Silverstone dann wiederholte sich das alles, dieses Mal beim Wagen von Valtteri Bottas. Teamchef Toto Wolff erklärte: «Wir geben auf allen Ebenen Gas und versuchen, selbst die kleinsten Vorteile zu gewinnen. Beim Getriebe sind wir einen Schritt zu weit gegangen, das hat im Baku-Rennen zu Schäden an beiden Getriebe geführt. Wir hatten die Hoffnung, dass die geringere Beschädigung im Auto von Valtteri dazu führt, dass seine Kraftübertragung vielleicht bis Budapest hält. Aber letztlich war uns das Risiko zu gross. Mit jenen Getriebe, die nun eingebaut sind, sollten wir auf der sicheren Seite bleiben. Ich gehe davon aus, dass wir damit keine Probleme mehr haben. Wir konnten in Baku von Glück reden, dass unsere Autos überhaupt ins Ziel gekommen sind, weil wir uns dort dieses Schadens noch nicht bewusst waren.»

Bottas kämpfte sich in England wie ein Löwe nach vorne, profitierte zum Schluss des britischen Grand Prix vom Reifenschaden bei Kimi Räikkönen und sicherte Mercedes den Doppelsieg.

Aber was nun ist genau schiefgelaufen? In welcher Art und Weise wurde das Getriebe überstrapaziert? Mercedes-Technikchef James Allison gegenüber motorsport.com: «Es hat mit dem Schalten ohne Schubunterbrechung zu tun, also mit dem „seamless shift“. Früher warst du in einem bestimmten Gang, dann hast du geschaltet, will heissen, du warst kurz im Leerlauf, bevor der nächste Gang eingelegt worden ist. Der Schritt zum nahtlosen Schalten spart Zeit, setzt aber das Getriebe enormen Belastungen aus. Du kannst die Übergänge so sanft als möglich gestalten oder gewissermassen den nächsten Gang nur reinknallen. Die Frage ist, wie viel du dem Getriebe zumuten willst.»

«Wir haben Abläufe geschaffen, welche aus Sicht des Ingenieurs eher vorsichtig sind, während wir gleichzeitig versuchen, überall die kleinsten Vorteile zu finden. Das Problem hier nun war, dass unsere Zeit auf der Piste beschränkt ist. Klar haben wir hochmoderne Prüfstände, welche die Realität recht gut simulieren. Aber es stellte sich heraus, dass es eben auch Bereiche gibt, die sich so nicht simulieren lassen.»

«Was wir hier getan haben, ist bei den Schaltabläufen ein wenig aggressiver zu werden. Das sah in der Theorie alles gut aus. In der Praxis hat sich dann gezeigt, dass die höheren Fliehkräfte das Öl im Getriebe anders bewegt haben als wir es berechnet hatten. Und Fliehkräfte in dieser Art kannst du nun mal nicht auf dem Prüfstand erzeugen. Wir haben die Grenze um eine Fussspitze übertreten und dafür einen Preis bezahlt.»

Um genau zu sein, führte die mangelnde Schmierung zu Problemen mit den Getriebelagern.

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