Morddrohungen wegen Alonso-Strafe

2. Training Austin: Hamilton vor Verstappen & Vettel

Von Mathias Brunner
Zweites Training zum Grossen Preis der USA in Austin (Texas): Auf dem Circuit of the Americas (COTA) bleibt WM-Leader Lewis Hamilton das Mass der Dinge. Sebastian Vettel (Ferrari) hat Probleme.

Die feuchte Strecke in Texas im ersten freien Training bedeutete für die zehn GP-Rennställe: Nachholbedarf für die zweiten 90 Minuten Training um 14.00 Uhr Lokalzeit in Austin, will heissen 21.00 Uhr europäischer Zeit.

Williams-Reservist Paul Di Resta bemerkte: «Die nasse Bahn bedeutet auch, dass auf dem Circuit of the Americas noch verhältnismässig wenig Gummiabrieb liegt. Das hilft nicht bei der Arbeit auch.»

Für Daniil Kvyat (Toro Rosso) und Pascal Wehrlein (Sauber) war das zweite freie Training ihr erstes an diesem Wochenende: Im ersten Training hatten der Indonesier Sean Gelael und der Monegasse Charles Leclerc ihre Autos bewegt.

Erster Mann in Schwierigkeiten: Haas-Fahrer Romain Grosjean in Kurve 11 auf Abwegen. Der Genfer konnte aber weitermachen.

Kurze Zeit danach kreiselte auch sein Stallgefährte Kevin Magnussen von der Bahn. Dies, nachdem sich die beiden Haas-Fahrer tüchtig in die Quere gekommen waren, als Magnussen an die Innenseite von Grosjean tauchte. Kevin über Funk: «Kann er bitteschön Platz machen?» Romain über Funk: «Superintelligent von Kevin.»

Ebenfalls erstmals mit einer gezeiteten Runde: Fernando Alonso. Die Honda-Techniker konnten ein Hydraulikproblem zum Glück für den Asturier lösen.

Kimi Räikkönen (superweich) und Valtteri Bottas (weich) setzten erste Bestmarken, dann konterte Daniel Ricciardo (Red Bull Racing).

Sebastian Vettel musste zuschauen: An seinem Ferrari wurde die Abstimmung geändert, erst nach gut einer Viertelstunde konnte der Heppenheimer ins Geschehen eingreifen.

Lewis Hamilton, mit einem rotbasierten Helm und seiner Nummer 44 im Stars-and-Stripes-Look, drehte derweil auf weichen Reifen im Dauerlauf Runden.

Aufregung nach 18 Minuten: Sebastian Vettel im Kies! Der Deutsche hatte Eingang der zweitletzten Kurve die Kontrolle über den Ferrari verloren, konnte seinen Wagen jedoch zurück an die Box bringen.

Seb am Funk: «Das habt ihr wohl gesehen.» TV-Bilder zeigten, dass Vettel beim Anfahren der Kurve sehr weit rechts gefahren war.

Paul Di Resta weiss: «Das ist die tückischste Kurve von allen, das war schon immer so. Da hat am Morgen auch Valtteri Bottas einen Reifensatz verrauchen lassen.» Die Ferrari-Mechaniker begannen in der Box, den Wagen von Sebastian zu reinigen.

Nach knapp einer halben Stunde war Daniel Ricciardo auf superweichen Reifen Schnellster, vor Verstappen und Hamilton, die auf der weichen Mischung unterwegs gewesen waren, dahinter folgten die beiden Finnen Räikkönen und Bottas. Vettel ohne gezeitete Runde Letzter.

Hamilton ignoriert Probleme

Bordkamera-Aufnahmen bestätigten, was die Langstrecken-WM-Piloten vor ein paar Wochen festgestellt hatten: Der Circuit of the Americas wird immer buckliger.

Pat Symonds (64), langjähriger Technikchef in der Formel 1 und Wegbegleiter von Champions wie Ayrton Senna, Michael Schumacher und Fernando Alonso, weiss: «Der Circuit of the Americas ist eine tückische Strecke. Du brauchst ein Auto mit einer hervorragenden Fahrzeugbalance, und in dieser Beziehung hat Mercedes in diesem Jahr einige Male geschwächelt. Ich erkenne da ein gewisses Mass an Unwägbarkeit, was das 2017er Wochenende angeht. Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat den Silberpfeil selber als Diva bezeichnet, und ich bin auch gespannt, wie sich die Diva an diesem Wochenende weiter benimmt.»

«Die Bahn wird wirklich von Jahr zu Jahr welliger. Um Kurve 10 herum sowie eingangs Kurve 11 lauern da ziemliche Höcker. Kein Wunder, tun sich da einige Fahrer schwer.»

Valtteri Bottas interessierte das nicht: Bestzeit nach 32 Minuten mit den ultraweichen Pirelli, eine halbe Sekunde schneller als Daniel Ricciardo.

Aber Paul Di Resta bemerkt: «Der Mercedes liegt in den langsamen Kurven nicht gut genug, besonders in den Kurven 1, 11, 12 und 15. Da neigt der Wagen zum Lupfen des kurveninneren Rads, vor allem bei Valtteri Bottas, die Abstimmung an der Hinterachse ist zu weich.»

Lewis Hamilton beantwortete diese Kritik postwendend mit der Bestzeit, eine Sekunde schneller als Bottas, auch er mit pink markierten Reifen (statt des üblichen Violetts, um auch zahlreiche Kampagner im Kampf gegen den Brustkrebs aufmerksam zu machen).

Paul Di Resta führte seinen Gedanken zu Ende: «Generell ist der Mercedes weicher abgestimmt als ein Ferrari oder ein Auto von Red Bull Racing. Der Wagen bewegt sich mehr. Das ist schon das ganze Jahr über so.»

Ex-GP-Pilot Martin Brundle entlang der Strecke: «Lewis zieht in der langen Rechtspassage der Kurven 16 bis 18 einen wunderbaren Strich, er kann ganz viel Speed mitnehmen, das ist die Grundlage für seine guten Rundenzeiten.»

Toro-Rosso-Fahrer Brendon Hartley berichtete derweil am Funk noch immer, dass sein Helm nach oben gesogen wird, «aber es ist schon viel besser als im ersten Training».

Probleme für Hülkenberg

Sorgen bei Renault: Motorprobleme im Wagen von Nico Hülkenberg nach einer guten halben Stunde, die Mechaniker bauten den Unterboden ab, das ist nie ein gutes Zeichen.

Nach 45 Minuten konnte Sebastian Vettel endlich die ersten gezeiteten Runden drehen: Drittschnellster hinter Hamilton und Verstappen, auf ultraweichen Reifen.

Aufmerksamer Boxengast bei McLaren: GP-Sieger Juan Pablo Montoya aus Kolumbien.

Renault-Neuling Carlos Sainz schnupperte an den Top-Ten herum. Nico Hülkenberg hatte richtig geahnt: «Es wird nicht lange dauern, bis Carlos im Renault auf Speed ist.»

Stand nach einer Stunde: Hamilton vor Verstappen, Vettel, Bottas, Ricciardo und Räikkönen, auf Rang 7 folgte Fernando Alonso als «Best of the rest».

Williams-Pilot Lance Stroll hatte Sorgen mit seinem Motor (defekter Auspuff), dazu lockert sich – wie bei Lewis Hamilton in Baku – im Dauerlauf sein Kopfschutz. Also musste der Kanadier vorzeitig zur Box kommen.

Stoffel Vandoorne erhielt eine Warnung, die schlafenden Polizisten ausgangs der Kurven zu meiden. Und auch jene Fahrzeugteile, die der McLaren von Fernando Alonso zu Beginn des Trainings verstreut hatte. Der Spanier ging lang längerer Reparatur zurück auf die Bahn.

Endlich war Nico Hülkenberg wieder zu sehen: Ein Motorproblem hatte verhindert, dass der Emmericher die ultraweichen Reifen ausprobieren kann. Mit den rosa markierten Pirelli erreichte Nico eine Zeit, die fast identisch war mit jener von Carlos Sainz – 1:36,529 min des Madrilenen gegen die 1:36,534 von Hülkenberg. Spielt aber keine Rolle, da Nico wegen neuer Motorteile ohnehin um 20 Ränge zurück muss in der Startaufstellung.

Sebastian Vettel war mit dem Handling der Vorderachse nicht happy: «Das fühlt sich an wie Wackelpudding.» Der Ferrari-Star hüpfte aus seinem Wagen, die Mechaniker hoben seinen Sitz aus dem Wagen und machten sich auf die Suche nach einer möglichen Ursache. Also kein Dauerlauf für Vettel, die Probleme des Heppenheimers werden nicht kleiner.

Fazit des ersten Trainingstags: Lewis Hamilton ist weiterhin der Mann, den es zu schlagen gilt. Vettel und Räikkönen haben noch Probleme mit der Abstimmung, das ist 2017 nichts Neues. Und Red Bull Racing fährt auf Augenhöhe mit Ferrari.

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