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Lewis Hamilton: Nach WM-Gewinn nur Halbgas

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Valtteri Bottas

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas

​Nach dem WM-Finale von Abu Dhabi kursierte schnell: Lewis Hamilton sei geistig bereits in den Ferien und habe Valtteri Bottas den Sieg überlassen. Wir sagen, was für und was gegen diese Unterstellung spricht.

Hat Lewis Hamilton beim WM-Finale von Abu Dhabi seinem Stallgefährten Valtteri Bottas den Sieg geschenkt? Nach dem feinen Doppelsieg von Weltmeister Mercedes-Benz kursierte diese Unterstellung bald im Fahrerlager des Yas Marina Circuit.

Doch Mercedes-Teamchef Toto Wolff beteuert: «Lewis gab alles für den Sieg, denn der Instinkt ist auch nach dem Titelgewinn noch da. Er bat uns am Funk, den Motor aufdrehen zu dürfen. Und wir beschlossen, beiden die volle Power zu erlauben, auch wenn wir damit ein Risiko eingingen. Aber wir hatten das Gefühl, dass es sich lohnt und dass wir ihnen das schuldig sind.»

Gegen den Vorwurf, Hamilton habe sich mental bereits in die Winterpause verabschiedet, spricht auch die Tatsache, dass die Silberpfeile die Konkurrenz in Grund und Boden fuhren. Der Einwand, Ferrari habe Sprit sparen müssen, ist gegenstandslos: Mit seinem Kraftstoff über eine GP-Distanz haushalten zu können, gehört eben auch zu den Aufgaben.

Der Vorwurfe von Halbherzigkeit Hamiltons bleibt jedoch aus mehreren Gründen stehen. Denn Kritiker des Engländers argumentieren: Nach einer Titelentscheidung habe Hamilton kein einziges Rennen gewonnen.

Wer rasch nachblättert, kommt zum Schluss: Das stimmt. Doch auch hier gibt es gleich eine Einschränkung – denn nach dem Finale von 2008 (gegen Felipe Massa) und 2014 (gegen Nico Rosberg) gab es nichts mehr zu gewinnen, die Rennen von Interlagos und Abu Dhabi waren in jenen beiden Jahren das Finale.

Stichhaltiger sind da die Jahre 2015 und 2017. Nachdem 2015 der WM-Titel in Austin sichergestellt war, fuhr Hamilton nur noch mit halber Kraft voraus: Nico Rosberg tankte mit Siegen in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi tüchtig Selbstvertrauen und nahm diesen Schwung in den Frühling 2016 hinein – mit vier weiteren GP-Triumphen in Australien, Bahrain, China und Russland.

Und 2017? Hamilton hat in Mexiko den Titel gegen Sebastian Vettel ins Trockene gebracht. Daraufhin siegten Vettel in Brasilien und nun Bottas in Abu Dhabi. Erneut ist Hamilton also nach dem Titelgewinn leer ausgegangen. Ebenso verblüffend: Nach einem Titelgewinn hat Hamilton auch keine Pole-Position mehr herausgefahren!

Sky-GP-Experte Martin Brundle vermutet: «Nico Rosberg hat uns erklärt, wenn Hamilton den Titel geholt habe, dann verliere er ein wenig den Fokus. Vielleicht investiert Hamilton soviel Kraft, körperlich wie geistig, in das Titelrennen, dass er nach dem Erreichen seines Ziels diese Leistung nicht mehr abrufen kann. Egal, wie wir wir die Rennen anschauen – Fakt ist, dass Valtteri Bottas aus den letzten Rennen mehr gemacht hat.»

Und was ist jetzt mit dem Vorwurf, Hamilton habe dem Finnen den Sieg auf dem Silbertablett serviert? Martin Brundle: «Daran glaube ich nicht. Und das Team hat mir auch bestätigt, dass die beiden voll gefahren sind.»

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