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Sebastian Vettel (Ferrari): Fehlerquote 2018 zu hoch?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel mit seinen Ingenieuren bei der Pistenbesichtigung am Red Bull Ring

Sebastian Vettel mit seinen Ingenieuren bei der Pistenbesichtigung am Red Bull Ring

​Die englischen Journalisten beissen sich an Sebastian Vettel fest: Ist seine Fehlerquote in diesem Jahr zu hoch, um gegen Lewis Hamilton Weltmeister zu werden? So reagiert der Ferrari-Star auf die Frage.

Ferrari-Star Sebastian Vettel ist kurz nach dem Start zum Grossen Preis von Frankreich in den Mercedes von Valtteri Bottas gerutscht. Der Deutsche übernahm nach dem Fallen der Zielflagge sofort die Verantwortung für den Zwischenfall, der ihn mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Podestplatz gekostet hat, ganz sicher aber die WM-Führung: Dauerrivale Lewis Hamilton liegt derzeit mit 145:131 vorne, denn der Engländer fuhr einem nie gefährdeten Sieg entgegen, während Vettel sich mit dem fünften Platz begnügen musste.

Klar hat sich der 30-Jährige die Szene mehrfach angeschaut. Gibt es einen Grund, die erste Einschätzung aus Le Castellet zu ändern? «Nein», antwortet Vettel. «Was passiert ist, ist passiert, ich kann es nicht mehr ändern. Es hat schon seinen Grund, warum ich eine Zeitstrafe kassiert habe. Jetzt müssen wir nach vorne blicken. Wenn ich nochmals in der gleichen Situation wäre, dann würde ich natürlich etwas Anderes machen.»

Es mangelte nicht an Kritik für Vettel nach dem Rennen auf dem Circuit Paul Ricard. Erwarten die Menschen vielleicht von einem Spitzenpiloten zu viel Perfektion? Vettel relativiert: «Wenn Perfektion so einfach zu erreichen wäre, dann würde es jeder tun. Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich in Frankreich Punkte liegengelassen habe. Ich weiss nicht, auf welchem Rang ich ins Ziel gekommen wäre. Ich war nie auf den gleichen Reifen unterwegs wie die direkten Gegner. Aber unser Tempo stimmte. Gleichzeitig muss ich neidlos gestehen, dass die Mercedes sehr stark unterwegs waren. Es wäre schwierig geworden, sie an jenem Tag zu bezwingen.»

Macht sich Vettel Sorgen, was seine Fehlerquote angeht? Sebastian spielt den Betroffenen: «Ja, klar, Riiiiesensorgen. Nein, Fehler gehören nun mal zum Leben, auch jene, die man sich nicht erlauben sollte. Ich versuche, so wenig wie möglich zu machen, aber wenn etwas passiert, dann macht mir das keine Sorgen. Ich bin jetzt nicht der Ansicht, dass ich etwas fundamental falsch mache. Die meiste Zeit über weiss ich, was ich mache.»

Dennoch: Bei einem so spannenden Duell wie zwischen Vettel und Hamilton, wird da die Fehlerquote am Ende den Ausschlag zum Titel geben? Seb: «Natürlich. Denn was immer du planst – Fehler gehören gewiss nicht dazu. Aber der Weg ist noch lang, und keiner darf erwarten, dass immer alles reibungslos verläuft. Als ich in Baku in aussichtsreicher Position lag, da dachte ich nicht ans Aufgeben oder daran, die Gegner höflich vorbeizuwinken. Sondern ich wollte an die Spitze. Das ist in die Hose gegangen. Und das ist letztlich auch ein Teil der Faszination des Sports.»

Gibt es für den 50fachen Grand-Prix-Sieger inzwischen ein klares Bild darüber, wann Ferrari stärker oder wann die Silberpfeile schärfer sind? «Das ist eine schwierige Frage», findet der Heppenheimer. «Wir sind jetzt auf so vielen verschiedenen Kursen gefahren, aber besonders bei Mercedes ist es schwer nachvollziehbar, warum es ein solches Auf und Ab gibt. Red Bull Racing ist konstanter. Aber auch bei uns ist das nicht immer klar. Es gab Strecken, wo ich ein starkes Ferrari erwartet hatte, und dann taten wir uns schwer. Und dann gab es Strecken, auf welchen es besser lief als erwartet. Abgesehen von meinem Fehler in der ersten Runde war der Wagen in Frankreich sehr konkurrenzfähig, besonders wenn wir das etwa mit Barcelona vergleichen. Und wir hatten nicht nur einen ähnlichen Asphalt, sondern auch die gleiche Reifenkombination.»

Mercedes hat in Südfrankreich mit einem kraftvolleren Motor nachgelegt, hier am Red Bull Ring ist ein Aerodynamik-Evopaket gezeigt worden. Macht sich Vettel für die kommenden Rennen Sorgen? «Nein. Sie haben beim Motor einfach jenen Schritt nach vorne gemacht, den wir schon in Kanada machten. Ich kenne ihre Zahlen nicht, aber ich finde nicht, das hätte das komplette Kräfteverhältnis verändert.»

Wir haben in Österreich eine DRS-Zone mehr, einen Bereich also, in welchem die Fahrer den verstellbaren Heckflügel flachstellen dürfen. Kimi Räikkönen hat gespottet: «Die halbe Piste ist eine DRS-Zone, was soll das?» Vettel meint: «Mich verwirrt das immer. Wir haben ein nicht so prickelndes Rennen, und alle sind am Schimpfen. Wir haben einen guten Grand Prix, und nie hatten wir eine bessere Formel 1. Ich finde einfach, der Sport sollte nicht zu künstlich werden, und die DRS-Zonen sind letztlich ein künstlicher Eingriff. Wir werden sehen, wie sich das hier auf dem Red Bull Ring auswirkt. Aber wenn du an einem Gegner vorbeifliesst wie auf der Autobahn, ist das für einen Rennfahrer nicht sehr spannend.»

Klar wird Sebastian Vettel auf das Ausscheiden der deutschen Elf angesprochen. Was denkt der Ferrari-Fahrer? Vettel grinst, fast ein wenig verlegen: «Vermutlich das Gleiche wie 80 Millionen anderer Menschen. Es war fürchterlich miterleben zu müssen, wie es Deutschland nicht über die Vorrunde hinausschafft. Aber das gehört eben auch zum Sport. Ich würde mir nie anmassen, hier den grossen Fussballexperten rauszukehren und zu erklären, was die Gründe für das Aus sind. Aber die Mannschaft hatte genügend Möglichkeiten, ein besseres Ergebnis zu erringen, das ist leider nicht passiert. Die Anderen waren einfach besser.»

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