Sebastian Vettel: Ich dachte – huch, was ist nun los?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel in Belgien

Sebastian Vettel in Belgien

​Nur eine Woche nach dem Sieg in Belgien will Sebastian Vettel in Monza nachlegen. Hier hat er vor zehn Jahren mit Toro Rosso sensationell seinen ersten Grand-Prix-Triumph errungen.

Kinder, wie die Zeit verfliegt! Ist es wirklich schon zehn Jahre her, dass ein milchgesichtiger Sebastian Vettel hier in Monza übers Wasser ging und mit einem Auto gewann, das unter normalen Umständen nicht siegfähig war? Aber normal war damals überhaupt nichts, es schüttete in Monza, und so fuhr Vettel mit seinem Toro-Rosso-Renner die Konkurrenz in Grund und Boden. Sebastian machte sich mit 21 Jahren, zwei Monaten und elf Tagen zum jüngsten GP-Sieger (ein Rekord der erst sechs Jahre danach von Max Verstappen in Spanien gebrochen wurde). Es war gleichzeitig auch Vettels erster Sieg mit Ferrari, denn das Toro-Rosso-Motorboot wurde von einem Motor aus Maranello angetrieben.

Zehn Jahre und vier WM-Titel mit Red Bull Racing später ist Sebastian Vettel für den Grossen Preis von Italien im ehrwürdigen Autodromo Nazionale Favorit: In Belgien ist der Heppenheimer eine Klasse für sich gewesen, und natürlich wäre es besonders süss, ausgerechnet vor den Tifosi beim Heimrennen von Ferrari den sechsten Saisonsieg einzufahren. Es wäre nach 2008, 2011 und 2013 der vierte Sieg im Königlichen Park, aber der erste im Rot von Ferrari.

Sebastian Vettel: «Der Sieg von Belgien war nicht so dominant wie viele sagen. Es ist schön zu sehen, dass sich die neuen Teile mit dem verbesserten Motor bewährt haben. Aber Monza ist nicht Spa-Francorchamps. Die Piste ist ganz anders und erfordert eine eigenwillige Aerodynamik. Die Teams entwickeln besonders für dieses Rennen Teile, die Bahn ist mit keiner anderen zu vergleichen. Wie stark wir sind, das muss sich vom ersten Training beginnend zeigen. Ich hoffe, dass wir gleich in den richtigen Rhythmus kommen.»

«Mein erster Sieg mit Toro Rosso war überwältigend. Die Menge war 2008 happy, weil ein italienisches Auto mit einem italienischen Motor gewonnen hatte. Ein paar Jahre später waren die Tifosi weniger begeistert als ich für Red Bull Racing siegte. Der Empfang auf dem Siegerpodest war eher verhalten, und ich dachte – huch, was ist denn nun los? Die Begeisterung der Tifosi für die Einheimischen ist etwas Unvergleichliches.»

Spürt Sebastian Vettel vor den Tifosi mehr Druck? «Nein, weil wir durch die ganzen Fans beflügelt werden. Viele Mitarbeiter unseres Rennstalls haben Familie und Freunde hier. Kimi und ich haben die besten beiden Sitze, um das alles geniessen zu können. Wir sind schon toll ins Wochenende gegangen, mit der Fan-Veranstaltung in Mailand. Druck machen wir uns selber genug. Und unsere Rechnung ist dabei ganz einfach: So lange wir gewinnen, machen wir mehr Punkte als die Gegner.»

Kimi Räikkönen hat ein Buch geschrieben, ist von Vettel das Gleiche zu erwarten, wenn er 2018 den fünften Titel holt? Vettel lacht: «Ich bin nicht sicher, ob ich Kimi da Konkurrenz machen soll. Im Übrigen gibt es auf dem Weg zum Titel sehr viel hätte, sollte, würde, könnte. Wir sind ja noch gar nicht so weit. Darüber hinaus glaube ich auch nicht, dass mein Buch besonders interessant wäre.»

Ferrari scheint die Nase vorn zu haben, kann Mercedes zurückschlagen? Vettel: «Mercedes hat in den letzten Jahren dominiert, jetzt auf einmal befinden wir uns in der Favoritenrolle. Das zeigt, dass sich unsere Arbeit bezahlt gemacht hat. Aber gewonnen ist noch gar nichts, und wir werden auch nichts gewinnen, wenn wir nicht genau so weitermachen.»

«Wir wissen, dass wir ein gutes Auto haben, ein Fahrzeug, das auf jeder Art Rennstrecke schnell ist. Aber damit ist es nicht getan. Nur wenn wir den Wagen ständig weiterentwickeln, werden wir die Chance erhalten, endlich den Titel einzufahren. Wir schauen dabei weniger auf die Gegner, wir konzentrieren uns ganz auf unsere eigenen Aufgaben. Und was Mercedes angeht – es ist vielleicht klug, sich nicht zu viele Gedanken zu machen. Das kompliziert nur alles.»

«2016 war ein Schlüsseljahr, um uns auf Kurs zu bringen. Wir leiteten Änderungen ein, die uns 2017 nützten, als wir auch einen Wechsel im Reglement hatten. 2018 haben wir den Rhythmus verschärft, wir konnten Schwächen ausmerzen. Die guten Ergebnisse jetzt sind das Ergebnis von einer langjährigen Vorbereitung.»

Was sagt Vettel zu den Bemerkungen von Lewis Hamilton mit dem sagenumwobenen Trick von Ferrari? Seb lacht: «Es hat sich nichts geändert. Die FIA ist dafür da, dass alle Autos reglementskonform sind, und so lange wir vom Verband nichts Gegenteiliges hören, gehe ich davon aus, dass mit unserem Auto alles in Ordnung ist. Das gilt übrigens für alle Rennwagen.»

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