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Aldo Costa (Mercedes): Rätsel um Ferrari-Power

Von Mathias Brunner
​Der 56jährige Mercedes-Projektleiter Aldo Costa spricht über die Qualitäten der Silberpfeile und der Ferrari-Rennwagen. Costa wundert sich, wieso Ferrari in der Beschleunigungsphase um so viel besser ist.

Ende Juli fiel auf: Fünf der sechs Ferrari-motorisierten Autos schafften es in der Hockenheim-Quali in die Top-Ten. Ganz offenbar hat Ferrari mit dem 1,6-Liter-V6-Turbomotor grosse Fortschritte gemacht. In Hockenheim war auch zu sehen, wie die FIA-Delegation bei Mercedes vorstellig wurde. Schnell machte die Runde: Entweder Mercedes will von der FIA wissen, ob Ferrari etwas im Graubereich des Reglements treibt. Oder Mercedes wollte wissen, was sie selber genau machen dürfen, um die frühere Vormachtstellung wieder zu erlangen. Immerhin scheint der Ferrari auf den Geraden von Hockenheim drei Zehntelsekunden schneller zu sein als der Mercedes.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff scherzte: «Ich habe Christian Horner jahrelang klagen gehört, was die Top-Speed angeht, darauf lasse ich mich nicht ein. Ferrari hat einen tollen Motor. Was sie da auf den Geraden zeigen, da können wir gegenwärtig nicht mithalten. Wir müssen uns das anschauen und besser werden. Es sind auch nicht drei Zehntel, es sind fünf. Wir stellen uns nicht die Frage, ob der Ferrari-Motor illegal ist. So denken wir nicht, das ist nicht unsere Einstellung. Wir zeigen nicht mit dem Finger auf andere Hersteller. Wir fragen uns vielmehr: Wie können wir selber etwas besser machen? Wir fragen uns: Haben wir etwas übersehen? Holen wir nicht alles aus dem Motor heraus? Wir haben heute eine Warnung erhalten. Wenn unsere Rivalen mehr Leistung aus einem Motor holen, dann müssen wir das auch können.»

Inzwischen haben beide Top-Teams mit frischen Aggregaten nachgelegt, aber Ferrari scheint den Power-Vorteil behalten zu haben. Mercedes-Projektleiter Aldo Costa sagt meinem Kollegen Franco Nugnes von der italienischen motorsport.com: «Der Kampf mit Ferrari ist offen, die beiden Teams liegen nahe zusammen. Lewis war in Monza mit seinem Wagen zufrieden. In den ersten beiden Sektoren war er dort vorne, im dritten Pistenabschnitt lag er knapp hinter Vettel und Räikkönen. Wir waren happy mit dem Wagen, weil die jüngsten Verbesserungen etwas gebracht haben.»

«Wir nutzen das GPS als verlässliches Instrument, um die Leistungsfähigkeit der Rennwagen zu ermitteln. Da erkennen wir, dass Ferrari im ersten Teil einer Geraden besser beschleunigt, dann gleichen sich die Geschwindigkeiten an. Vielleicht liegt dieser Vorteil von Ferrari an einer anderen Leistungsentfaltung des Triebwerks, sicher ist – wir kennen keine andere Energie-Entfaltung.»

Anders gesagt: Mercedes rätselt, wieso Ferrari hier mehr Leistung aus der Antriebseinheit holen kann.

Aldo Costa: «Unser Auto ist besonders stark in mittelschnellen und schnellen Kurven, in langsamen Ecken tun wird uns bisweilen noch immer schwer. Wir haben es aber auch geschafft, da einen guten Kompromiss zu finden, wie das Wochenende auf dem Hungaroring gezeigt hat. Generell halten wir das Handling unseres Autos für eine Stärke. Was die Motorleistung angeht, so haben unsere Gegner mit der zweiten Motorversion in Kanada und dann mit der dritten Stufe Fortschritte gemacht, vor allem in der ersten Beschleunigungsphase.»

Auf die Frage, ob Singapur für Mercedes eine Angststrecke bleibe, meint Aldo Costa: «Wir haben Fortschritte gemacht, und wir werden in Singapur weitere machen. Was ich aber nicht sagen kann – ob das gegen unsere Rivalen reichen wird.»

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