Formel 1: Norris nennt sich einen Dummkopf

Vorwürfe an Ferrari: Sebastian Vettel nicht geschützt

Von Rob La Salle
Pedro de la Rosa (vorne links) mit Sebastian Vettel

Pedro de la Rosa (vorne links) mit Sebastian Vettel

​Ex-Ferrari-Pilot Pedro de la Rosa ist der Überzeugung: 2018 hätte das Jahr der Roten werden können. Der Spanier wirft seinem früheren Arbeitgeber vor: «Ferrari hat Sebastian Vettel nicht geschützt.»

In vielen Jahren werden wir uns an die Formel-1-Saison 2018 erinnern, weil Lewis Hamilton da seinen fünften WM-Titel sichergestellt hat. In einem Parallel-Universum könnten wir den Namen des Briten durch jenen von Sebastian Vettel ersetzen. Denn Ferrari hatte durchaus das Zeug, in dieser Saison mit dem Heppenheimer den Titel zu erobern. Eine zu hohe Fehlerquote von Vettel und strategische Patzer von Ferrari haben das verhindert. Ein kleiner Blick zurück.

In Aserbaidschan führte Vettel in der Anfangsphase, dann wurde das Rennen durch eine Safety-Car-Phase durcheinandergebracht, wegen der Kollision zwischen den beiden Red Bull Racing-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen. Vettel hatte da schon frische Reifen geholt, Bottas noch nicht. Nach dem Neustart warf sich der Ferrari-Star mutig auf Bottas, doch mit kalten Reifen rutschte Vettel geradeaus.

In Frankreich legte sich Vettel kurz nach dem Start mit Bottas an. Sebastian wurde zu einer Aufholjagd gezwungen, obendrein gab es eine Fünfsekundenstrafe. Hockenheim schmerzt am meisten. Ein Aufschrei ging durch die Menge: Sebastian Vettel, Ferrari-Star, WM-Leader, Hockenheim-Lokalheld, hatte eben sein Auto in der Sachskurve in die Pistenbegrenzung gesetzt. Nicht hart, aber hart genug. Wir haben während des Rennens den Funk des Heppenheimers verfolgt. Vettel hämmerte aufs Lenkrad und schimpfte: «Oh, Scheisse, oh-nee, so ’ne Kacke!» Der Ärger ist verständlich. Vettel hat nicht nur den so sehr erhofften ersten Formel-1-Sieg in Hockenheim weggeschmissen, aus einem Acht-Punkte-Vorsprung gegen Hamilton nach dem Sieg in Silverstone wurde ein 17-Punkte-Rückstand.

In Italien wäre das zwischen Vettel und Hamilton eine ganz enge Kiste geworden: In einer idealen Welt hätte sich Kimi Räikkönen so positioniert, dass Vettel in Führung gezogen wäre. Gehen wir davon aus, dass die Ferrari-Fahrer mit einer Doppelführung ihren Reifen nicht so viel hätten zumuten müssen wie im wahren Rennverlauf, wäre ein Doppelsieg drin gewesen, Hamilton wäre dann bestenfalls Dritter geworden. Real hiess es am Ende zwischen Sieger Hamilton und dem erneut zu einer Aufholjagd gezwungenen, viertplatzierten Vettel 25:12. Fotokopien vom Duell gegen Hamilton gab es dann in Japan und Texas: weitere Berührungen, Vettel kreiselte weg. Zwischendurch eroberte Mercedes ausgerechnet auf jener Strecke einen Sieg, auf welcher Ferrari den Triumph fast auf sicher glaubte – Singapur.

Das alles war einfach zu viel. Aber es gibt nicht nur Fahrfehler und strategische Irrwege, wie Pedro de la Rosa festhält. Der heute 47jährige Barcelonese ist jahrelang Ferrari-Testpilot gewesen und weiss, wie der Rennstall aus Maranello tickt. Im der spanischen Confidencial hält der 104fache GP-Teilnehmer fest: «Erstmals in der Hybrid-Ära der Formel 1 hatte Ferrari ein gleich starkes Auto wie Mercedes. Der Titel ging deshalb verloren, weil Vettel nicht fehlerfrei gefahren ist und weil ihn Ferrari nicht geschützt hat.»

Der WM-Elfte von 2006 vertieft: «Wenn du als Rennfahrer Fehler machst, dann muss das Team dich in Schutz nehmen. Das gilt ganz besonders für Ferrari. Wenn das nicht geschieht, dann ist es extrem schwierig, mit dem Druck umzugehen, der sich durch die Fehler unweigerlich aufbaut.»

«Ich erinnere an den Unfall in Deutschland. Das war für Vettel ein brutaler Tiefschlag. Aber ich konnte danach nicht sehen, dass sich Ferrari für Sebastian stark macht. Dann kam Monza, als Hamilton an ihm vorbeiging und zum Sieg fuhr. So wie Vettel unter Dampf stand, hätte ich mir für ihn mehr öffentliche Unterstützung gewünscht.»

«Vielleicht war dieser Schutz intern da, aber so etwas gehört in die Öffentlichkeit, um Druck abzubauen, ganz besonders jener Druck, der in der italienischen Presse entsteht. In solchen Zeiten ist es bei Ferrari schwieriger als in jedem anderen Rennstall. Wenn die Dinge gegen dich laufen, ist es extrem schwierig, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Konzentration aufrecht zu erhalten.»

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