Ferrari: Vettel und Schumacher im Erfolgs-Check

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und Michael Schumacher

Sebastian Vettel und Michael Schumacher

​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Sebastian Vettel hat auch in seiner vierten Formel-1-Saison für Ferrari keinen WM-Titel geholt. Wo steht er im Vergleich mit Michael Schumacher?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Lara Esposito aus Chiasso wissen: «Ihr habt vor kurzem Ferrari-Ingenieure Jock Clear mit den Worten zitiert, Sebastian Vettel sei eben kein Michael Schumacher. Das hat mich zur Frage geführt – was sagt hier eigentlich die Statistik? Ich weiss, dass Schumi erst in seinem fünften Jahr endlich zum Titel gefahren ist, das wäre für Vettel die Saison 2019. Wie schneiden die beiden im Vergleich ab, was ihre Ergebnisse mit Ferrari angeht?»

Michael Schumacher ist für Sebastian Vettel immer ein Idol gewesen. Als sie sich besser kennenlernten, hat sich das Verhältnis verschoben. Aus Vorbild und Bewunderer wurden Freunde auf Augenhöhe. Die Vergleiche mit dem grossen Schumacher waren Vettel immer unangenehm. Die Bezeichnung «Baby-Schumi», als Sebastian im Teenager-Alter in der Formel 1 debütierte, hat er gehasst.

Auf die Frage, was die schönste Erinnerung an Michael Schumacher sei, sagte Vettel im vergangenen Winter bei den Kollegen der Gazzetta dello Sport: «Ich habe gewissermassen zwei Michael Schumacher kennengelernt. Den einen, als ich aufgewachsen bin, als ich noch ein Bub war, das war, als würdest du den lieben Gott treffen. Und dann erlebte ich ihn als Erwachsener, als ich selber dann auch gross war. Beim einen Mal traf ich den Champion, beim anderen Mal den Menschen Schumacher. Ich habe erfahren, was Michael verkörpert, dann wer er wirklich ist. Ich habe ihn nie neben den Schuhen erlebt (beginnt zu schmunzeln), ausser vielleicht, wenn er sich mal ein paar Drinks gegönnt hat. Ich habe ihn nie wütend gesehen. Ich habe ihn nie etwas sagen gehört, das keinen Sinn ergeben hätte. Er hatte immer alles unter Kontrolle. Es spielte keine Rolle, ob er in einem Kart sass, in einem Buggy beim Race of Champions oder in einem GP-Renner – bei ihm hattest du immer den Eindruck, dass er Herr der Lage ist.»

«Michael Schumacher war für mich eine enorme Quelle der Inspiration, aber seine ganzen Rekorde sind für mich ausser Reichweite. Was ich hingegen wie er schaffen will – mit Ferrari Weltmeister werden. Gleichzeitig weiss ich auch: Ich habe schon vier WM-Titel gewinnen dürfen, ich darf mich wirklich glücklich schätzen.»

Die Gründe, wieso sich Ausnahmekönner wie Schumacher und Vettel bei Ferrari in den ersten vier Jahren schwergetan haben, sind unterschiedlich: Qualität der Konkurrenz, nicht immer ein echtes Siegerauto, Fehler am Kommandostand und im Cockpit, unterschiedliche Anzahl Rennen oder Pech – im Sommer 1999 verletzte sich Michael Schumacher in Silverstone, damit war der WM-Traum geplatzt. Aber ein Gradmesser ist der direkte Vergleich vielleicht doch, wenn wir etwas in die Tiefe gehen.

Ferrari: Jahr 1

Michael Schumacher 1996
15 GP, 4 Pole-Positions, 3 Siege, 2 beste Rennrunden, 8 Podestplätze, WM-Dritter

Sebastian Vettel 2015
19 GP, 1 Pole-Position, 3 Siege, 1 beste Rennrunde, 13 Podestplätze, WM-Dritter

Ferrari: Jahr 2

Michael Schumacher 1997
17 GP, 3 Pole-Positions, 5 Siege, 3 beste Rennrunden, 8 Podestplätze, von WM ausgeschlossen (nach Rammstoss gegen Jacques Villeneuve beim Finale in Jerez)

Sebastian Vettel 2016
20 GP, keine Pole-Position, kein Sieg, 3 beste Rennrunden, 3 Podestplätze, WM-Vierter

Ferrari: Jahr 3

Michael Schumacher 1998
16 GP, 3 Pole-Positions, 6 Siege, 6 beste Rennrunden, 11 Podestplätze, WM-Zweiter

Sebastian Vettel 2017
20 GP, 4 Pole-Positions, 5 Siege, 5 beste Rennrunden, 11 Podestplätze, WM-Zweiter

Ferrari: Jahr 4

Michael Schumacher 1999
10 GP, 3 Pole-Positions, 2 Siege, 5 beste Rennrunden, 6 Podestplätze, WM-Fünfter

Sebastian Vettel 2018
20 GP, 5 Pole-Positions, 5 Siege, 2 beste Rennrunden, 11 Podestplätze, WM-Zweiter

Wenn wir uns das alles zusammenrechnen, kommen wir auf folgende Bilanz:

Grands Prix
Michael Schumacher: 59
Sebastian Vettel: 80

Pole-Positions
Michael Schumacher: 13
Sebastian Vettel: 10

Siege
Michael Schumacher: 15
Sebastian Vettel: 13

Beste Rennrunden
Michael Schumacher: 15
Sebastian Vettel: 11

Podestplätze
Michael Schumacher: 33
Sebastian Vettel: 38

Was passiert aber, wenn die Erfolge in Relation zu den Einsätzen stellen? Welche Erfolgsquote erzielen die beiden Deutschen? Hier die Zahlen.

Grands Prix
Michael Schumacher: 59
Sebastian Vettel: 80

Pole-Positions
Michael Schumacher: 13 (bei 59 GP Erfolgsquote von 22,03%)
Sebastian Vettel: 10 (bei 80 GP Erfolgsquote von 12,5%)

Siege
Michael Schumacher: 15 (Erfolgsquote 25,4%)
Sebastian Vettel: 13 (Erfolgsquote 16,25%)

Beste Rennrunden
Michael Schumacher: 15 (Erfolgsquote 25,4%)
Sebastian Vettel: 11 (Erfolgsquote 13,75%)

Podestplätze
Michael Schumacher: 33 (Erfolgsquote 55,93%)
Sebastian Vettel: 38 (Erfolgsquote 47,5%)

Fazit: Michael Schumacher hat die Nase vorn.

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